Kapitel 79

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Finja 

Ich blickte direkt in die Augen meines Bruder. Es war das erste Mal seit dem Vorfall im Keller, dass ich ihm gegenüber stand und auch das erste Mal, dass ich etwas anderes als Angst verspürte. Ich verspürte Hasse, puren Hass im Gegenüber. Aber ich war ebenso entsetzt darüber was Liam mit ihm angestellt hatte. Beim genauer hinsehen war zu erkennen dass ihm die Fingernägel und auch eine Zehe fehlte. Finn blickte mich ebenso geschockt als auch schadenfroh an. "Na kleine Schwester, dass du dich hier Blicken lässt, hätte ich auch nicht gedacht. Hast du nicht schon genug Leben ruiniert und beendet?" versuchte er hämisch zu sagen, wurde aber durch einen kräftigen Hustenanfall unterbrochen. Augenscheinlich dürfte er auch innere Verletzungen erlitten haben, denn er hustete etwas Blut. Ich wollte gerade dazu ansetzen etwas zu entgegnen, als mich eine Hand grob an der Schulter packte und umdrehte. "Was machst du hier? Hab ich dir nicht verboten hier runterzugehen?!" fluchte Liam. Bei seiner Tonlage wurde mir ganz anders. So bestimmt und kalt hatte ich ihn noch nie reden hören und in seinen Augen war ein Tornado aus Gefühlen zu sehen. Seine Lippen waren zu einem schmalen Strich gezogen und wütend kniff er seine Augen zusammen.

"Na Finja, bekommst du überhaupt irgendetwas hin? Du konntest dich ja noch nie an Regeln halten und hast alles falsch gemacht. Aber das du dich selbst der Person widersetzt, die dich trotz deiner verkorksten Art erträgt, dass ist erbärmlich. Wenn dieser Trottel, den ich erschossen habe, wüsste, was du machst....er würde sich auf der Stelle im Grabe umdrehen." ertönte die Stimme meines Bruders. 

Alles um mich herum verstummte und ich nahm nur noch ein langes Piepen war. Er hatte es gewagt, Marco, meine Rettungsanker, die Person die alles für mich getan hätte, zu beleidigen und zu ermorden. Wie als hätte jemand einen Schalter umgelegt verschwanden all meine Gefühle in den Hintergrund und nur eines blieb. Das Gefühl von purem Hass Finn gegenüber. Ohne weiter darüber nachzudenken riss ich mich von Liam los und ging auf Finn zu. Nur am Rande nahm ich war wie Liam nach mir greifen wollte, doch geschockt wich ich seiner Hand aus. 

Auf einem kleinen, rostigen Metalltisch neben dem Körper von Finn lagen unzählige Utensilien. Doch ein Ding hatte es mir besonders angetan. Es war eine mattschwarze Pistole. Mit Vorsicht nahm ich das Teil in eine Hand und bestaunte es. Das schelmische Grinsen von Finn Gesicht war gewichen und nun zeigte er endlich das Gesicht was ich sehen wollte. Angst, er war Kreidebleich und seine Augen waren vor Angst weit aufgerissen. "Das würdest du nicht tun Finja." versuchte eure mich lächerlich zu machen. Doch in meinem Rausch war mir seine Aussage gleichgültig. Zielsicher hob ich die Waffe und richtete sie auf Finn. Ich betätigte den Abzug und es knallte. 

Ich hatte die Augen zusammengekniffen und merkte auf einmal eine Hand um meine Handgelenke, die jene unsanft nach unten drückte. "Das reicht." herrschte mich Liam an. Finn schaute mich ungläubig an und ihm ist scheinbar bewusst geworden, dass ich ihn soeben getötet hätte, wenn Liam nicht eingreifen hätte. Und plötzlich wurde mir bewusst, was ich soeben beinahe getan hätte. Ich hatte ohne Scheu eine Waffe auf meine Bruder gerichtet, mit dem Plan ihn zu töten. Mein Körper begann ohne Kontrolle zu zittern und panisch blickte ich Liam an. Jener sah mich ausdruckslos an und zog mir mit Kraft die Waffe aus der Hand und donnerte sie in die Ecke. Danach schnappte er sich meinen Arm und zog mich unsanft aus dem Raum. Mit einem lauten Knall schmetterte Liam die Tür ins Schloss und schleppte mich die Treppen in mein Zimmer. Wortlos deutete er mir ins Badezimmer zu gehen. Zitternd zog ich mir meine verdreckte Kleidung aus und stellte mich unter die Dusche. "ich hätte meinen Bruder getötet" Immer wieder ging mir dieser Gedanke durch den Kopf und schluchzend brach ich am Fließenden zusammen. Nur am Rande bemerkte ich wie die Tür aufgerissen wurde und Liam mich hochhob. Mir war in dem Moment egal, dass ich nackt war. Er trocknete mich ab und wickelte mich in eines der großen, flauschigen Handtücher. "Es tut mir leid das ich nicht auf euch gehört habe." flüsterte ich. Liam seufzte nur und zog mich auf seinen Schoß. "Weißt du...

Eines schicksalhaften TagesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt