Wie gewonnen, so zerronnen

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AN: Ich hatte ja erwähnt, dass ihr heute noch einen Johnny Cash Song als musikalische Untermalung des Kapitels bekommt. Und ich denke, am Ende werdet ihr es verstehen.

Triggerwarnung: Blut, Schmerzen


Jisungs Pov:

Unbeweglich saß ich wieder einmal auf der kleinen Bank direkt am See und sah hinab auf das Wasser, das heute ungewöhnlich dunkel wirkte. Aber damit spiegelte es perfekt meine Stimmung wieder. In meinem Kopf schwirrten die Gedanken, sie kreisten alle um diesen einen zentralen Punkt, der so schwer zu begreifen war. Minho wollte wirklich alles was wir hatten wegwerfen, er wollte seiner Bindung mit mir entkommen oder zumindest einem Skandal vorbeugen, indem er diese arrogante Frau zur Königin ernannte... heute.

Zuerst wollte Felix mir gegenüber nicht recht mit der Sprache herausrücken, aber schlussendlich hatte er mir gestern davon berichtet, als er mich besucht hatte, um sich nach mir und seinen Eltern zu erkundigen.

Und seit dieser Nachricht hatte ich eigentlich an nichts anderes mehr denken können. Egal was ich tat, um mich abzulenken, schlussendlich landete mein Fokus erneut auf der Frage, wie ich diese absurde und zutiefst verhängnisvolle Entscheidung doch noch abwenden konnte. Aber ich gelangte immer wieder an eine Mauer, die ich nicht überwinden konnte, diese eine Hürde, die ich nicht einzureißen wusste. Ich musste einen Weg finden, Minho dazu zu bringen, seine Gefühle zuzulassen. Er musste erkennen, dass seine Empfindungen von Bedeutung waren und dass sie seiner Natur nicht ausschließlich schadeten, sondern ihn ebenso zu einem besseren Wesen machen konnten. Doch gleichzeitig sollte diese Erkenntnis auf eine Art und Weise erreicht werden, die ihm bewies, dass ich auf seiner Seite stand. Die Mauer zwischen uns konnte nur überwunden werden, wenn er sich meiner Liebe sich sein konnte – immer und überall. Er musste sie sehen.

Mein Kopf ruckte nach oben und ich blinzelte ungläubig, als die Lösung wie ein Blitzschlag durch all die sinnlosen und unnützen Überlegungen zuckte. Dann bildete sich ein feines, aber trauriges Lächeln auf meinen Lippen und ich schüttelte leicht den Kopf, als die Gewissheit, dass dies die einzig denkbare Lösung war, meinen Geist mit Ruhe und Akzeptanz füllte. Alle übrigen Gedanken waren hinfortgerissen, alle Bedenken und Zweifel an die Methode ausgelöscht. Es war wie das Wasser des Sees vor mir, dunkel und glatt.

„Endlich weiß ich, was du mit dem neuen Weg meintest, den ich beschreiten sollte... Und wieder einmal hast du mir dabei verschwiegen, was du vermutlich seit ich zum neuen Gott bestimmt wurde wusstest", murmelte ich resigniert und erwartete nicht einmal unbedingt eine Antwort. „Aber ist es wirklich das, was mir vorbestimmt ist?"

„Nein, das wusste ich schon viel früher, Jisung." Die Stimme des Schicksals klang wie immer, zärtlich und fast umschmeichelnd wie eine liebevolle Berührung, als wollte es mir Trost spenden oder Mut zusprechen. „Deine Bestimmung stand bereits vor deiner Geburt fest... ich habe sie dir auferlegt."

Ich schluckte hart und plötzlich fand doch noch etwas neben meinem trüben Schicksalspfad Platz, für den ich nun bereit war. „Aber das ist-"

„Ich habe dich noch vor deiner Geburt dazu auserwählt, diesen Weg zu gehen, den du heute beschreitest. Ich kannte alle deine Schritte und deine Entscheidungen, noch bevor du das Licht der Erde gesehen hast, Jisung. Allein meinetwegen wurdest du geboren, allein darum trägst du diese reine Seele, nur deshalb hast du damals den Eingang zu Jungkooks Arbeitszimmer gefunden und damit alle weiteren Ereignisse ausgelöst. Es war mein Wille, dass der Teufel das Lieben lernt und dafür habe ich dich geschaffen."

Selbst wenn mein Verstand vollkommen klar und präzise arbeitete, so benötigte ich einige Sekunden, um das gesamte Ausmaß zu erfassen und diesmal stahl sich ein eher zynisches Lächeln auf meine Lippen.

Dancing with Demons 2. TeilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt