Kapitel 12

113 3 0
                                    

HEATHER

Auf dem Weg zurück ins Schloss zitterte ich leicht, aber ich wusste nicht wieso. Ich hatte einfach ein sehr seltsames Gefühl, fast so, als hätte ich etwas falsch gemacht oder den größten Fehler meines Lebens begangen. Aber wieso nur? Nur, weil ich Blane meine Nummer gegeben hatte und mich heimlich mit ihm treffen wollte? Möglicherweise, schließlich hatte ich noch nie jemanden angelogen. Es sprach gegen alles, was ich in meiner Erziehung gelernt hatte, mich heimlich mit jemandem zu verabreden, mit dem es mir eigentlich verboten worden war. Tja, und meine Nummer hatte ich bisher noch nie einfach so rausgegeben. Selbst bei meinen Freundinnen aus dem Internat hatte ich eine Weile gebraucht, um ihnen meine Nummer zu geben und selbst wenn doch, dann hatte ich vorher immer erst Jonny gefragt. Tja, und gerade den hinterging ich nun einfach dreist. Gott, was tat ich da nur? Niemand durfte davon erfahren, dass Blane und ich uns trafen, sonst würde es mit Sicherheit nur Ärger geben! Und wenn die Presse davon Wind bekam, würde ich zum nationalen Eklat werden! Das konnte ich mir nicht leisten, also musste alles unter strengster Geheimhaltung bleiben! Oh Mann, das machte mich jetzt schon komplett fertig! Niemand durfte davon erfahren, absolut keiner! Nicht einmal meine Mutter, auch, wenn sie das mit Sicherheit verstehen können würde. Allerhöchstens mit Oma würde ich darüber reden können, denn bei ihr wusste ich genau, dass sie niemandem etwas sagen würde, nicht einmal meinen Eltern. Aber vorerst wollte ich trotzdem keinem etwas sagen. Also lief ich schnell zurück ins Schloss und verschwand in meinem Zockerzimmer, wo ich eigentlich gerade hatte spielen wollen. Tja, jetzt hatte Blane mich aber so aus der Bahn geworfen, dass ich nicht mehr wusste, was ich tun sollte. Unsicher ließ ich mich auf meine Couch fallen und sah auf mein Handy. Meine Freundin Candace hatte mich bereits fünf Mal angerufen und mir eine Nachricht geschrieben, warum ich so plötzlich aufgelegt hatte. Ich sollte ihr wohl schreiben, dass alles in Ordnung war, bevor sie irgendwen im Palast erreichte, der dann nach mir sehen kam. Also schrieb ich ihr schnell, dass alles in Ordnung war und ließ mich dann rücklings auf die Couch fallen. Wieso gab mir die Sache mit Blane immer noch so ein seltsames Gefühl? Ich war schließlich fast achtzehn Jahre alt, ich konnte mich doch schließlich mit den Leuten abgeben, die ich für richtig hielt, oder? Aber wieso hatte ich dann dennoch ein Problem mit der ganzen Sache? Ich war doch bescheuert! Da piepte mein Handy und als ich darauf sah, hatte ich eine Nachricht von einer unbekannten Nummer. Neugierig entsperrte ich mein Handy und las mir die Nachricht durch.

Hey, hier ist Blane. Nur, damit du auch meine Nummer hast. Danke, dass du mich nicht verraten hast, das hätte mich sonst den Kopf gekostet. Sag Bescheid, wenn ich es irgendwie wieder gutmachen kann.

Oh Gott, Blane hatte mir schon geschrieben! Was sollte ich jetzt tun? Antworten? Fragen, wann wir uns wieder treffen würden? Gar nichts tun? Es einfach als Gefallen für ihn abstempeln? Ich war wirklich noch nie so nervös wegen einer Nachricht gewesen und starrte so unsicher und nervös auf mein Handy, als hätte ich eine Morddrohung bekommen. Das war doch bescheuert! Ich sollte ihm einfach etwas Entspanntes antworten, so schlimm konnte ich mich ja wohl kaum anstellen, oder? Also begann ich mit zitternden Fingern zu tippen.

Hi :). Gar kein Ding, ehrlich. Ich hab das gern gemacht. Hast du morgen schon was vor? Du könntest ja noch mal vorbeikommen und wir könnten eine Runde zocken. Das würde mir als Wiedergutmachung reichen :)

Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich die Nachricht schließlich abschickte. Hoffentlich war das nicht zu forsch gewesen, ich wollte Blane ja nicht verschrecken! Aber was war, wenn er mich als zu aufdringlich empfand und gar nicht kommen wollte? Oder noch schlimmer: Was war, wenn er nur kam, weil er es als Befehl einer Prinzessin sah? Oh Gott, was hatte ich nur angerichtet? Hoffentlich nahm er meine Nachricht gelassen! Unsicher starrte ich auf mein Handy, aber auch nach zwei Minuten kam kein Lebenszeichen von Blane zurück. Weder bekam ich eine Antwort, noch zeigte mein Handy an, dass er die Nachricht gelesen hatte. Ignorierte er mich jetzt? Aber wieso? Das machte mich so unglaublich nervös! Verdammt, das war doch alles nicht mehr normal! Da klopfte es plötzlich an die Tür und ich erschrak darüber so, dass mir mein Handy aus der Hand fiel. Schnell stand ich auf, legte mein Handy zur Seite und strich mir eine lose Strähne meiner Haare zurück.
"Ja, bitte?", rief ich zur Tür, bevor sie auch schon geöffnet wurde und mein Vater reinkam.
"Hallo, mein Schatz. Ich wollte nur kurz mit dir reden und deine Oma meinte, dass du hier bist", sagte er und kam rein. Ich nickte schnell.
"Ja, ich wollte ein bisschen zocken. Was gibt's denn?", fragte ich nach und war froh darüber, dass er wohl nichts über meinen Ausflug zum Haus der Bediensteten mitbekommen hatte.
"Morgen früh kommt deine Tante mit deinem Cousin und deiner Cousine vorbei, mehr wollte ich dir gar nicht sagen. Ach, wobei, eine Sache gäbe es da doch noch", erwiderte er.
"Ach ja? Welche denn?", fragte ich nach.
"Nächste Woche bekommen wir Besuch von Lord Wittingham, zusammen mit seinem Sohn Winston. Ich fände es schön, wenn du ihn kennenlernen würdest, er ist nämlich wirklich nett", antwortete er. "Du weißt, dass ich dich liebe und dir die Entscheidung über dein Leben vollkommen überlassen werde, aber Winston wäre ein wirklich guter Ehemann. Ich verlange nicht, dass du mit ihm zusammenkommst, es ist nur eine nett gemeinte Empfehlung. Ich möchte nur, dass du nett zu ihm bist und ihn kennenlernst." Im ersten Moment wusste ich nicht, was ich sagen sollte, denn so offen hatte mein Vater noch eine über Beziehungen gesprochen. Ich wusste zwar, dass ich irgendwann mal jemanden heiraten sollte, aber dass mein Vater mir so einen Vorschlag machte, verwirrte mich dennoch. Auch, wenn ich genau wusste, dass er mir damit nur ein Angebot machte und mich auf gar keinen Fall zu etwas zwingen wollte. Also nickte ich.
"Klar, natürlich bin ich nett zu ihm", stimmte ich schnell zu. "Das versteht sich doch, Dad. Es ist ja schließlich ein Gebot der Höflichkeit." Mein Vater lächelte mich an und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
"Ich weiß, du bist ja schließlich unsere perfekte Prinzessin. Du würdest nie auch nur eine einzige Regel brechen, das weiß ich ganz genau", erwiderte er, ich biss mir auf die Lippe. Wenn Dad nur wüsste, was ich vor zehn Minuten noch getan hatte, würde er das sofort wieder zurücknehmen!

Royal - Die Entscheidung meines Lebens Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon