Kapitel 4

107 3 0
                                    

BLANE

"Sicher, dass das eine gute Idee ist?" Ich sah Vince genervt an und verdrehte die Augen.
"Seit wann bist du denn bitte so ein Schisser? Verdammte Scheiße, jetzt hab dich nicht so! Wir sind schnell drin und genauso schnell wieder raus!", wandte ich gereizt ein und kletterte dann auf den Müllcontainer, um zum verschlossenen Fenster zu gelangen. Ich sah mich noch einmal um, aber niemand war auf der Straße, der Vince oder mich hätte sehen können. Kein Wunder, es war ja auch kurz vor zwölf und in der Vorstadt war um diese Zeit niemand mehr auf den Straßen. Ich drückte das Brecheisen also unter den Fensterrahmen und nach etwas Kraftaufwand glitt es leicht quietschend nach innen auf. Perfekt, wir waren drin!
"Blane, ich hab echt ein komisches Gefühl dabei", murmelte Vince.
"Dann verzieh dich doch, aber der Arsch muss dafür bezahlen, dass er mich durch die Klausur hat fallen lassen!", erwiderte ich fauchend, bevor ich durch das Fenster in die dunkle Eingangshalle meiner Schule kletterte. Nachdem ich zurück nach Hause gekommen war, hatten Eric und Mom mich erst wegen der Klausur und dann wegen Grace in den Senkel gestellt, also war ich nachts abgehauen. Gegen Grace konnte ich nichts tun, aber gegen meinen Rektor, der mir diese scheiß Note verpasst hatte, konnte ich sehr wohl etwas tun. Und genau das hatte ich mit Vince jetzt auch vor. Wir wollten das Büro des verdammten Rektors zerstören, das hatte er schließlich verdient. Ich hörte Vince genervt stöhnen, bevor er auch durch das Fenster geklettert kam. Leise schlichen wir uns die Treppe nach oben, zum Büro des Rektors, dessen Tür ich mithilfe meines Dietrichs innerhalb von Sekunden knackte. Sobald die dicke Holztür leise aufschwang, grinste ich. Jetzt würde dieser Arsch bezahlen! Ich lief ins Zimmer und während Vince an der Tür Wache stand, nahm ich mir die Lampe, die auf dem Schreibtisch stand und zerschmetterte sie auf dem Laptop, der auch sofort einige Schrammen abbekam. Richtig so. Als nächstes ging ich zum Bücherregal und riss einige Seiten aus den Büchern, bevor ich mit einem Permanent-Marker, der auf dem Tisch lag, Arschloch über die Fensterscheiben schrieb. Plötzlich ertönten von draußen Polizeisirenen und Vince sah mich erschrocken an.
"Shit, jemand hat uns gehört!", meinte er panisch. "Wir müssen hier weg, bevor die Bullen uns erwischen!"
"Ist das dein scheiß Ernst?! Ich bin noch nicht fertig! Warte noch eine Minute!", fuhr ich ihn gereizt an, obwohl auch mir das Herz bis zum Hals schlug.
"Eine Minute?! Scheiße, Blane, wir haben keine Minute! Die Polizei ist nur ein paar Straßen weiter, die sind gleich da!", fauchte Vince gereizt. "Komm, lass uns verschwinden! Wenn die uns erwischen, ist dir auch nicht geholfen!" Ich sah auf den Laptop in meiner Hand, den ich gerade eben hochgehoben hatte. Eine Sache noch, dann konnten wir gehen. Also schmetterte ich ihn mit voller Kraft auf den Boden und trat darauf herum, bevor ich meinen besten Freund ansah.
"Ok, wir gehen", stimmte ich zu, also rannten wir zurück nach unten zum Fenster. Doch schon auf der Treppe hörten wir, wie unten die Tür aufging und Rufe durch die Schule hallten. Shit, die Bullen waren schon da! Vince sah mich panisch an, aber ich packte ihn am Arm und zerrte ihn wortlos zurück die Treppe hinauf. In unserem Klassenzimmer gab es eine Notausstiegstreppe, über die wir vielleicht fliehen konnten, also lotste ich meinen Kumpel dorthin. Zum Glück war die Tür nicht verschlossen, aber ich hatte das Gefühl, als würden die Lichter der Polizei und ihre Rufe immer lauter werden.
"Blane, wo willst du hin?", raunte Vince mir zu.
"Da rein, komm", antwortete ich nur und zog ihn ins Klassenzimmer, dessen Tür ich hinter mir schloss und dann zum Fenster lief. Ich öffnete es und sah Vince an. "Los, kletter raus. Dann erwischen die uns nicht."
"Wieso gehst du nicht zuerst?", fragte er verwirrt, während er ebenfalls auf das Fenster zukam.
"Weil ich dich in diese Scheiße mit reingezogen habe und es meine Idee war! Also gehst du auch zuerst hier raus!", erklärte ich knapp. "Und jetzt los! Wir haben keine Zeit, um Volksreden zu halten, wir müssen verschwinden!"
"Du bist 'n guter Kumpel, Blane", meinte Vince und kletterte dann schon auf die metallene Treppe. Ich wollte ihm gerade nachgehen, als die Tür aufschwang.
"Keine Bewegung, stehen bleiben!", schrie einer der Polizisten. Ich hörte nicht auf ihn und wollte gerade Vince nach, aber da wurde ich an der Schulter zurück gerissen. "Nicht so schnell, junger Mann!" Verdammte Scheiße! Wie hatte das nur so verdammt schiefgehen können?!
"Lassen Sie mich los!", schrie ich und wollte mich losreißen, aber der Polizist hielt mich eisern fest.
"Nein, auf keinen Fall! Jetzt will ich erstmal von dir wissen, was du um diese Uhrzeit hier machst! Hausaufgaben jedenfalls nicht!", erwiderte er streng und sah mich an. "Und ich wüsste auch gerne, wie du heißt."
"Geht Sie einen feuchten Dreck an", fauchte ich gereizt.
"Gut, dann finden wir das eben anders raus. Hast du noch was bei dir, an dem wir uns verletzen könnten?", fuhr er fort, ich schüttelte den Kopf.
"Nein, ich hab nichts mehr", knurrte ich. "Kann ich jetzt gehen?"
"Ja, du kannst mit uns mitgehen. Du hast gerade eben nämlich eine Freifahrt im Streifenwagen gewonnen", antwortete er und zerrte mich dann schon auf die Tür zu. Ich drehte mich noch einmal um, aber ich konnte Vince nirgends sehen. Hoffentlich hatte er wenigstens fliehen können!
"Hast du einen Ausweis dabei?", fragte ein weiterer Polizist mich, der vor der Tür auf uns wartete.
"Nein", antwortete ich wahrheitsgemäß.
"Dann musst du uns deinen Namen nennen", versuchte er es, aber ich blieb still. Ihm und seinen blöden Kollegen würde ich gar nichts sagen.
"Komm schon, Kleiner! Wir finden es sowieso raus, aber wenn du von dir aus was sagst, dann kann dir das helfen", erwiderte sein Kollege. "Also? Wie ist dein Name?"
"Justin Bieber", fauchte ich gereizt.
"Na gut, du Superstar, dann nicht. Wir finden es schon raus, keine Sorge. Du hast noch Zeit, bis wir an der Wache sind, um was zu sagen, ok? Danach werden wir sowieso rausfinden, wer du bist und dann deine Eltern anrufen. Mal sehen, ob du dann immer noch so taff bist."

Royal - Die Entscheidung meines Lebens Where stories live. Discover now