Blasphemie

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Triggerwarnung: Erwähnung von physischer Gewalt, Drohungen 

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Felix Pov:

„Haltet ein!", rief Michael nun. Er breitete seine gigantischen Schwingen aus und sah für einen Moment zu mir, bevor er sich an Satan wandte. „Ich weiß, weshalb du hier bist Satan." Sein Blick schweifte flüchtig zu seinen Brüdern und seine nächsten Worte überraschten selbst mich.

„Aber ich werde heute nicht dein Gegner sein, noch werde ich mich dir in den Weg stellen."

Ein wütender Schrei war von einem der anderen Engel zu hören, bevor dieser auch schon aufbegehrte. „Michael! Du wirst doch nicht etwa zum Verräter!"

Ich blickte hinüber zu dem aufgebrachten dunkelhaarigen Engel, ebenso wie sich mein Vater umdrehte und beschwichtigend die Hände hob. „Hör auf damit, Raffael. Du wirst wohl selbst sehen, dass dieser Krieg vollkommen sinnlos ist. Unser Herr hat den Verstand verloren. Er hat einen Jungen entführt, um diese Auseinandersetzung zu provozieren und jetzt sollen wir für diese Torheit kämpfen und sterben? Das werde ich nicht zulassen."

Die eisblauen Augen streiften mich und ein kleines Lächeln huschten über die weichen herzförmigen Lippen, die meinen so ähnlich waren. „Mein Sohn ist einer der Rebellen... nie werde ich zulassen, dass er heute stirbt. Nicht wegen den Verfehlungen eines fanatischen Wesens, das seit Jahrhunderten nur seine Rache kennt."

Seine Augen zuckten zurück zu dem Erzengel, den er Raffael genannt hatte. „Bitte Bruder, lass nicht zu, dass deine Gerechtigkeit deiner Vernunft im Wege steht." Dann wandte er sich an die anderen beiden. „Wir müssen nicht kämpfen. Lasst uns einen Kompromiss finden."

Sogar Lucifer begriff offenbar nicht sofort, was mein Vater da tat, denn seine Augen waren geweitet und seine Hand krampfte sich kurz fester um meinen Unterarm. Beruhigend legte ich eine Hand auf seine. „Binnie, er meint es ernst. Er wird euch nicht bekämpfen", murmelte ich und war in diesem Moment unglaublich stolz auf meinen Vater aber ähnlich besorgt darüber, was die anderen drei Erzengel tun würden.

„Sie sind seit Urzeiten unsere erbittertsten Widersacher, Michael!", meldete sich einer der Engel zu Wort, die ich noch nicht namentlich kannte. Dieser hatte hellbraunes Haar, ähnlich eisblaue Augen und sein Gesicht spiegelte Unverständnis ebenso wie Verachtung wider. „Wir sind besser als diese niederen Wesen und du willst uns dazu bringen, sich ihnen zu unterwerfen?"

Ich verstand, dass es hier ebenso um eine Machtfrage ging. Zwar war Michael der Höchste der Engel, aber ihn jetzt auf einer neutralen Position zu sehen – möglicherweise sogar für die Gegenseite – musste seine drei Brüder vor den Kopf stoßen.

„Ich verstehe deine Wut, Uriel. Aber bedenke meine Worte, das sollte nicht unser Kampf sein. Wir sollten nicht die Waffen führen, wenn ein anderer den ersten Stein geworfen hat." Immer noch war die Stimme meines Vaters beruhigend und sanftmütig. Es wunderte mich fast selbst, dass sogar Satan gewillt schien, diesen Streit nicht weiter anzufachen. Der rote Drache sank sogar herab auf den Boden und wir anderen taten es ihm gleich. Dort verwandelte sich Satan zurück und trat mit erhobenem Haupt auf Michael zu. Er beobachtete die restlichen Engel mit Argwohn, doch schon tönte seine Stimme entschlossen und laut über die Ebene.

„Mein Wille ist es, euren Gott zu stürzen. Nur ihn. Und ich werde all diejenigen töten, die sich mir dabei in den Weg stellen... nicht mehr und nicht weniger. Euer ach so geliebter Gott glaubt, er könne sich über alle Regeln der Natur hinwegsetzen." Seine Augen schienen Funken zu sprühen. „Und ihr habt es gewusst! Er hat euch benutzt und zu Mitwissenden gemacht, nachdem er das Ritual erschaffen hatte. Ihr habt einfach weggesehen!" Seine Worte klangen alles andere als friedfertig und wüsste ich nicht, dass dieser Dämon unglaublich berechnend war, hätte ich geglaubt, er würde hier gleich alles in Schutt und Asche legen. Ganz gegenteilig zu dieser Erwartung schwieg er nun kurz und sah hinauf zu den Erzengeln, die sich weiterhin scheuten, von ihrer erhabenen Position herabzukommen.

Dancing with Demons 2. TeilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt