Kapitel 82

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Finja 

Mein Wecker riss mich aus einem traumlosen Schlaf. Ächzend quälte ich mich aus meinem Bett und schlürfte in das angrenzende Bad. Die letzten Nächte hatte ich in meinem eigenen Bett geschlafen und war glücklich darüber keine Albträume gehabt zu haben. Mit geputzten Zähnen und geflochtenen Haaren ging ich die Treppe runter und leerte mir etwas Müsli in eine der sauberen Porzellanschüsseln. "Guten Morgen Kleine, na gut geschlafen?" ein gut gelaunter Adrik betrat das Esszimmer und ließ sich neben mir nieder. "Bin gleich fertig. Dann können wir los." murmelte ich verschlafen und fragte mich im nächsten Augenblick wo mein kleiner Diablejo abblieb. "Liam ist schon früh los. Er und Giovani haben einen Auftrag in New York und er wollte dich nicht wecken. Aber ich bin mir sicher er ruft dich heute Abend an." beantwortete mir Adrik meine stumme Frage. Traurig senkte ich meinen blick und stand auf um das Geschirr in die Spülmaschine zu bringen. Ich war ein klein wenig enttäuscht, dass er mir nicht bescheid gegeben hat und einfach abgehauen ist. Schließlich hatte er mir versprochen mich nie ohne Grund oder Verabschiedung alleine zu lassen. "Finja, komm! Sonst startet der Unterricht ohne dich!" rief Adrik vom Vorraum aus. Schnell schnappte ich mir im vorbeigehen meine Lieblingsweste und sprang beinahe ins Auto. "Du trägst sie noch immer?" wollte der junge Mann von mir wissen. Seine Stimme klang dabei etwas vorwurfsvoll doch ich ignorierte ihn einfach. Ich wusste worauf er hinaus wollte. Doch es war mir egal. Die Weste gehörte Marco und er hatte mir sie an dem Abend geschenkt als wir zusammen am Strand waren. Sie roch noch Immer nach ihm und jedesmal wenn ich sie anzog oder in den Händen hielt, fühlte ich mich ein kleines Stück näher mit ihm verbunden. So, als würde er neben mir sitzen und auf mich aufpassen. 

An der Schule angekommen hechtete ich aus dem Auto und verabschiedete mich mit einem kurzen "Tschüss". Angespannt lief ich über den Schulhof und umklammerte dabei den Riemen meiner Ledertasche bei jedem Schritt etwas fester. Ich hoffte inständig, Lu nicht über den Weg zu laufen. Ich wollte nicht mit ihr reden. Doch ein klitzekleiner Teil, ganz tief in mir drinnen, wünschte sich meine Freundin zurück. In meinen Gedanken versunken stieß ich plötzlich mit etwas hartem Zusammen. Unglücklicherweise stolperte ich beim zurückprallen über meine eigenen Füße und drohte zu fallen. Doch der Arm des Unbekannten griff nach meinem Handgelenk und bewahrte mich vor einem unangenehmen Sturtz. Als ich wieder sicher auf beiden Beinen stand, musterte ich meinen Gegenüber. "Holy shit ist der heiß" war der erste Gedanke der mir durch den Kopf ging. Seine brünetten Haare waren etwas länglicher, gelockt und nach hinten gestylt. Seine karamellfarbenen Augen wurden durch lange Wimpern zur Geltung gebracht und sein eng anliegendes T-Shirt betonte seine muskuläre Statur. "Hey ich bin Conner und du?" fragte mich mein gegenüber. Seine Stimme war wie Musik in meinen Ohren. "Äh Finja" stammelte ich überrascht. "Hey Finja, ich bin neu hier. Kannst du mir eventuell sagen wo das Sekretariat ist?" wollte der Typ von mir wissen. Um mich wieder zu beruhigen holte ich tief Luft und antwortete ihm mit einem "Na klar". Nebeneinander liefen wir die Gänge bis und Sekretariat hinunter und vor der richtigen Tür blieb ich stehen. "Da wären wir. Ich muss dann aber auch los. Vielleicht sieht man sich ja nochmal." rief ich ihm hastig hinterher und sprintete den Weg zu meiner Klasse. 

Gerade noch rechtzeitig erreichte ich den Raum und ließ mich auf einem freien Platz fallen. Lu erblickte ich bei einer Gruppe von Mädchen, welche alle knappe Kleidung trugen und das Gesicht mit Schminke wie Modelliermasse verspachtelt hatten. Unsere Blicke begegneten sich und kurz konnte ich einen kleinen Funken von Traurigkeit in ihnen erkennen. Doch schnell drehte sich Lu mit wütendem Blick um und beteiligte sich wieder an dem Gespräch. Die Glocke läutete zum zweiten Mal und damit ging die Tür auf und unser Chemie Professor betrat den Raum. "Guten Morgen Schüler. Ich heiße euch in der neuen Schulwoche willkommen." begrüßte er uns. Nach circa der Hälfte der Unterrichtszeit wurde die Tür erneut geöffnet und die Direktorin kam dich gefolgt von einem mir bekannten Gesicht in das Klassenzimmer. "Liebe Klasse, ich weiß es ist untypisch kurz vor den Ferien einen neuen Mitschüler zu begrüßen doch es gibt manchmal Ausnahmen. Am besten du stellst dich mal selbst vor." und damit verschwand die Frau auch schon wieder. "Hallo, ich bin Conner und vor kurzem hierhergezogen. Mehr müsst ihr auch nicht wissen." antwortete er kühl. Etwas erstaunt musterte ich ihn. In der Früh war er doch noch so lustig und aufgeschlossen. "Gut, setzt dich einfach neben Finja" durchbrach der Professor die unangenehme Stille. Mit einem tiefen Seufzer ließ sie Conner neben mir fallen. "Cool das wir in einer Klasse sind." flüsterte der Junge erfreut in mein Ohr. Perplex blickte ich ihn an. War er schwanger? Kein Mensch, nicht einmal Adrik hatte solche Gefühlsschwankungen?

Eines schicksalhaften TagesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt