> Part 82

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Irgendwie wusste ich, dass der Abend nichts werden würde, zumindestens was mich betraf. Damians Freunde würden kommen, die ich bis auf Sid und diesen Carter nicht kannte (aber der kam ja eh nicht), und weder Lily, noch Leah, noch Justin würden hier sein, um sich mit mir abzugeben. Also beschloss ich kurz nachdem die ersten von Damians Gästen da waren, mein Zimmer abzuschließen und zu lesen oder so. Die Musik war von unten zwar zu hören, aber noch war sie nicht so laut, dass sie störend war. Ich hatte 35 Seiten gelesen, als jemand anfing in regelmäßigen Abständen an meiner Zimmertür zu hämmern. Klopf, Pause, Klopf, Pause. Es wurde nervig. Seufzend legte ich mein Buch beiseite und stand auf, drehte den Schlüssel in der Tür um und öffnete diese. Prompt wurde mir ein Tennisball in den Bauch geworfen.

,,Scheiße, Mann, was soll das?", rief ich empört und starrte das Pärchen an, das an der geschlossenen Tür des Gästezimmers, welches gegenüber von meinem war, saß und mich ebenso anstarrte. Doch ich bekam außer dem kindlichen Gekichere keine Antwort, woraus ich schloss, dass sie schon angetrunken waren. Das ging aber schnell. Gerade als ich wieder in meinem Zimmer verschwinden wollte, kam ein großer, blonder Junge die Treppe herauf.

,,Justin", sagte ich überrascht. Der ältere Junge und das Mädchen schauten uns vom Boden aus an, doch inzwischen hatten sie mit dem ewigen Werfen aufgehört. ,,Du hier?"

,,Ich hier", bestätigte er grinsend und warf ein Blick auf unser Publikum. ,,Willst du nicht sehen, wie zerwüstet euer Haus bereits ist?"

Ich machte große Augen. ,,Es ist halb zehn!"

Er zuckte die Schultern. ,,Ich denke, es kommen noch mehr. Ich bin auch mit 'nem Freund gekommen, der eigentlich gar nicht eingeladen war. Anscheinend möchte Damian fett feiern. Komm, wir gehen nach unten."

Als er sah, dass ich mich sträubte, rollte er die Augen und machte Anstalten mich am Ellbogen mitzuziehen, aber ich wollte wenigstens noch meine Tür abschließen, damit die beiden hier nicht auf dumme Ideen kommen konnten.

Unten war es zwar nicht so viel, wie ich es mir ausgemalt hatte, doch voll war es auf jeden Fall. Die Musik war überhaupt nicht mein Ding, aber das Schlimmste war der Geruch. Es war stickig, obwohl die Terassentür weit aufstand. ,,Oh, wie ich Partys liebe", sagte ich sarkastisch zu Justin, der neben mir stand und genau wie ich das Wohnzimmer überblickte.

,,Entspann dich, es ist Halloween", sagte er und grinste.

***

Dass heute Helloween war, wurde langsam deutlich, denn mit der Zeit fiel mir auf, dass die Leute  - die ich alle nur vom Sehen oder gar nicht kannte - horrorartige Verkleidungen trugen, oder sich so benahmen, wie betrunkene Teenager sich an Halloween nun mal benahmen. Ein Typ tippte mir zum Beispiel auf die Schulter, und als ich mich umdrehte, schrie er mir so laut ins Ohr, dass ich reflexartig zurückwich und über die Füße eines anderen Jungens stolperte. Dieser trug weiße Kontaktlinsen, die in diesem komischen Licht besonders aufleuchten und als er grinste, sah ich, dass er seine Zähne rot angemalt hatte. Naja, und das waren noch die Harmlosesten.

Irgendwann ging ich ins Bad, wo ich erstmal zwei Mädchen herausscheuchen musste, und da erwartete mich der nächste Schock. Bevor ich tatsächlich aufs Klo ging, schaute ich in den Spiegel, um zu überprüfen, wie fertig ich aussah und da fiel mir der weiße Duschvorhang auf, der mit roten Handabdrücken und einer vermeindlichen Blutspur übersehen war. Erst auf dem zweiten Blick sah ich die Gestalt, die mit gesunkenem Kopf in der Dusche stand.

Scheiße, wie ich schrie. Ich konnte nicht anders, doch mein Geschrei war über die laute Musik hinweg nicht zu hören. ,,Verdammt!!", keuchte ich als die Gestalt, die sich übrigens ein weißen Laken übergezogen hatte, seinen Kopf hob und lachte. Es war Sid.

Our Little SecretWhere stories live. Discover now