Kapitel 11

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BLANE

Diese kleine, verzogene Prinzessin! Ich wusste, dass es nicht clever gewesen war, sie so anzufahren, aber sie hatte mich mit ihrem auffordernden Verhalten so genervt, dass ich nicht an mich hatte halten können. Wahrscheinlich würde sie mich jetzt exekutieren lassen oder Jonathan feuern, aber das war mir egal. Ich wollte zurück nach Dublin, da hatte ich Vince. Und mein Vater interessierte mich ohnehin nicht die Bohne, was der mit seinem Leben machte, war mir total egal. Schließlich war nur Heather daran schuld, dass ich nie einen Vater gehabt hatte und um ehrlich zu sein, wollte ich es den beiden irgendwie heimzahlen. Heather deswegen so anzuschreien, war allerdings vielleicht etwas viel gewesen. Hoffentlich würde ich deswegen nicht ins Gefängnis kommen, ich hatte nämlich keine Ahnung, wie das in England so geregelt war. Trotzdem war es mir egal, dann konnte ich vielleicht wenigstens zurück nach Dublin. Mit etwas Glück konnte ich ja bei Vince wohnen, bis mir das Geld für eine eigene Wohnung ausreichte, dann musste ich auch nicht zurück zu meiner Mutter. Als ich nun die Wohnungstür aufschloss und reinkam, lief Jonathan aufgeregt durch die Gegend, doch sah auf, als ich reinkam.
"Blane, da bist du ja! Ich hab dich schon gesucht! Wo warst du?", fragte er aufgeregt nach und warf sein Handy auf den Tisch, das er davor noch in der Hand gehalten hatte.
"In der Stadt", antwortete ich düster und warf meinen Rucksack auf die Couch, bevor ich mich selber darauf fallen ließ.
"Und da kommst du erst jetzt zurück? Was hast du denn bitte den ganzen Tag in der Stadt gemacht?", fragte er weiter besorgt nach und setzte sich mir gegenüber auf einen der kleinen Sessel.
"Süßigkeiten gekauft, Geld umgetauscht und das Zeug an Vince geschickt", antwortete ich ihm knapp. Mein Vater öffnete den Mund, um zu einer Erwiderung anzusetzen, aber da klopfte es aufgeregt an die Tür. Verwirrt sah mein Vater auf und stand dann auf, um die Tür zu öffnen. Doch als er sie öffnete, konnte ich kaum glauben, wen ich da sah. Was machte die Prinzessin denn hier?! Wollte sie mich etwa direkt hier bloßstellen und verraten?! Sie kam in die Wohnung, bevor Jonathan etwas sagen konnte und setzte sich mir gegenüber hin.
"Können wir noch mal reden? Bitte?", bat sie. Ich sah sie unsicher an, antwortete aber nicht. Wieso wollte sie mit mir reden? Ich hatte eigentlich gedacht, dass sie mich hier verraten wollte! Anscheinend schien das aber nicht der Fall zu sein, aber trotzdem war ich zu nervös, um ihr etwas zu antworten. Unsicher und verwirrt sah Jonathan zwischen uns hin und her, bevor er die Tür schloss und sich dann zu uns setzte.
"Sekunde, was ist hier los? Warum kennt ihr euch? Blane, was hast du angestellt?", fragte er skeptisch nach, ich stöhnte genervt und verdrehte die Augen. Natürlich war ich sofort wieder der Sündenbock! Die perfekte kleine Prinzessin konnte ja gar nichts falsch machen!
"Gar nichts, Jonny, er hat wirklich nichts gemacht! Er hatte sich verlaufen, ich hab ihn im Garten gefunden und mit ihm geredet. Ich hab wohl was Blödes gesagt und da ist er weggelaufen. Ich will mich nur mit ihm aussprechen, das ist alles", antwortete Heather ihm, worauf ich sie verwirrt ansah. Log sie etwa gerade für mich? Was sollte das denn? Ich brachte kein Wort hervor, aber Heather schien es nicht die Sprache verschlagen zu haben. Jonathan allerdings auch nicht.
"Sprechen? Blane, ich hatte dir doch gesagt, dass du bitte nicht mit den Royals redet!", wandte er leicht sauer ein, aber Heather schüttelte den Kopf.
"Jonny, er hat wirklich nichts falsch gemacht, wirklich nicht. Ich hab ihm befohlen, mit mir zu sprechen und er war auch nett. Ich hab Mist gebaut, ok? Und den würde ich gerne wieder ausbaden. Kann ich bitte kurz mit Blane unter vier Augen reden? Bitte?", erwiderte sie und sah meinen Vater flehend an, der seufzte und nickte.
"Na gut, in Ordnung, dieses eine Mal. Aber danach will ich nicht, dass ihr zwei noch mal was miteinander zu tun habt, ja? Das tut keinem von euch gut!", willigte Jonathan unzufrieden ein, bevor er uns alleine ließ. Unsicher sah ich Heather an, die sich etwas vorbeugte.
"Hör zu, ich hab keine Ahnung, warum du so reagiert hast, aber ich will das nicht so stehen lassen. Können wir noch mal von vorne anfangen? Bitte?", bat sie und sah mich flehend aus ihren blauen Augen an. Ich seufzte. Diesen Rehblick kannte ich nur zu gut von Grace, aber bei der zog er nicht mal halb so gut wie bei Heather jetzt. Woran das lag, konnte ich allerdings nicht sagen. Auf jeden Fall reichte es aus, um meine Anspannung zu lösen und zu seufzen.
"Ja, können wir", stimmte ich zu, worauf sie lächelte und aufstand. Ich tat es ihr gleich, woraufhin sie mir ihre Hand hinhielt, die ich annahm und schüttelte.
"Hi, willkommen bei uns auf dem Palastgelände. Ich bin Prinzessin Heather, aber es reicht, wenn du mich Heather nennst und duzt", sagte sie, ich musste daraufhin ebenfalls lächeln.
"Danke. Ich bin Blane, aus Dublin. Ich baue immer irgendwelche Scheiße und hab wohl echt 'n paar Probleme", erwiderte ich, was sie nun auch zum Lächeln brachte.
"Ich helfe dir gerne, diese Probleme zu beseitigen, wenn ich kann", meinte sie und ließ meine Hand wieder los.
"Ist wohl besser, wenn wir das lassen", lehnte ich ab und setzte mich wieder hin. "Ich dürfte dich ja schließlich nicht einmal ansehen, geschweige denn mit dir reden."
"Ach, was Jonny nicht weiß, macht ihn nicht heiß. Ich würde dich gerne näher kennenlernen und du weißt ja jetzt, wo du mich finden kannst. Wir können uns gerne heimlich treffen, wenn du das möchtest", wehrte sie ab, ich biss mir unsicher auf die Lippe. Eigentlich war ich noch etwas sauer auf Heather, aber sie hatte sich wirklich Mühe gegeben und ich konnte ihr dafür genauso gut eine Chance geben. Außerdem wäre es eine coole Story, wenn ich Vince erzählen könnte, dass ich etwas mit der Prinzessin angefangen hatte, während ich hier war. Also wieso eigentlich nicht? Ich nickte.
"In Ordnung, ja", willigte ich ein, sie lächelte daraufhin.
"Cool, danke", meinte sie und drückte mir einen Zettel in die Hand. "Das ist meine Nummer. Schreib mir, wenn du Zeit hast." Damit lächelte sie mich noch einmal an und verließ dann das Zimmer.

Royal - Die Entscheidung meines Lebens Onde as histórias ganham vida. Descobre agora