Fata viam invenient (Teil 2)

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„Alles, was du in seiner Nähe gefühlt hast, spürt er auch. Du bist derjenige, der ihn für immer zu Fall bringen wird. Ich werde ihn mit deiner Hilfe endlich stürzen können, ihn betteln sehen. Ich werde zuhören, wie er mich anfleht, dein Leben zu verschonen und dich ihm zu geben. Er würde für einen letzten Augenblick mit dir seine Seele und sein Leben opfern."


Angst und Hass fluteten gleichermaßen meinen Geist. Bewegen konnte ich mich nicht mehr, so geschockt war ich von der berechneten Brutalität hinter dieser Entführung. Doch anstatt Angst um mich selbst zu haben, da die Worte implizierten, dass ich sterben könnte und nur als Köder diente, machte ich mir Sorgen um Minho. Nie hätte ich ihm solches Leid zufügen wollen, noch hatte ich das in Zukunft vor. Ich liebte ihn wirklich.

Es fühlte sich schrecklich an so benutzt zu werden und nichts tun zu können.

„Jetzt guck nicht so verzweifelt. Man könnte fast Mitleid mit dir bekommen." Gott streckte seine Hand nach mir aus und seine kühlen Finger legten sich auf meine Wange. Ich zuckte augenblicklich zurück und starrte ihn nur halb wütend, halb verachtend an.

„Das ist grausam. Es ist nicht gerecht mich zu benutzen, um einen anderen leiden zu lassen. Es ist nicht gerecht, seine Streitigkeiten auf dem Rücken anderer auszutragen. Meine Gefühle sind echt. Ich liebe Minho... Und selbst wenn mich dieses Ritual dazu gezwungen hat, dann werde ich jetzt nicht damit aufhören. Ich weigere mich, dieses kranke Spiel mitzuspielen."

Ich war so angewidert und wütend, dass ich kaum merkte, wie sich mein Schatten auf dem wolkig weißen Pfad ausbreitete und hinüber zu meinem gerade schlimmsten Widersacher kroch, als wolle er ihn sogleich anfallen. Aber Gott hatte es bemerkt und sprach bereits weiter.

„Es ist ungemein erfrischend, nach all den Jahrhunderten auf jemanden zu treffen, der nicht gleich nach meinen Regeln spielen will. Ich weiß schon, warum das Schicksal dich für Satan erwählt hat. Doch lass mich dir eines sagen: Ich bringe jeden irgendwie dazu, für mich zu spielen. Ich habe es schon bei deinem Freund Seungmin geschafft, ebenso bei Jeongin und du bist keine Ausnahme."

Entsetzt riss ich die Augen auf und mit zittriger Stimme fragte ich nach. "W-was meinen Sie damit? Was haben Sie mit ihnen getan?" Meine Wut wich der Sorge über das Wohlergehen meiner Freunde und sogar mein Schatten zog sich wieder zurück, ohne dass er Gott in irgendeiner Weise geschadet hätte.

Der Mann vor mir legte den Kopf in den Nacken und lachte. Glockenhell und ebenso glasklar. Doch wie bei seinen Engeln klang es eher gruselig als vergnüglich.

„Hast du dich nie gefragt, warum Christian bei deinem kleinen Freund aufgetaucht ist? Oder weshalb euer Jüngster in letzter Zeit so schrecklich zerstreut und fremd auf euch wirkt? Ich habe die Fäden in der Hand und kann meine Schachfiguren einsetzen, wie ich sie brauche. Ich kann gut vorausplanen und habe meine ersten Züge mit Bedacht getan. Und mit dir setze ich einen weiteren Zug, das Schachmatt sozusagen. Es steht König gegen König und ich habe die Läufer des Spiels, ich habe die gegnerischen Spieler geschwächt und sozusagen die gegnerische Königin als Trumpf... Was denkst du, wie diese Partie ausgeht?"

Ich wollte einfach etwas erwidern. Ich wollte mich dem nicht beugen und hinnehmen, dass alles so leicht entschieden werden konnte.

„Woher wollen Sie wissen, ob diese Schwächung ausreichend ist? Sie haben schon einmal versucht, Satan umzubringen und sind gescheitert." Meine freche Erwiderung erheiterte den Mann jedoch nur noch mehr.

„Diesmal habe ich dich. Und wie bei deinen Freunden bist du die Schwachstelle deines Dämonen... Bei Seungmin hatte ich doppelt Glück. Christian ist Chans einziger Sohn. Nicht nur dein kleiner Freund wird Narben davontragen, sondern auch sein Dämon... egal wie wenig er mit seinem Sohn gemeinsam hat, er bleibt sein Fleisch und Blut. Solche Bindungen sind stark."

Dancing with Demons 2. TeilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt