Kapitel 21

2.8K 73 0
                                    

Adrik 

Fuck, wir waren zu spät und das auch noch 20 Minuten. Das war noch nie passiert und Vater ist eindeutig sauer auf uns. Es war ihm immer wichtig, dass wir uns 2 mal am Tag pünktlich zum Frühstücken und Abendessen trafen, da Mum dies immer so wollte. Nico und die Anderen wissen nicht, warum es ihm so wichtig ist, aber ich. Und ich hatte genzlich versagt. Es war meine Schuld, dass wir zu spät waren. Ich hatte Liam und Nico überredet gemeinsam eine Runde zu zocken und dabei nicht auf die Uhr gesehen. Marco hatte sich nach einiger Zeit ebenfalls dazugesellt und mitgespielt. Ich wollte eine letzte Revanche einfordern, doch aus dieser wurden viele weitere. Am Büro von meinem Vater angekommen, klopfte ich zaghaft. Es war kein "Herein" zu hören, dennoch betrat ich das Büro. 

Vater saß am Schreibtisch und an seiner angespannten Körperhaltung, konnte ich erkennen, wie wütend er war. "Vater?", fragte ich zaghaft. Er blickte hoch und ich sah einen Sturm an den unterschiedlichsten Gefühlen in seinen braunen Augen. "Was ist der Grund für dein Auftauchen Adrik?" sprach er ruhig - zu ruhig. "Wir...Ich wollte mich entschuldigen, zu spät zum Essen gekommen zu sein. Wir haben die Zeit übersehen. Es war meine Schuld, ich..." "Spar dir deine Rechtfertigung Adrik" unterbrach mich die zynische Stimme meines Vaters. "Ich verlange bei weitem nicht so viel von dir und den Anderen. Ich versuche euch einen halbwegs ruhige und typische Teenagerzeit zu ermöglichen und habe euch drei Älteren bis vor kurzem so wenig wie möglich in das Geschäft eingebunden und so dank ihr mir?  Das Einzige, was ich all die Jahre verlangt habe war unteranderem, dass ihr pünktlich seit. Das war der letzte Wille eurer Mutter und ihr vergesst es. Geht auf eure Zimmer, ich will euch heute nicht mehr sehen." ich sah ihn verzweifelt an und drehte mich um. Als ich das Büro beinahe verlassen hatte, enterbrach mich die Stimm noch einmal "Und Adrik, ich bin sehr enttäuscht von euch." Diese Worte trafen mich am meisten - wie ein Messer, das sich in mein Herz bohrt. Das Eltern enttäuscht von einem sind, tut mehr weh, wie wenn Eltern wütend auf einen sind. 

Mit hängenden Schultern ging ich zu den Jungs runter, welche wie begossene Pudel am Tisch saßen und auf mich und meinen Vater warteten. "Und? Wie ist es gelaufen?" "Du lebst noch, also kann es nicht so schlimm sein" "Was hat Vater gesagt" "Was ist los Bro" Mit diesen Worten wurde ich begrüßt. Ich hob die Hand ums ihnen zu signalisieren, dass sie still sein sollten. "Er ist enttäuscht von uns und möchte uns nicht sehen" Ich drehte auf dem Absatz um und begab mich zu meinen Zimmer. Frustriert ließ ich mich auf meinem Bett fallen. Meine Frust schrie ich in eines der Kissen. Ich verstand meinen Vater und hasste mich dafür, dass ich nicht den Wunsch meiner Mutter erfüllen konnte. Es war das erste Mal, dass mein Vater mit ins Gesicht sagte, das er enttäuscht von mir war. Er hatte es nicht einmal gesagt, als ich so viele Fehler gemacht hatte oder einmal die Polizei vor unserer Tür stand, weil sie mich bei einem illegalen Autorennen erwischt hatten und so fast auf die Mafia gestoßen sind. 

Durch ein Klopfen wurde ich aus meinen Düsteren Gedanken gerissen. Nico trat ein und sah mir mit rot geschwollenen Augen entgegen. Er hatte geweint und das nicht gerade wenig. Ich richtete mich auf und deutete ihm sich neben mich zu legen. Mit zitternder Unterlippe kam er auf mich zu und warf sich in meine Arme. "Es tut mir leid Adrik, es tut mir leid. Das ist alles meine Schuld." flüsterte er mir ins Ohr. "Nein ist es nicht. Wir haben alle die Zeit übersehen und es ist nunmal so. Jetzt heißt es nur, den Karren wieder aus der Scheiße zu ziehen." meinte ich und drückte ihn etwas von mir weg. "ich sitze hier wie einem Memme und weine wie ein kleiner Junge, obwohl ich 17 Jahre alt bin" mit einem schiefen Grinsen schaute er mir mit seinen unschuldigen Augen entgegen. Er war schon immer der weiche unter uns. Für die Mafia war er nicht unbedingt geeignet und das hatte auch Vater schnell bemerkt, weshalb er ihn nicht wirklich einband. Er erledigte nur kleinere Aufträge oder die Büroarbeit. 

Nico und ich redeten noch einen Weile miteinander und langsam schlief mein Bruder in meinen Armen ein. Ich folgte ihm ebenso wenig später ins Land der Träume. 

Eines schicksalhaften TagesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt