> Part 48

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Ich hätte mir eigentlich denken können, dass sowas Dämliches kommen würde. Ich wollte ihn nicht küssen, aber andererseits. Wenn er dann dachte, dass ich wirklich nichts von ihm wollte, vielleicht sollte ich es einfach machen. Ich dachte nicht über die möglichen Folgen und das Chaos nach, welches mit Sicherheit entstehen würde, ich sah ihm einfach ins Gesicht, ignorierte, dass ich auf seinem Schoss saß und wollte einfach nur, dass er nicht so sicher war, dass er recht hatte und schließlich merkte ich, wie ich nickte.

„Okay", sagte ich so stolz wie möglich, obwohl ich mich gerade auf etwas total Beklopptes einließ. „Aber sag nicht, ich hätte es dir nicht gesagt."

„Wir werden es ja sehen", meinte er, strich mir mit den Finger über die Wange und sofort machte mein Herz einen unglaublich großen Satz. Er grinste.

Okay, dachte ich, du schaffst das, Aria. Drück ihm einfach einen kleinen Kuss auf die Lippen, dann hast du's.

Damian lächelte immer noch, als er mein Gesicht mit beiden seiner Hände umfasste und sich mir näherte. Fast hätte ich auch gelächelt, aber dann erinnerte ich mich, dass es um was Wichtiges ging. Nämlich darum, Damian zu beweisen, dass er nicht immer recht hatte.

Wenige Sekunden später spürte ich zum zweiten Mal in zwei Tagen seine Lippen auf meinen. Ich kniff die Augen zusammen und riss mich zusammen,um den Kuss nicht zu stark zu erwidern; was mir auch gelang. Ich wollte mich gerade von ihm abwenden, als er seinen Griff leicht verstärkte und so viel Gefühl in den Kuss legte, dass mir ganz schwummrig wurde und mein Bauch so kribbelte, wie noch nie. Ich berührte seine Hand an meinem Gesicht leicht mit meinen Fingern; ich war unentschlossen. Ich wollte es, ich wollte ihn. Aber ich wollte ihm auch zeigen, dass ich anders kann. Der Gedanke wurde jedoch immer mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt, bis es nur Damian, mich und diesen gottverdammten Kuss gab, der mir jeden Atem raubte. Und dann küsste ich ihn einfach zurück, legte meine ganzen Gefühle in den Kuss und war mit einem mal so glücklich, dass es mich im ganzen Körper kribbelte.

Ich spürte, wie Damian in den Kuss hineinlächelte. Es war kein ‚ich hab's dir ja gesagt'-Lachen, sondern ein glückliches. Ich legte ihm die Hände um den Hals, während er immer noch mein Gesicht umfasste und gerade mit seiner Zunge über meine Unterlippe fuhr. Alle Fragen über das Wie und ‚Was soll ich jetzt machen' schaltete ich ab, weil ich einfach nicht wollte, dass es aufhörte. Also ließ ich meinen Körper einfach machen. Meine Hände krallten sich in seine Haare und seine rechte Hand fuhr über meine Schulter, während seine andere immer noch sanft an meiner Wange ruhte. Ich konnte gar nicht so richtig sagen, wie ich mich in diesem Moment fühlte, alle Gefühle waren einfach miteinander gemischt.

Als er ein kleines Stück von mir abrückte, hätte ich seufzen können. Ich wollte nicht, dass er aufhörte. Langsam öffnete ich die Augen, ließ meine Hände aber um seinen Hals gelegt und schaute ihn an. Er war genau wie ich außer Atem und ich konnte sogar in dem schwachen Licht der Lampen erkennen, dass seine Lippen geschwollen waren. Bestimmt sahen meine genauso aus.

„Als ich heute sagte, dass du immer wunderschön aussehen würdest", keuchte er etwas atemlos. „Ich meinte das so. Selbst jetzt, im Schlafanzug, mit roten Wangen und geschwollen Lippen siehst du so ... so schön aus."

Jetzt war ich diejenige, die ihn zuerst küsste. Ich drückte meine Lippen auf seine und drückte ihn nach hinten auf die Liege. Es war so, als hätte meine Wut vorhin in Leidenschaft verwandelt, jedenfalls fühlte ich das: Leidenschaft. Ich legte meine Beine auf jeweils einer Seite ab, sodass ich mich nicht auf ihn abstützen musste. Als seine Zunge wieder meine Lippen berührte, öffnete ich meinen Mund und fühlte mich zwar immer noch ein wenig unsicher, aber ich machte einfach. Und es fühlte sich so wunderschön an, ich konnte es nicht beschreiben. Er platzierte seine Hände auf meinem Rücken und presste mich somit an sich, sodass meine Brust seine berührte und ich seinen harten Bauch spüren konnte, seine nackten Beine an meinen. Der Kuss wurde immer fordender und leidenschaftlicher, aber anstatt dass ich immer unsicherer wurde, wurde ich so ausgelassen, wie schon lange nicht mehr. Er fing an mein Hals herunter zu küssen und ich öffnete leicht den Mund, während ich durch seine braunen Haare fuhr.

Ich hätte nie gedacht, dass dieser kleine Kuss am Anfang solche Ausmaße nehmen würde, vorallem hätte ich das nie von mir selber gedacht, aber mir machte es nichts aus, jedenfalls nicht jetzt und hier.

Ich spürte wie er mein Kiefer küsste, meine Wange und schließlich wieder meine Lippen, als er schließlich mit seiner Hand eine nackte Stelle meines Rückens berührte, da mein T-Shirt hochgerutscht war. Kurz hielt ich inne. Dazu war ich nun wirklich noch nicht bereit. Aber soweit würde es bestimmt nicht kommen, dachte ich mir und legte eine Hand an Damians Wange, während ich ihn weiter küsste. Es war komisch, dass ich ihn einfach so küsste und er mich, als wäre nichts gewesen, aber wie gesagt – ich dachte nicht darüber nach, es war einfach viel zu schön, als das ich mir Gedanken darüber machte.

Er fuhr gerade mit seiner Hand meinen Rücken weiter hoch, als ich plötzlich die Tür aufgingen hörte.

Damians POV:

Es fühlte sich einfach so gut an Aria zu küssen. Gut, aber anders. Es war ein komplett anderes Gefühl sie zu küssen, als Leah oder sonst irgendein Mädchen, dass ich jemals geküsst hatte. Sie war zurückhaltender, unsicherer, aber sie war voller Gefühle, so leidenschaftlich.

Zwar wusste ich, dass der Kuss mit ihr Chaos anrichten würde, aber daran konnte ich später doch auch noch denken. Und ich war mir sicher, Chaos gab es so oder so.

Gerade als ich diesen Gedanken beendete, ging die Tür auf und wir sahen ruckartig auf.

Ein junger, verwirrter Portier stand dort, wahrscheinlich hatte er uns soeben entdeckt, denn sein Mund öffnete sich, bevor er sich schnell wieder schloss. Vielleicht wusste er nicht, ob er uns eine Standpauke erteilen sollte, weil wir hier waren, obwohl der Außenbereich geschlossen war oder ob er lieber peinlich berührt sein wollte, weil er uns beim rummachen erwischt hatte, denn er sagte erst einmal gar nichts.

Aria räusperte sich leise, stieg von mir runter und zog ihr Top runter. Ihre Wangen waren noch röter als ohnehin schon angelaufen und sie sah ziemlich durch den Wind aus, was ich aber irgendwie süß fand. Seit wann finde ich Mädchen bitteschön süß?

Sie warf mir einen kurzen Blick zu und machte eine Handbewegung, damit ich aufstand, weil ich immer noch auf der Liege lag. Ich stand also auf, aber merkte schnell, dass sich in meiner Hose eine Beule gebildet hatte. Aria, die meinen Blick gefolgt war, sah es nun auch und sah blitzschnell wieder zu dem Portier, während ich ein Grinsen unterdrückte.

„Ich – äh – war die Tür nicht abgeschlossen?", fragte der Portier schließlich.

„Nein", quietschte Aria zwei Tonlagen zu hoch, bevor sie sich räusperte. „S-sie war offen."

„Ehm – okay, wie wär's wenn wir so tun, als wäre ich nie hier reingekommen und ihr zwei einfach woanders weitermacht oder so?", sagte der Portier sichtlich peinlich berührt und strich sich durch seine dunklen Haaren.

Ich warf Aria einen Blick zu, die von mir zu dem Portier schaute und wieder zurück. „Ich – ich muss mal kurz weg", murmelte sie, bevor sie sich an dem Mann vorbeidrückte und durch die Tür verschwand.  Während ich ihr hinterher schaute, räusperte sich der Portier.

„Sorry, ich wusste ja nicht, dass ihr beschäftigt seid", sagte er. Ich schaute ihn kurz an, wollte ihm meine Meinung dazu geigen, entschied dann aber, dass es doch egal war. Ich ging wortlos an ihm vorbei und stieg die Treppe zu unserem Zimmer hoch. Von Aria war keine Spur zu sehen, wahrscheinlich hat sie sich in ihrem Zimmer eingeschlossen oder so.

Aber wenigstens hatte ich jetzt den Beweis, dass ich ihr nicht so egal war, wie sie tat. Und irgendwie machte mich das glücklicher, als es vielleicht sollte.

Our Little SecretWhere stories live. Discover now