Kapitel 11

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Bianca, Yoko, Kent und einige andere Schüler machten sich um Mitternacht wieder auf den Weg zum Pentagon. Keiner hatte sie in der geheimen Nachtschatten Bibliothek entdeckt. Doch die Nachricht, dass sie dennoch verloren hatten, sprach sich schnell rum. Auch Enid und Ajax kamen kurz nach Mitternacht aus ihrem Versteck. Sie hatten sich in der Nähe des Gewächshauses in einem alten Schuppen versteckt. Darin hatten sie bereits im vergangenen Schuljahr ein geheime Bodenklappe entdeckt.

Beide waren von oben bis unten mit Staub und Dreck versehen. Auf dem Hof war nun die gesamte Schule versammelt, bis auf zwei Schüler. Mr. Moody stolzierte wie ein fett gewordener Gockel auf das Podest und griff nach dem Mikron: „Nun denn, wir haben gewonnen…“ Er begann für sich und die Lehrer zu applaudieren, blickte in die Gesichter seiner Kollegen. Auch Mrs. Ashton stimmte kurzerhand in den jämmerlichen Beifall mit ein. „Aber eines muss ich ihnen lassen.“, nun widmete er sich wieder den Schülern, „Sie haben es uns nicht einfach gemacht.“

Enid blendete ihn aus und ließ ihren Blick schweifen. „Wo sind sie?“, flüsterte sie. Ajax hatte es kaum verstanden, denn er lauschte noch immer dem neuen Direktor und seiner Geschichte, wie er mehrere Schüler im Schulbus entdeckt hatte. „Was? Wen meinst du?“, Bianca drehte sich zu ihr und sah ihr besorgt in die Augen, „Wednesday und Xavier?“ Enid nickte ihr zu: „Es ist beinahe 1 Uhr und sie sind nicht hier…“ Ajax widmete sich nun auch seinen Freunden mit einem breiten Grinsen im Gesicht: „Na das kann ja nur eins bedeuten…“ Seine Freunde starrten ihn nur ungläubig an. Selbst Bianca hielt diesen Gedanken für sehr unwahrscheinlich: „Xavier und Wednesday haben sich gemeinsam irgendwo versteckt und haben einfach die Zeit vergessen? Ernsthaft?“ Als sie so darüber nachdachte, machte alles mehr Sinn, als zuerst vermutet.

Enid war sofort klar, dass es stimmen musste und sie versuchte mit allen Mitteln, Ajax und die Anderen auf ein anderes Thema zu bringen: „Und wenn schon… sie werden schon wieder auftauchen…“, sie machte eine kurze Pause und überlegte, was ihre Aufmerksamkeit wecken könnte, „Tja und Mr. Moody hat mit Sicherheit geschummelt… ich glaub, dass er Spione hatte … Schüler, die eine gute Note gebrauchen können oder…“ Kurzerhand fiel ihr Blick auf Jolene, die nicht weit entfernt stand und sie entschied sich, ihren Satz einfach nicht weiter aus zu sprechen. 

Jolene hatte sie die ganze Zeit über belauscht und war alles andere als erfreut über die Tatsache, dass ausgerechnet Xavier und Wednesday vermisst wurden. Ihre Augen funkelten und sie machte sich wütend auf den Weg zum Wohnheim der Mädchen.

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Ein paar Mal war er aufgewacht in dieser Nacht, aber Wednesday hatte einfach immer weitergeschlafen. Er wusste, dass Mitternacht schon lang vorbei sein musste, dass das Spiel bereits beendet sein musste, aber wecken wollte er sie auch nicht. Sie schlief ruhig und strahlte eine unglaubliche Wärme ab, so nah an seinem Körper.

Xavier konnte kaum noch sitzen und musste sich immer wieder neu positionieren. Er legte seine Arme um sie und rutschte mit ihr über den Boden, hob sie auf seinen Schoß und konnte dann nach mehreren Stunden endlich seine Beine ausstrecken. Wie eine schlafende Katze, die nicht von ihrem Lieblingsplatz weichen wollte, lag sie auf ihm. Er liebte es und genoss jede Sekunde. Ihr zierlicher Körper schien so zerbrechlich, dass er sie am liebsten in Watte gepackt hätte. Es war für ihn kaum zu glauben, dass in so einem grazilen Körper eine so starke Persönlichkeit steckte. Ein Gegensatz, der für ihn unerträglich anziehend war. Schon als Kind hatte er Wednesday so kennengelernt. Ein liebreizendes Mädchen, dass nicht auf den Mund gefallen war und dich im Schlaf töten konnte. In seinen Gedanken verloren, bemerkte er nicht, dass sie langsam aufwachte.

Wednesday bewegte sich keinen Zentimeter. Sie spürte Wärme, Arme, die sie hielten und eine Atmung, die nicht ihre war. Ihre Augen suchten im Dunkeln nach etwas Sichtbaren. Da war nichts. Noch vom Schlaf umnebelt setzte sie sich auf, bis sie bemerkte, wo sie sich befand. Sie zuckte augenblicklich zusammen und rutschte von seinem Schoß hin zur anderen Seite der Kammer. Xavier öffnete seine Augen und strahlte sie mit einem Ausdruck an, der verboten gehörte. Ihre Wangen schienen zu brennen, ihr Körper ebenso.

Woe is me, my loveWhere stories live. Discover now