Kapitel 60

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Lu

Marco und Liam verließen das Schlafzimmer von Finja und so waren wir beide wieder für uns. Finja hatte ihre Augen leicht geschlossen und wirkte müde. Doch ich erinnerte mich an die Worte von Liam. Finja hatte bis jetzt nichts getrunken oder gegessen. "Finja, würdest du etwas trinken, wenn ich dir helfe?" fragte ich sie vorsichtig. Doch leider kam diesmal keine Reaktion von ihr. Sie wirkte wieder in ihrer eigenen Welt. Ein Funken von Enttäuschung machte sich in mir breit. Doch ich würde nicht "Lu" heißen, wenn ich mich damit zu frieden gebe. Langsam erhob ich mich vom Bett und stiefelte ins angrenzende Badezimmer. Dort füllte ich eines der Gläser mit Wasser und ging vorsichtig, um nichts zu verschütten, wieder zu meiner Freundin.

Behutsam setzte ich Finja etwas auf und lehnte ihren Oberkörper an das Bettgestell. Mit viel Gefühl hielt ich das Wasserglas leicht schräg an ihre Lippen und hoffte inständig, dass sie diese leicht öffnen würde. Wie durch ein Wunder wurden meine Bitten erhört und das Wasser floß langsam ihre Kehle hinab. Mit diesem Fortschritt gab ich mich zufrieden und stellte das Glas auf den Nachttisch. Dann rutschte ich Finja Körper wieder in eine gerade Liegeposition und deckte sie zu. Am Schluss huschte ich ebenso unter die Decke und nahm meine Freundin in den Arm. Ich merkte noch wie Finja einmal tief Luft holte und dann war ich auch schon eingeschlafen. 

Alessio 

*zum gleichen Zeitpunkt wie Lu und Finja*

Ich besprach mit Adrik ein paar Dinge rund um die Mafia, als plötzlich die Tür aufgestoßen wurde und Liam mit Marco im Schlepptau ins Büro rannten. "Sie hat gesprochen! " riefen beide erfreut im Chor. "Was?! Seid ihr euch sicher?" fragte mein Sohn euphorisch. "Naja, also Luna hat sie reden hören und es uns gesagt." zerknirscht blickten mich die Jungs an. "Das ist ja schonmal ein Anfang. Hoffentlich kann sie uns bald sagen was passiert ist. Sollte es wirklich eine Vergewaltigung gewesen sein, dann werde ich höchstpersönlich dafür sorgen, dass die Schuldigen ihre gerechte Strafe bekommen." antwortete ich ihnen ruhig. 

"Wer wurde vergewaltigt?" ertönte eine Stimme aus dem Gang. Abrupt stand ich auf und auch die Jungs standen wie vom Donner gerührt da. "Nico, was machst du hier." zischte Marco ihn an. "Ich wohne hier?!" antwortete mein jüngster Sohn zickig. Jeder konnte Marco ansehen, dass er ihm am liebsten an die Gurgel gehen würde, doch Liam hielt ihn an der Schulter zurück. Ich hatte bereits gemerkt, dass Marco sehr sensibel auf Themen Rund um Finja reagierte, aber es war immer wieder bemerkenswert, wie Liam ihn von 100 auf 0 runterfahren konnte. Generelle sind sich die zwei in letzter Zeit sehr nahe gekommen...

"Also nochmal, wer wurde vergewaltigt?" fragte Nico erneut. Ich holte tief Luft und bat die drei Älteren mich einen Moment mit Nico hier alleine zu lassen. Jene nickten nur und verließen im Gänsemarsch das Büro. Mit einer Handbewegung deutete ich meinem Sohn sich auf einen der Sessel vor meinem Schreibtisch niederzulassen. "Was machst du hier Nico? Ich habe dir doch ausdrücklich gesagt, dass du für die nächste Woche bei Enzo und Co. bleiben sollst." fing ich das Gespräch an. "Ich wollte mit Enzo, Simon und seinen Freunden an den Strand. Da ihr mich aber vor zwei Tagen aus dem Haus gescheucht habt, ohne das ich meine Sachen packen konnte, hab ich natürlich keine Badehose." beschwerte sich Nico. "Die hättest du dir auch ausborgen können." bemerkte ich nebenbei. "Also um nochmal auf meine Frage zurück zu kommen: Wer-" begann Nico, wurde aber von mir unterbrochen. "Finja. Wir wissen nicht hundert Prozent ob es stimmt, aber es liegt auf der Hand." ließ ich die Bombe platzen. Eigentlich wollte ich nicht, das mein Sohn es schon wusste, aber manchmal hat das Schicksal andere Pläne. 

Eines schicksalhaften TagesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt