Kapitel 28

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Under blue moon, I saw you
So soon you'll take me
Up in your arms, too late to beg you
Or cancel it, though I know it must be
The killing time
Unwillingly mine

In starlit nights, I saw you
So cruelly, you kissed me
Your lips, a magic world
Your sky, all hung with jewels
The killing moon
Will come too soon

Die Worte hatten ihre Gedanken infiziert. Wie ein Virus, gegen das es kein Heilmittel gab. Sie hallten in ihrem Kopf. Laut, unaufhörlich und bereits seit mehreren Stunden. Die ganze Nacht über hatte sie in ihrem Zimmer geübt, auch wenn sie dieses Lied bereits auswendig konnte. Ihre Finger schmerzten, unter ihren Augen waren dunkle Ringe, die im Kontrast zur ihrer hellen Haut unglaublich schwarz wirkten. Enid saß neben ihr, stocherte müde mit ihrer Gabel in ihrem Frühstück herum und Wednesday nippte immer wieder an ihrem Glas Saft.

Es herrschte Totenstille. Selbst dann, als Xavier und Ajax sich zu sie setzten, gaben beide keinen Ton von sich. „Hey, guten Morgen! Habt ihr gut geschlafen?“, Ajax war voller Motivation und, anders als die beiden Mitbewohnerinnen, in heller Aufruhr in den Tag gestartet. Enid sah zu Wednesday, auf ihrem Gesicht war untypischerweise keine Regung zu sehen, sie war starr und hatte ähnliche Ringe unter ihren Augen: „Frag Wednesday… ich habe so gut wie nicht geschlafen.“ Xavier sah zwischen den beiden hin und her und zog seine Brauen nach oben, neugierig und besorgt: „Was war denn? Hast du die ganze Nacht über an deinem Roman geschrieben?“ „Nein.“, antwortete Enid für ihre Freundin, etwas zu laut für ihren Geschmack.

Wednesday blinzelte ihren Freunden entgegen, sie räusperte sich: „Ich habe gelesen und geschrieben und Cello gespielt… ich konnte nicht schlafen…“, gab sie zu. „Seltsam, ich habe dich gar nicht gehört…“, stellte Xavier verwundert fest. „Ich war im Zimmer … es war zu kalt.“, antwortete sie schnell. „Schade. Hätte gern gehört, was du für deinen großen Auftritt geplant hast.“, gestand Xavier und schenkte ihr ein Lächeln.

Wednesday blickte nervös auf ihre Finger und ignorierte seine Aussage. „Aber ihr seid nicht die Einzigen, die müde sind… ich habe auch schlecht geschlafen… war irgendwie…“, er vergaß, was er sagen wollte, als er von seinem Teller hinauf in ihre Augen sah. Er ließ den Satz unvollendet, aus Angst, Enid und Ajax könnten Fragen stellen, aus Angst, Wednesday würde es nicht mögen, wenn er allen einfach so erzählen würde, dass er nur an sie gedacht hat. Dass er nicht schlafen konnte, weil er sich immer wieder vorgestellt hat, wie es war, sie zu küssen, ihre Schulter, ihren Hals, ihre Narbe, ihr zu sagen, wie besessen er ist von ihr. Er schluckte einen Bissen hinunter, um sich wieder zu beruhigen und es herrschte wieder Stille am Tisch. 

Nach einigen Minuten gemeinsamen Schweigens und Enids lautem Gähnen, waren alle bereit für den Tag, die Teller waren leer. Auch wenn Wednesday auf der Stelle hätte einschlafen können, war sie dennoch unter Strom. Die Aufregung, das Lampenfieber, welche ihr vollkommen fremd waren, durchströmtem ihr ganzen Körper. Xavier, der ihr gegenübersaß und auf so seltsam und dennoch verführerische Weise sein Frühstück gegessen hatte, machte es ihr nicht leichter. Für ihn würde sie diese Qual der öffentlichen Zurschaustellung ihres Könnens ertragen und über sich ergehen lassen. 

Nur dieses eine Mal…

Beschloss sie. Ajax sprang auf: „Los geht’s! Wenn ihr drei hier weiter so rumgammelt, schlafe ich selbst noch ein!“ Er schlug Xavier neben sich leicht auf die Schulter und er kippte beinahe von der Bank. Er hielt sich am Tisch fest und grinste breit. Als er sah, wie Wednesday ihn anblickte, konnte er nicht anders: „Ich kann dich auch tragen, wenn du nicht laufen kannst.“ Augenblicklich sprang sie auf und stellte ihr Glas, den Teller und das Besteck eilig auf ihr Tablett. „Noch kann ich laufen.“, sie nahm das Tablett und setzte sich in Bewegung. Sie schien unbeeindruckt von seinem Vorschlag, doch tief in ihrem Inneren brodelte es. Die anderen folgten ihr.

Woe is me, my loveWhere stories live. Discover now