Im Fegefeuer

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Jeongins Pov:

„Na wo wohl... du bist im Fegefeuer."


Erleichterung machte sich in mir breit und obwohl ich wusste, dass ich vielleicht noch nicht einmal die Hälfte des Weges geschafft hatte, erlaubte ich mir ein Aufatmen und ein kurzes Lächeln. Es tat gut zu wissen, dass es tatsächlich funktioniert hatte.

Die Frau mir gegenüber zog die Augenbrauen zusammen.

„Du bist wohl der Erste, dem ich hier begegne, der sich über diese Information freut." Ihr schien es bisher ebenfalls unverständlich, indes nickte ich und trat einige Schritte weiter auf die kahle Ebene, auf der wir standen. Jedoch konnte man von hier aus ein bisschen mehr sehen. Direkt vor uns lag ein gigantisches Feld aus Feuerherden. Heiße Dampfschwaden zogen gespenstisch über die kahle Erde und inmitten dieser trostlosen Szenerie irrten blasse Gestalten ziellos umher. Es waren Menschen... Sünder, die ihre Strafe an diesem Ort verbüßten.

Meine eigenen Gedanken ließen mich erschaudern und ich sah mich dazu genötigt, meine weiterhin anhaltende Erleichterung zu erklären. „Weil ich hierher wollte." Ich drehte mich zu ihr um. „Kannst du mir sagen, wie ich an einen bestimmten Ort im Fegefeuer gelange?" Ich war mir unsicher, ob ich ihr alle Fakten anvertrauen konnte oder ob sie möglicherweise sogar jemand war, der mich hier empfing, um mich nun meiner Untaten entsprechend zu strafen. Vorsichtshalber wich ich einen Schritt zurück und beäugte sie misstrauisch.

„Das könnte ich... aber ich sehe darin bislang keinen Vorteil für mich."

Nun war ich wenn möglich noch misstrauischer und fragte dann. „Wie heißt du eigentlich und was genau würdest du denn für eine Gegenleistung verlangen, wenn ich deine Hilfe wirklich brauche?"

Die Frau strich sich die schulterlangen roten Haare zurück und grinste. „Du bist nicht auf den Kopf gefallen, Kleiner. Aber du tust gut daran, niemandem hier zu trauen, so erfährst du keine unnötigen Qualen." Sie sah sich um, als würde sie prüfen, dass uns niemand belauschte und dann trafen ihre schwarzen Augen erneut auf meine. „Ich bin Abbadon. Erster Ritter der Hölle und ich bin hier, weil ich einem gewissen Mann im Himmel ein Dorn im Auge war. Baal hat mich daraufhin hier eingeschlossen."

Kurz runzelte ich meine Stirn und fragte anschließend vorsichtig. „Das heißt, du weißt nichts davon, dass nun wieder Satan die Herrschaft über die Hölle innehat und Gott tot ist?"

Abbadon starrte mich einige Sekunden lang an, dann warf sie den Kopf zurück und lachte schallend. Sie lachte tatsächlich und ich trat unruhig von einem Bein auf das andere. Erst als ich nicht die Anstalten machte, meine Aussage zu revidieren, hörte sie schließlich auf und betrachtete mich prüfend.

„Du meinst das ernst, oder?"

Ich nickte und sie dachte einen Moment nach. „Und warum bin ich dann noch hier? Vermisst Satan seine einstigen Gefolgsleute nicht?"

„Vielleicht war er in letzter Zeit etwas beschäftigt", gab ich zu und Abbadon schnaufte leise, bevor sie plötzlich loslief und ich ihr perplex hinterherstarrte. Als die muskulöse Frau merkte, dass ich ihr nicht folgte, drehte sie sich um.

„Was ist nun, ich dachte, du wolltest zu einem bestimmten Ort? Ich werde jetzt jedenfalls einen Weg finden, aus diesem Drecksloch selbst herauszukommen. Wenn ich nicht mehr hier festgehalten werde, muss es einen Weg hier heraus geben."

Ich bewunderte ihren Mut und in einem Anflug von Hoffnung beschloss ich, ihr zu vertrauen und mit ihr gemeinsam den Ausweg zu finden.

„Ich glaube, ich weiß, wie wir hier beide wegkommen."

Dancing with Demons 2. TeilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt