Kapitel 22

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BLANE

Hatte ich das gerade richtig verstanden? Hatte Heather mir gerade in aller Öffentlichkeit auf ihrer Geburtstagsfeier mit einem Mikrofon ihre Liebe gestanden?! War sie verrückt geworden?! Sie brachte uns damit in verdammte Schwierigkeiten! Jonathan würde mich umbringen, von Heathers Familie mal ganz abgesehen! Sie hatte schließlich gerade einen Heiratsantrag von so einem komischen Prinzen-Fuzzi abgelehnt! Der Typ wäre zwar ohnehin nicht gut genug für sie, aber sie konnte mich nicht einfach in der Öffentlichkeit erwähnen und mir ihre Liebe erklären! Alle Augen waren nun auf mich gerichtet, der ganze Garten mit seinen Millionen von Gästen hatte sich zu mir umgedreht und starrte mich an - besonders Jonathan. Wobei dessen Blick eher tödlich wirkte. Und was die Millionen von Leute dachten, die das wahrscheinlich in Sekunden im Internet lesen würden, wollte ich gar nicht erst wissen. Erst recht nicht, was Mom denken würde, wenn sie davon erfuhr. Gott, ich war erledigt! Scheiße, dieses Mädchen war wohl endgültig durchgedreht! Heather sah mich nun abwartend an, aber ich war wie gefesselt und konnte nichts sagen. Nicht einmal meine Hände aus den Taschen nehmen konnte ich. Ich war wie versteinert und starrte sie einfach nur an. Und alle anderen starrten hingegen mich an. Ich wusste nicht wirklich, was ich mit dieser ganzen Aufmerksamkeit anfangen sollte und ich wollte auch nicht hier sein, also machte ich einen Schritt zurück. Sofort wich die Neugier und Hoffnung aus Heathers Augen.
"Blane?", fragte sie, aber ich antwortete ihr nicht und machte noch einen Schritt zurück. "Blane, bitte."
"Ich...", begann ich, doch schüttelte dann den Kopf. Das hier ging nicht. Absolut nicht. Ich musste weg von hier - sofort. Und auch nicht in Jonathans Wohnung, denn dort würde er mich sofort finden und mich in den Senkel stellen und darauf konnte ich im Moment sehr gut verzichten. Also drehte ich mich wortlos um und lief davon, ohne dabei noch mehr Aufsehen zu erregen.
"Blane, warte, bitte!", rief Heather mir nach, aber ich reagierte gar nicht auf sie, sondern lief aus dem Garten, warf das Jacket auf den Boden und rannte dann durch das Tor nach draußen. Ich brauchte dringend einen ruhigen Ort, an dem mich vorerst mal keiner fand. Diesen Scheiß hier musste ich erst einmal verarbeiten.

Erst an der Tower Bridge machte ich Halt und setzte mich dort auf eine der freien Bänke am Ufer der Themse. Obwohl mich einige Leute verwirrt ansahen, weil ich noch mein Hemd und Jonathans schicke Hose trug, ignorierte ich sie und setzte mich einfach. Erschöpft schloss ich die Augen und ignorierte dabei das erneute Vibrieren meines Handys in der Hosentasche. Ich wollte gar nicht wissen, wer mich schon alles angerufen hatte, ich wusste nur, dass Heather Scheiße gebaut hatte, die mich wahrscheinlich den Kopf kosten würde. Ich hatte keine Ahnung, was ich jetzt tun sollte, schließlich konnte ich unmöglich einfach zurück in den Palast, aber nach Hause nach Dublin konnte ich auch nicht, ohne, dass Mom mir den Hals umdrehen würde. Fuck, das war einfach eine richtig beschissene Situation! Sobald mein Handy aufgehört hatte zu klingeln, nahm ich es aus der Hosentasche und wählte Vinces Nummer. Der ging sofort dran.
"Junge, ich steck richtig in der Scheiße", sagte ich.
"Was hast du denn jetzt schon wieder angestellt? Hast du versucht die Krone der Königin zu klauen und wurdest erwischt? Oder sind deine heimlichen Schäferstündchen mit der Prinzessin aufgeflogen?", fragte er verwirrt nach.
"Schlimmer", antwortete ich düster.
"Schlimmer? Was hast du denn angestellt?", fragte er nun noch verwirrter als vorher.
"Heather hat gerade eben auf ihrer Geburtstagsfeier durch ein Mikro nach dem Antrag von ihrem Macker öffentlich gestanden, dass sie mich liebt! Ist die denn total verrückt geworden?! Meine Familie bringt mich um, mal ganz zu schweigen von Heathers Familie und der Presse!", erklärte ich aufgebracht. "Ich meine, was soll der Scheiß?! Hat die Kleine überhaupt eine Ahnung, was sie da angerichtet hat?! Sie bringt mich um! Wie kann man so naiv und dumm sein und denken, dass ich sie nach dieser einen Nacht liebe?! Träumt die etwa echt noch von ihrem Prinzen auf dem weißen Pferd?!"
"Jetzt reg dich mal ab! Was hast du denn mit dem Mädel gemacht, dass sie so für dich schwärmt?", wandte Vince verwirrt ein.
"Keine Ahnung! Ja, vielleicht hab ich ein bisschen meinen Charme spielen lassen, um sie ins Bett zu kriegen, aber deswegen muss man doch nicht gleich so durchdrehen!", beschwerte ich mich.
"Alter, du weißt, wie geil ich es finde, dass du jedes Mädel mit nur einem Blick ins Bett kriegst, aber vielleicht war das bei einer Prinzessin nicht die beste Idee. Die Kleine war schließlich auf 'nem reinen Mädcheninternat. Nichts gegen dich, aber die hätte sich wahrscheinlich auch in einen Düngersack verliebt, wenn der ihr schöne Augen gemacht hätte! Prinzessinnen sind eben anders als unsere coolen Dublin Girls", meinte er, ich verdrehte die Augen.
"Hey, wenn ich mir 'ne Standpauke hätte anhören wollen, dann wäre ich zu Jonathan gegangen", brummte ich gereizt, obwohl ich ihm recht geben musste. Heather war anders. Vollkommen anders. Und deswegen hatte ich von dort verschwinden müssen. Sonst hätte mich das nur in noch mehr Schwierigkeiten gebracht.
"Sorry, so hab ich das nicht gemeint. Hey, du weißt, dass ich dein Freund bin, oder? Ich hab doch auch keine Ahnung, was du jetzt machen sollst, ok? Vielleicht musst du von dort weg, keine Ahnung! Komm zu mir, da verurteilt dich keiner. Und du hast deine Ruhe vor deinen Alten", schlug er vor, ich nickte.
"Scheint wohl das Beste zu sein, ja. Ich bin auf dem Weg, bis in ein paar Stunden", stimmte ich zu.
"Warte, wie...", begann er, doch ich legte bereits auf. Ich wusste noch nicht so genau, wie ich nach Irland kommen sollte, aber immerhin hatte ich mein Handy. Damit konnte ich mir sicherlich ein Ticket buchen, meinen Geldbeutel hatte ich zwar nicht dabei, aber immerhin meinen Ausweis. Vielleicht konnte ich was über das Internet buchen und dann nach Hause fahren. Ich musste so schnell wie nur möglich weg von hier. Und ich würde damit anfangen, dass ich mir neue Klamotten besorgen würde, mit meinem Handy konnte ich schließlich auch bezahlen. Und sobald ich wieder bequeme Sachen anhatte, würde ich zusehen, ob ich ein billiges Flugticket oder irgendeine Art von Fährenticket bekommen konnte. Am besten noch bevor irgendjemand vom Sicherheitsdienst des Palastes mein Handy orten konnte.

Royal - Die Entscheidung meines Lebens Where stories live. Discover now