Kapitel 5

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Adrik 

Hier saß ich nun, in meinem Büro, vor meinem Computer und laß mir den Berichte meiner Rechten Hand von dieser Woche durch. Liam war schon seit der Volksschule mein bester Freund und die einzigste Person die mir in den letzten Jahren beigestanden ist, abgesehen von meinem Vater, meinem Bruder und Marco. Meine Mutter ist ihren schweren Verletzungen bei der Geburt meines kleinen Bruders Nico erlegen und meine Großeltern leben nicht mehr. Mein Vater war Einzelkind und hat mit dem Ableben meines Opas die Geschäfte übernommen. Seid ich meinen Abschluss in der Tasche hatte, unterstütze ich meinen Vater so gut es geht. Doch er möchte mich noch nicht voll in die Geschäfte einbinden, um mir eine unbeschwerte Jugendzeit zu ermöglichen. Dafür bin ich ihm unglaublich dankbar, denn ich kenne viele Familien die dies nicht so handhaben. Da mein Vater aber gerade auf Geschäftsreise ist, übernehme ich in seiner Abwesenheit alle Aufgaben. Als ich mich meiner Arbeit widmen wollte, klopfte es an der Tür.

"Her-", bevor ich ausgesprochen hatte, platze auch schon Liam und Nico in mein Arbeitszimmer. Beide grinsten über beide Ohren und zeigten dabei ihre makellos weißen Zähne. Nico war für Liam wie ein kleiner Bruder. Liam war schon immer etwas kindisch in unserer Gegenwart, doch zu Fremden oder unseren "Gästen" ist er knallhart und schreckt vor nichts zurück. "Hallo Bruderherz", flötete Nico und Liam begann lauthals loszulachen. Ich blickte die beiden nur Verständnislos an und forderte sie auf weiterzureden. "Also...", begann Liam "Die Kleine ist nach etwas drohen mit der Sprache rausgerückt. Ihr Bruder soll dem Mistkerl viel bedeuten und durch sie werden wir scheinbar nicht an Geld gelangen." "Gut, Liam, schnapp dir Marco und erledigt euren Job. Ich will das Geld spätestens in 2 Tagen auf dem Konto haben." Liam nickte und verschwand aus meinem Büro.

Ich wollte mich gerade meiner Arbeit zuwenden, als ich bemerkte wie Nico unschlüssig vor der Tür stehengeblieben ist. Es wirkte so, als läge ihm etwas auf der Zunge. "Was ist los Nico?" fragte ich ihn fürsorglich. "Was passiert jetzt mit dem Mädchen?" antwortete er zögernd. Überrascht blickte ich ihm direkt in seine haselnussbrauen Augen, welche er von unserer Mutter geerbt hatte. Aber nicht nur seine Augen hatte er von unserer Mutter. Er war ein Ebenbild von ihr. Sowohl charakterlich als auch vom äußerlichen. Ich hingegen war genauso wie mein Vater. Knallhart und eiskalt würden Außenstehenden meinen Charakter beschreiben. Das Aussehen war eine Mischung von meinem Vater und meiner Mutter. 

"Was soll schon mit ihr sein? Sie wird entweder für uns arbeiten oder getötet. Das wird allerdings Vater entscheiden, da es seine Idee war sie zu holen und ich lediglich den Befehl ausgeführt habe. Wieso fragst du? Du interessierst dich doch sonst nicht für so etwas?" Meine Stimme klang schärfer als gewollt und offensichtlich hat es Nico verschreckt. Als er sich zum Gehen wenden wollte, hielt ich ihn auf. "Nico, warum willst du wissen was mit dem Mädchen passiert?" "Nun ja, ich weiß doch auch nicht genau warum a-aber" stockend begann mein kleiner Bruder zu sprechen. Er hatte schon immer Respekt vor mir und meinem Vater. Ich hatte ihm nie etwas getan, aber er kommt wie gesagt sehr nach unserer Mutter, die auch einen sehr weichen Kern hatte und sehr sensibel war.Madre konnte nie so kalt zu anderen war wie Padre und ich. "Sie wirkte so anders als unsere anderen Opfer. Ach, ich weiß doch auch nicht. Sie meinte, dass Familie nie verraten wird, egal was passiert. Erst als Liam ihr die geladene Waffe an die Schläfe hier setzte ihr Verstand aus und die Angst sprach aus ihr. Nur so haben wir eine Antwort auf die Frage bekommen. Als sie von ihrer Familie erzählte, sprach sie über sich als wäre sie selbst Schuld daran, dass ihre Familie sie nicht liebt und ihr Vater das Geld nicht für sie bezahlen würde. Sie nannte sich eine Mörderin und dennoch liebte sie ihren Bruder und Vater. Das konnte ich aus ihrer Stimmlage schlussfolgern. Von ihrer Mutter war nie die Rede, aber ihr Anblick und die Mimik, außer ihre Augen welche verbunden sind, sprach dafür das es ihr nicht gut geht."

Interessiert hörte ich dem Jungen zu und langsam wusste ich warum er so nachdenklich ist. "Nico, kann es sein, dass du dich mit dem Mädchen verbunden siehst? Das du ebenfalls denkst das du ein Mörder bist? Der Mörder unserer Mutter?" flüsterte ich meine Vermutung. Nico senkte seinen Kopf und bestätigte damit seine Vermutung. "Ok jetzt hörst du mir ganz genau zu: Du bist nicht Schuld. Sowas kann passieren. Mama hätte nie gewollt, dass du dir die Schuld an ihrem Tod gibst und egal was das Mädchen getan hat, es geht uns nichts an. Aber wenn dir soviel daran liegt es herauszufinden, dann gehe in den Keller und frag sie. Aber lass sie nicht in dein Herz, wer weiß was Vater mit ihr vor hat und ich möchte nicht, dass du enttäuscht wirst." riet ich meinem Bruder und hoffte das er meinen Worten glauben schenkte. "Danke Adrik!" Mit einer stürmischen Umarmung verabschiedete sich der Kleine und ging aus meinem Büro. 

Eines schicksalhaften TagesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt