Kapitel 16

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HEATHER

Gott, was hatte ich heute Mittag nur getan? Ich hatte Blane einfach auf mein Zimmer eingeladen und dann auch noch abends! Ich musste mir etwas einfallen lassen, damit das außer den Wachen keiner mitbekam, erst recht nicht Jonny. Zum Glück hatte ich den mit einem verrückten Auftrag beschäftigen können, also musste ich bloß noch hoffen, dass er auch wirklich so lange brauchen würde, wie ich es mir gedacht hatte. Star und Emy hatten zum Glück nichts von der Begegnung mit Blane im Garten erzählt, denn sonst hätten meine Eltern sich bestimmt aufgeregt oder mich ausgefragt und das wollte ich nicht. Jetzt saß ich in meinem Zimmer und wartete auf Blane, der allerdings schon seit einer Weile auf sich warten ließ. Pünktlichkeit war wohl nicht so wirklich seine Sache. Hoffentlich kam er überhaupt, denn ich hatte ehrlich Angst davor, dass er mich einfach vergessen hatte. Jonny hätte wahrscheinlich gemeckert, weil ich ihm meine Haarspange gegeben hatte, die immerhin ein paar hundert Pfund wert war. Laut Jonny würde Blane sie wahrscheinlich zu Geld machen, aber ich glaubte nicht, dass Blane so drauf war. Ich fand ihn eigentlich sehr nett und deswegen hoffte ich wirklich, dass er mich jetzt nicht vergessen hatte. Zugegeben, vielleicht war ich etwas nervös, denn ich hatte stundenlang vor dem Spiegel gestanden und mich hübsch gemacht, wobei ich stetig nervöser geworden war. Und jetzt war ich so nervös, dass ich ständig auf mein Handy sehen musste und mir ununterbrochen Fussel vom Kleid zupfte. Da klopfte es an die Tür, worauf ich sofort aufsprang.
"Ja?", rief ich aufgeregt zur Tür, während mein Herz mir nun bis zum Hals schlug. Hoffentlich war es nicht Jonny, der mit meinem Auftrag schon fertig war! Eigentlich war das nicht möglich, aber meinem Bodyguard traute ich tatsächlich alles zu.
"Eure Hoheit, Ihr habt Besuch, ein Junge ist hier", rief eine der Wachen durch die Tür. Blane. Er hatte mich also wirklich nicht vergessen!
"Ja, lassen Sie ihn rein!", rief ich ihm zu, worauf die Tür geöffnet wurde und Blane reinkam. Die Wache schloss die Tür hinter ihm wieder, worauf Blane eine kleine Plastiktüte hochhielt.
"Ich hab Kekse dabei", verkündete er grinsend. "Oh, und das hier." Er hielt mir meine Haarspange entgegen, ich nahm sie an und lächelte.
"Danke - für beides", erwiderte ich und deutete auf meine Couch. "Wir können uns setzen, wenn du Lust und Zeit hast."
"Wieso nicht? Mir tun eh die Füße weh, deine Kekse zu finden, hat echt 'ne ganze Weile gedauert!", stimmte er zu und ließ sich auf meine Couch fallen, ich setzte mich zu ihm. Er holte die Kekse aus der Tüte und stellte sie auf dem kleinen Tisch vor uns ab.
"Das tut mir leid, ich wusste sie nicht, dass sie so schwer zu bekommen sind", wandte ich ein und lächelte ihn verlegen an. "Ich muss sie ja nie selber besorgen."
"Schon in Ordnung, ich bin zwar durch halb London gelaufen, aber jetzt hast du deine Kekse und ich wollte mir ja sowieso die Stadt ansehen", wehrte er ab und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. "Und du? Hast du brav Prinzessin gespielt und dich um deine Cousins gekümmert?"
"Na ja, was anderes kann ich ja nicht wirklich machen. Tee trinken und sich um alles kümmern, was man mir aufträgt, ist eben meine Aufgabe", antwortete ich ihm wahrheitsgemäß und zuckte die Schultern. Blane lachte.
"Mich würde das von gar nichts abhalten", meinte er grinsend. "Aber das wird dich wahrscheinlich nicht wundern, ich wäre ja auch gar nicht hier, wenn ich ein braves Muttersöhnchen wäre."
"Na ja, aber... Man bekommt doch Ärger. Macht dir das denn gar nichts aus?", hakte ich verwirrt nach.
"Man darf sich eben nicht erwischen lassen, aber leider lief das bei mir ziemlich beschissen", antwortete er mir beinahe schon gleichgültig. "Aber genug davon, du als Prinzessin solltest jetzt bloß nicht auf dumme Ideen kommen. Statt über mich, sollten wir lieber mal über dich reden. Wie lebt's sich denn so als Prinzessin von England? Kriegst du echt deinen Arsch hinterher getragen, wie die Medien es behaupten?" Ich musste über seine direkte Art erneut lachen. Irgendwie gefiel es mir, dass er so direkt war und kein Blatt vor den Mund nahm. Das war mir bisher nicht sehr oft passiert, die meiste Zeit über stimmten die Leute mir bei allem zu. So war es eben als Prinzessin. Gefallen tat mir das allerdings nicht immer.
"Manchmal schon, ja. Deswegen bin ich ja auch aufs Internat gegangen, dann kann ich sehr viel mehr alleine machen. Ich würde gerne mal mehr alleine machen, aber es muss immer ein Bodyguard um mich herum sein, wenn ich den Palast verlasse, also komme ich nie dazu. Und Jonny hängt mir ja auch ständig am Hintern. Ist ja schließlich auch sein Job", erklärte ich ihm, worauf er mich angrinste.
"Hättest du mal Lust drauf, das echte Leben kennenzulernen?", fragte er, worauf ich ihn unsicher ansah.
"Was meinst du?", fragte ich verwirrt nach.
"Willst du nicht mal raus? Alleine? Oder zumindest mit mir? Ich bin oft genug von irgendwo abgehauen, um dich hier rauszukriegen", hakte er neugierig nach, worauf ich ihn unsicher ansah und mir auf die Lippe biss. Die Vorstellung klang wirklich verlockend, das musste ich zugeben, aber ich konnte nicht einfach weglaufen. Also schüttelte ich den Kopf.
"Nein, das... Das kann ich nicht", lehnte ich also strikt ab. "Das wäre gegen die Regeln und ich will keinen Ärger bekommen."
"Ach, jetzt komm schon!", drängte Blane ungeduldig und sah mich mit einem aufgeregten Blick an, seine Augen glitzerten regelrecht. "Wir könnten uns einen schönen Abend draußen machen, nur wir zwei. Quasi wie ein Date. Wäre das nicht was?" Ich biss mir auf die Lippe. Ich würde gerne auf ein Date mit Blane gehen, auf jeden Fall, aber war es das wert? War es den ganzen Ärger wirklich wert? Andererseits, wenn ich Blane jetzt von mir stoßen würde, könnte es gut sein, dass ich nie wieder eine Chance bei ihm bekommen würde. Na gut, dieses eine Mal. Also seufzte ich und nickte.
"Na gut, in Ordnung", willigte ich ein. "Aber wir müssen in spätestens zwei Stunden wieder hier sein." Blane grinste und sprang auf.
"Dann komm, beweg dich, Prinzesschen! Der Abend ist noch jung und wir haben eine Menge vor!" Noch bevor ich reagieren konnte, hatte Blane meine Hand genommen und zerrte mich eilig aus dem Zimmer, ich stolperte ihm einfach nach. Hoffentlich ging das alles gut!

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Was glaubt ihr, was wird auf diesem Ausflug passieren? Lasst gerne Vermutungen und Feedback da, das würde mich sehr freuen!🥰

Cassy

Royal - Die Entscheidung meines Lebens Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt