Wie in der Liebe so auch im Krieg

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Jisungs Pov:

„Du wolltest mich sehen."

Überrascht zuckte ich zusammen und hatte nicht einmal gemerkt, wie weit weg meine Gedanken gewesen waren. Erst jetzt spürte ich die dämonische Präsenz und eilig schob ich das Blütenblatt zurück an seinen Platz im Ärmel meiner Robe, straffte meine Haltung und drehte mich um.

Ich dachte, ich wäre auf alles vorbereitet gewesen. Doch Minho schaffte es trotzdem, mir mit seiner bloßen Erscheinung den Atem zu rauben. Selbst wenn ich inzwischen deutlich hinter den schönen Schein seiner äußeren Gestalt sehen konnte, so zog mich sogar das Wilde und Dämonische an diesem Mann magisch an.

Es war falsch, das wusste ich auch. Kein Gott sollte den Teufel begehren. Aber ich tat es.

Dann nickte ich, einfach um noch für einen Moment schweigend seinen Anblick in mir aufzunehmen. „Danke, dass du gekommen bist." Ein Funken Hoffnung setzte sich in meinem Herzen fest. Schon deshalb, weil er hier vor mir stand. Er war erschienen. Er hatte reagiert.

Jetzt musste ich es nur schaffen, ihn zu überzeugen. Ihn dazu zu bringen, sich mit mir zu versöhnen... oder wie auch immer man das nennen wollte. Ich musste ihm begreiflich machen, dass wir gemeinsam stärker waren als allein. Ich wollte selbst so sehr daran glauben, dass es zwischen uns funktionierte.

Es wäre etwas vollkommen Neues.

Seine Miene regte sich kein Bisschen. Sie blieb ausdruckslos und kühl. Sein Blick verfolgte jede Bewegung, erfasste jede meiner Gesten, als würde er auf etwas lauern.

Deshalb lockerte ich meine Haltung merklich und trat einen kleinen Schritt auf ihn zu. „Warum hast du dich von mir abgewandt?" Ich war bemüht, meine Stimme fragend und einfühlsam klingen zu lassen. Tatsächlich wollte ich Minho keinen Vorwurf machen, aber eine Antwort würde mir dennoch helfen. Ich wollte es verstehen.

„Du bist Gott. Der Teufel und Gott sollten keine Verbindung zueinander haben."

Die Worte klangen kalt, unbeteiligt und ich schluckte schwer. „Und was ist mit dem Teil in mir, der Jisung ist und auch bleibt? Der Teil, der an dich gebunden ist?"

Ein ungläubiges Schnauben war zu hören, so als würde er mich für unzurechnungsfähig halten. „Dieser Teil wird schon bald verschwunden sein... Was glaubst du, wie eine so mächtige Seele funktioniert?" Es war mehr eine rhetorische Frage und dennoch schockte mich seine Gleichgültigkeit und die Sicherheit, mit der er sprach. So als hätte er mich längst aufgegeben. Als wäre dieser Jisung schon lange weg.

„Außerdem sollte ich dich darauf hinweisen, dass wir nie wirklich aneinander gebunden waren." Seine Augen glommen bedrohlich und ich schluckte. „Immerhin hast du dich mir nie vollkommen hingegeben. Folglich besteht für mich keine Notwendigkeit, unsere Verbindung länger aufrecht zu erhalten."

Jedes Wort von ihm fühlte sich wie ein Dolchstoß an. Nein, schlimmer. Es waren eisige Splitter, die sich in mein Herz und in meine Seele bohrten. Meine himmlische Seite wollte mich schützen und versuchte, meine Schutzwälle wiederherzustellen. Ich merkte, wie mich mein Inneres davon abhalten wollte, nun etwas zu empfinden. Doch der menschliche Teil von mir ließ das nicht zu und wurde folglich nahezu mit Empfindungen überschüttet. Und im Moment waren sie alle negativ. Sie waren grausam und rissen an meinem Herzen.

Ich senkte den Kopf, blinzelte gegen die Tränen an und nickte. „Ich weiß. Ich habe einen Fehler gemacht", flüsterte ich und mir schnürte sich die Brust zusammen. „Ich hätte es dir sagen sollen."

„Nein. Es ist gut, dass du es nicht getan hast."

Verletzt sah ich auf und erkannte die rot tanzenden Flammen in Minhos Augen. „So hast du uns eine Menge Unannehmlichkeiten erspart. Wir sind nicht vollständig gebunden. Jeder von uns kann sein eigenes Leben fortführen... von mir aus kann das hier unser letztes Treffen jemals sein und danach wird sich jeder um seine Aufgaben kümmern."

Dancing with Demons 2. TeilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt