Kapitel 16

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„Oh wow… ich glaube, wir müssen alle scharfen Gegenstände verstecken.“, Xavier genoss den Moment und blickte schelmisch zur Seite auf seine Partnerin, die lange nicht so düster ausgesehen hatte. Wednesday und er standen inmitten des Eingangsbereichs des Kinos. Um sie herum zahllose, völlig überdrehte Kinder, laute Jugendliche und direkt in Sichtweite befand sich der Tresen für Snacks und Tickets, an dem eine strahlende Mitarbeiterin Kunden bediente. Wednesday musterte das Geschehen und blieb starr, ihre Stimme war monoton: „Das wird ein langer Tag.“

Nahezu synchron traten sie an den Tresen heran. Xavier wusste sofort, dass er an diesem Tag Initiative ergreifen musste, das Ruder übernehmen musste, zum Schutz der Angestellten, der Gäste und wahrscheinlich auch für sich selbst. „Hallo … ähm wir kommen, um zu helfen. Wir sind aus Nevermore.“

Die blonde, junge Frau mit orangefarbenem Basecap und passendem Hemd strahlte ihnen entgegen, auf ihrem Namensschild war der Name Tammy zu lesen: „Oh super! Das ist perfekt. Gerade heute, wo wir maßlos unterbesetzt sind. Ich sage euch, ihr habt den wohl besten Tag erwischt. Heute haben wir nur Kindervorstellungen, bis auf ein paar wenige Komödien und Liebesfilme. An solch einem Tag macht die Arbeit unendlich viel Spaß! Die kleinen Racker sind einfach zuckersüß!“

Wednesday blickte auf einen kleinen, dicken Jungen neben sich, der in der einen Hand einen Lolli hielt und mit der anderen Hand eine riesige Tüte Popcorn. Sie musterte ihn von oben bis unten: „So wie es aussieht, bestehen sie größtenteils auch aus Zucker. Vielleicht sollten sie das Angebot dem Gewicht ihrer Kunden etwas angleichen… am Ende passen sie irgendwann nicht mehr in die Kinositze.“

Die Mutter des Jungen zog ihn am Ärmel weg, ihre Miene war alles andere als begeistert und sie schüttelte nur den Kopf. Tammy ignorierte gekonnt ihren Spruch: „Nun gut, so viel dazu. Hier habt ihr jeder ein Hemd, ein Cap und ein kleines Namensschild. Ich schreibe eure Namen darauf. Wir duzen uns hier alle, ist besser für das Arbeitsklima.“ Sie grinste und gab ein seltsames Grunzen von sich. Xavier verkniff sich sein Lachen und nahm seine Ausstattung entgegen. Wednesday sah das Hemd und das Cap: „Ich kann das nicht tragen… ich bin allergisch.“

„Oh das tut mir leid. Das ist Polyester, eigentlich unbedenklich… wenn“, Wednesday unterbrach die Frau: „Nein es ist die Farbe… ich bin allergisch gegen Farben… wenn sie nicht wollen, dass ich anschwelle wie eine Aubergine oder sich überall an meinem Körper eitrige Beulen bilden, sollten sie mir vielleicht etwas in schwarz geben…“ Tammys Grinsen verschwand blitzschnell: „Oh ok. Ich sehe mal nach, ob ich etwas finde…“ Sie verschwand in einer Tür direkt hinter dem Tresen.

Xavier wandte sich zur ihr, zwinkerte ihr zu: „Du bist heute in Höchstform… das ist erfrischend… wirklich sehr...“ Sie sah sein Grinsen und konnte nicht anders, als ihm ein Lächeln zu schenken. Es hielt nicht lange an, denn Tammy war bereits zurück: „Ich habe noch etwas in pink!“ Wednesday  drehte sich um und wollte gehen. So genervt hatte er sie lang nicht mehr gesehen. Xavier hielt sie sanft, aber bestimmt an der Schulter fest. „Ich denke, wir belassen es bei dem Schild. Das wird genügen…“ Wednesday nickte und Tammy gab sich geschlagen. 

Wednesday trat immer wieder einen Schritt zurück, als sie ihr zu nahekam. Sie zeigte ihr mit genügend Abstand den Tresen, die Schubladen, die Kasse, die verschiedenen Knöpfe am Getränkespender und alles andere, was ihr wichtig erschien. Xavier kam zurück aus dem Raum hinter dem Tresen, er trug das orangefarbene Hemd mit schwarzen Streifen auf den Ärmeln und auf seinem Kopf das Cap mit dem Schriftzug des Kinos darauf.

Sie hatte in ihrem Leben schon viele gruselige Dinge gesehen, doch das toppte alles: „Wow, ich wusste gar nicht, dass sie hier auch Clowns beschäftigten.“ Xavier lehnte sich locker auf den Tresen und war erschüttert: „Autsch… und ich wusste gar nicht, dass es Menschen gibt, die Kinos abgrundtief hassen… nicht wahr WENNSDAY?“ Er blickte auf das kleine Schild, das an ihrem Shirt befestigt war. Tammy hatte ihren Namen falsch geschrieben. Wednesday verdrehte die Augen und ignorierte ihn. Tammy, die den Hinweis nicht einmal verstanden hatte, antwortete nur nebenbei: „Nein nein, Clowns haben wir nur zu Geburtstagen da oder am 4. Juli.“ 

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