Kapitel 90

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Finja

Schluchzend krallte ich mich an Marco. All die  angestauten Emotionen, Vorkommnisse und Schmerzen in den vergangenen Wochen sprudelten aus mit heraus. Ich heulte bestimmt schon 10 Minuten, doch Marco sagte dazu nichts. Stattdessen strich er mir mit zittriger Hand, beruhigend über den Rücken.
Irgendwann konnte ich mich beruhigen und tastete vorsichtig mit meiner Hand nach seiner. "W-Wie kannst du es sein? D-Du bist doch tot. Wir haben dich zu Grabe getragen" flüsterte ich mit kratziger Stimme, welche etwas heißer klang. Das kam vermutlich vom vielen weinen.
"Ich bin es wirklich meine kleine Prinzessin. Die andere Frage kann ich dir nicht beantworten. Ich weiß nur, das hier etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist und wir mächtig in der Scheiße stecken. Aber genug Trübsal geblasen." Auch in der Dunkelheit wusste ich sofort, dass er ein kleines schmunzeln auf den Lippen trug, welches ich so lange vermisst hatte und dachte es nie wieder zu sehen.
Schweigend saßen wir nebeneinander an der Wand angelehnt bis schließlich mein Rettungsanker etwas fragte: "Welcher Tag ist heute Finja?" Kurz musste ich überlegen. "Ähm der 28.06..." stockend blickte ich in seine Richtung. "Dann hatte meine Prinzessinnen ja schon Geburtstag. Alles Gute im Nachhinein und wie habt ihr gefeiert" Stimmt ich war ja schon 15 Jahre alt. Alle, einschließlich ich selbst hatten meinen Geburtstag vergessen... "ihr habt doch gefeiert, oder?!" durchschnitt die leicht bebende Stimme von Marco die Stille. "Es war so viel los. W-wir, S-sie haben es vergessen..." Die nächsten Tränen lösten sich aus meine verquollenen Augen. "Auch Mäuschen" seufze er und nahm mich in den Arm. "Was ist denn passiert, dass keiner daran gedacht hat?" wollte mein Rettungsanker wissen. Ich holte tief Luft und begann alles, aber auch wirklich alles zu erzählen...

Adrik

Die Suche nach Finja lief auf Hochtouren. Mein Vater war extra aus Amerika hergeflogen um mitzuhelfen bei der Suche. Alle Mitglieder, die derzeit keine Auftrag im Ausland hatten, wurden verpflichtet ebenfalls nach Finja zu suchen. Doch ohne Erfolg. Sie war jetzt schon seit 2 Tagen wie vom Erdboden verschluckt, genauso wie ihr angeblich guter Freund. Ich habe dummerweise vorher keine Nachforschungen getätigt, sonst wäre ich eventuell mit Sicherheit draufgekommen, das es diese Person gar nicht wirklich gibt. Doch wer kommt schon auf die Idee, irgendeinen dahergelaufenen Teenager zu prüfen. Ich jedenfalls nicht. Aber: in Zukunft wird jede noch so unwichtige Person von mit durchleuchtet. Nico ist gerade mit Liam unterwegs und versucht diesen Typen aufzutreiben. Meine IT-Spezialisten konnten leider nicht zurückverfolgen wer mir diese Mail geschickt hatte. Doch mit reichte schon was darauf zu sehen war. Die Angst in ihren Augen wie sie sich panisch umschaute, verfolgte mich bis in meine Träume. Wenn ich überhaupt einmal schlief. Leider hatten wir keine Ahnung was der Entführer von ihr wollte. Weder eine Forderung, noch sonst etwas haben wir erhalten. Wir konnten nur warten und hoffen, dass Finja überhaupt noch am Leben war und nicht wie Marco im Himmel auf uns wartet.

Marco

Ich konnte und wollte nicht wahrhaben, was mir meine Prinzessin alles erzählt hatte. Sie ist seit meinem Tod ein weiteres Mal durch die Hölle gegangen und das obwohl ich ihr versprochen hatte, sie davor zu beschützen. Ich war Adrik und Liam, oh mein lieber Liam - wie ich ihn und seine zärtlichen Berührungen vermisste, dankbar, dass er sich um Finja umgesehen haben. Doch das sie ihren Geburtstag vergessen hatten, dass war unverzeihlich. Für mich war eines klar, wenn ich hier lebend zusammen mit meiner Kleinen rauskommen würde, dann feiern wir eine fette Party und fliegen irgendwohin. Weit weit weg von dem ganzen Stress und Sorgen. Ich bete dafür, dass ich nochmal die Chance bekommen würde, ihr die schönen Seiten des Lebens zeigen zu können. Mit diesen Gedanken driftete ich ab in einen unruhigen Schlaf. Immer auf der Hut um Finja, die vorhin auf meinem Schoß eingeschlafen war, zu beschützen. Schnell gab ich ihr noch einen Kuss auf den Scheitel und schlief schlussendlich ein. 

Eines schicksalhaften TagesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt