Kapitel 14

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Finja 

Durch Sonnenstrahlen in meinem Gesicht wurde ich am Morgen geweckt. Müde versuchte ich mich aufzusetzen, doch starke Arme hielten meinen Oberkörper umschlungen und beim anspannen meines Brustkorbes, schmerzten meine Rippen. Und plötzlich waren sie wieder da, die Bilder aus dem Keller, indem mein Bruder mich verprügelt hatte. Die Bilder aus meinem Traum letzte Nacht, indem mein Vater mich verprügelt hatte. Das Gefühl von Schmerzen, Trauer, Angst und Wut, Wut auf mich selbst. Tränen brannten erneut in meinen Augen. Ich hatte Angst - Panische Angst davor was in Zukunft mir mir passieren soll. Der Gedanke an den Tod bekam plötzlich der einzig logische. Mein Vater und mein Bruder hassten mich. Sollte ich hier lebend rauskommen, dann würde ich spätestens tot sein wenn ich über die Türschwelle meines Hauses  trete. 

Versteinert wartete ich darauf das sich die Arme von mir lösten. Ich konnte nicht sehen wer mich umschlungen hatte, dich ich war der Person dankbar. Dankbar dafür, dass sie mich gestern vor einer bevorstehenden Panikattacke gerettet hatte. Eine Zeit verging und langsam begann sich der Körper hinter mir zu bewegen. Ein leises Grummeln war zu vernehmen und die Umarmung löste sich. Ich drehte meinen Kopf ein Stück und blickte in die verschlafenden Augen von Typ Nummer 2/ Liam. Erschrocken blickte ich ihn an. Er war der Letzte den ich vermutet hatte. Ich dachte eher das Nico oder vielleicht Marco in der Nacht gekommen waren, aber doch nicht Liam. Der Liam, der mich von Anfang an verachtet hatte. Der Liam, der mit mir kaum ein Wort gewechselt hatte. Der Liam, der mich aus seinen dunklen, blauen Augen geradewegs anstarrte. "Guten Morgen" lächelte er mit seinen geschwungenen Lippen und seine rauer Morgenstimme hallte durch den Raum. Ich blickte ihn geschockt an und murmelte ebenfalls einleises "Guten Morgen". "Hast du nochmal schlafen können Kleine?" "Ähm, Ja irgendwie schon." Schüchterne drehte ich meinen Kopf wieder in die andere Richtung und wartete darauf das was passierte. "Dann ist gut. Ich werde jetzt aufstehen und in mein Zimmer gehen um mich frisch zu machen. Danach holt dich Nico zum Frühstück - in Ordnung?" Ich nickte nur und Liam stand im selben Moment auf. "Bis nachher", mit diesen Worten verabschiedete sich Typ Nummer 2 und verließ "mein" Zimmer. 

In dem Badezimmer hatte ich noch eine Zahnbürste und Zahnpasta gefunden sowie den 2. Pullover von Nico. Mit gekämmten Haaren und einem neuen Pullover ging ich vor die Badezimmertür und sah mich genauer im Zimmer um. Mit einem Klopfen wurde ich aus meiner Entdeckertour gerissen und Nico betrat mit verwuschelten, nassen Haaren mein Zimmer. "Sorry für die Verspätung, aber ich habe verschlafen und das Haarwaschen hat bei meinen wundervollen Haaren einfach zu lange gedauert." verschmitzt grinste er mich an und deutete mir zu folgen. Wie bereits gestern am Abend, liefen wir nebeneinander im Flur Richtung Essensaal. Dort Angekommen machte mir Nico die Tür auf und wir betraten Nacheinander das Esszimmer. Adrik und Marco saßen bereits am Tisch und tranken Tee oder Kaffee. Nico begrüßte sie mit einem lauten "Guten Morgen" und ich murmelte nur ein schüchternes "Hallo" als wir am Tisch angekommen waren. "Wisst ihr wo Liam bl-", fragte Marco doch im selben Augenblick wurde er mit "Bin schon da. Bin schon da!" von Liam unterbrochen. "Ist es denn nie Möglich, dass alle pünktlich zum Essen kommen?" motze die Stimme von Adrik. Er schien, wie Nico bereits gestern gesagt hatte, viel wert auf Pünktlichkeit zu legen. "Sorry Bro, aber ich hab die Zeit übersehen" entschuldigte sich Liam zähneknirschend. Mit einem lauten Seufzten griff Adrik zum Besteck und wünschte und allen einen Guten Appetit. 

Das Essen verlief schweigsam und die Teller wurden diesmal von Marco und Liam eingesammelt und weggebracht. "Wann kommt Vater eigentlich nach Hause" durchbrach Nico die Stille. "Adrik blickte auf und zuckte nur mit den Schultern. "Vermutlich heute Abend oder morgen in der Früh." Nico nickte und damit war das Gespräch beendet. Unsicher schaute ich zwischen den Brüder umher. Das Verhältnis der Beiden schien nicht das Beste zu sein, doch man kann sich auch täuschen. Das hatte ich bereits in meinem Leben gelernt - jeder kann sich in Menschen täuschen obwohl man dachte man kennt sie gut. Liam und Marco betraten im selben Moment den Raum und Marco bedeutete mir mitzukommen. Unsicher verließ ich hinter ihm den Essensaal. "Ich bringe dich wieder in dein Zimmer. Jenes wird nicht verlassen bis einer von uns zu dir kommt und dich holt - ok?" Ich antworte mit einem leisen "Ja" und betrat das Zimmer. Wenige Augenblicke später kam Marco erneut in das Zimmer - auf dem Arm Bücher und Zeitschriften. Ich blickte ihn überrascht entgegen und bedankte mich mit einem strahlenden Lächeln. Der junge Mann verließ das Zimmer mit einem nicken und schloss die Tür hinter sich. Ich schnappte mir das erste Buch und legte mich auf das Bett. Ich liebte schon immer das Lesen, egal welche Genre. 





Eines schicksalhaften TagesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt