Im Auge des Sturms

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Triggerwarnung: psychische und physische Gewalt, schwere Wunden, viel Blut, Tod

Heute gibt es wieder eine tolle Zeichnung von der lieben CassKed
Sie hat sich einmal mehr selbst übertroffen und ich liebe einfach, wie lebendig ich mir diese Szene durch das Bild vorstellen kann. Danke dir Barby 💕 du bist einfach großartig und so talentiert. 

Außerdem mal wieder einen Song, den ich zu diesem Kapitel und eigentlich zur ganzen Dynamik von Hyunin feiere...

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Jeongins Pov.

„Er hat recht, er war es nicht. Ich war es."


Die Stimme hallte irgendwie hohl durch den Raum und auf einmal tauchte eine Gestalt in der Küchentür auf. Ich schnappte nach Luft und sah verzweifelt zwischen den beiden Wesen hin und her. Ich glaubte, doppelt zu sehen. Im Rahmen der Küchentür stand ein zweiter Mann, der dem Dämon vor mir verblüffend ähnlich sah. Er hatte ebenso silbergraues Haar und die gleiche hochgewachsene Statur.

Plötzlich griff jemand nach meinem Arm und Hyunjin zog mich leicht hinter sich. Oder war es gar nicht Hyunjin?

Dann grinste der Hyunjin an der Tür überheblich. „Da staunst du, oder Jeongin? Ich konnte dich die ganze Zeit täuschen und dank dir meinen lästigen Bruder endlich verwunden... Du warst ein großartiges Werkzeug - so dumm und folgsam."

Nun verschwammen seine Umrisse, so als würden sie in der Hitze zerfließen und ein sanftes Flimmern umzog seinen Körper. Das Silbergrau seiner Haare wurde zu einem Sandgelb und seine Gesichtszüge veränderten sich ebenfalls. Sein Kinn war nun viel markanter, seine Wangenknochen höher und deutlicher ausgeprägt. Der Dämon vor uns war immer noch sehr groß, allerdings ähnelte er Hyunjin kaum noch. Der deutlichste Unterschied waren wohl die tiefbraunen Augen, die einige gelbliche Tupfen aufwiesen.

Und auf einmal realisierte ich, was ich getan hatte. Der Schleier lichtete sich und ich riss beinahe panisch die Augen auf. Angsterfüllt starrte ich auf Hyunjins Rücken, auf die Wunde, die weiterhin silbriges Blut absonderte und nicht aufhören wollte zu bluten. Meine Augen füllten sich mit Tränen und ich streckte die Hand nach ihm aus.

„Hyunjin", murmelte ich schuldbewusst. Meine plötzlich auftretenden Gefühle wollten mich niederdrücken und schon wieder flossen die Tränen. 

Ich hatte Hyunjin umbringen wollen. Ich hatte ihn töten wollen, obwohl er unschuldig war und absolut nichts dafür konnte, dass meine Eltern tot waren. Ich hatte ihm Unrecht getan.

„Bleib hinter mir, Jeongin." Ordnete der Silberhaarige mit etwas leiserer Stimme an und wog die von seinem Blut befleckte Klinge in der Hand. 

„Warum tust du das, Behemoth? Denkst du wirklich, du könntest meinen Platz einnehmen? Reicht es dir nicht, über das Land zu regieren?"

Sein Gegenüber schnaubte und ich zuckte kurz zusammen, als er mit hart klingender Stimme und voller Verachtung antwortete.

„Ich wollte schon immer alles, Bruder. Nur du standest mir dabei im Weg. Und dank deiner unglücklichen Verbindung zu einem Menschen und einem durchaus großzügigen Gott hatte ich endlich die Chance, dich zu stürzen. Ich stand schon viel zu lang in deinem Schatten. Nun bin endlich ich an der Reihe. Jetzt musst du dich mir beugen."

Hyunjin lachte, jedoch wurde es von einem erstickten Husten begleitet und voller Grauen erkannte ich das feine silbrige Rinnsal zwischen seinen Fingern hervorquellen.

„Das wird nicht passieren. Nur über meine Leiche."

„Ich denke, das lässt sich einrichten", erwiderte Behemoth kalt und trat einen Schritt nach vorn. „Immerhin hat mir dein Mensch den entscheidenden Vorteil verschafft. Willst du dich nicht für diesen Verrat an ihm rächen? Früher hättest du nicht gezögert und jeden zu zerfetzen, der sich dir so nähert... Du bist nachlässig geworden."

Dancing with Demons 2. TeilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt