> Part 20

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Wenige Minuten später saß ich in meinem Zimmer auf meinem Bett, die Schüssel Ravioli im Schoß. Leah würde in nächster Zeit wohl nicht wieder kommen. Ob ich wollte oder nicht - immer wieder sah ich die Szene vor ein paar Tagen vor mir: Die halbnackte Leah im Bett mit dem halbnackten Damian. Etwas, was ich am liebsten aus meinem Kopf geprügelt hätte.

Ob sie wohl ein Paar werden würden? Also so ein Richtiges? Mit all dem Geküsse, Geschmuse, den Pärchen-Filmeabenden und den Händchenhalten. Obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, dass Damian der Händchenhalten-Typ war.. oder Leah. Überhaupt konnte ich mir bei den beiden dieses ganze typische Pärchen-Getue nicht vorstellen. Aber für Sex reichts ja anscheinend.

Es war nicht zu leugnen - es hat mir wehgetan, die beiden so zusehen. Aber wieso? Wegen Leah? Weil Damian möglicherweise ein Aufreißer war (erst Leah/Mira, dann Mira/Leah, wer weiß, wie viele er noch am Start hat) und ich Leah diese Enttäuschung gerne ersparen würde, da sie wirklich in ihn verliebt zu sein schien? Oder wegen Damian,  weil ich ihn mag? Kann das denn überhaupt sein? Immerhin kannten wir uns nicht gerade lange.

Meine Gedanken und Fragen wurde unterbrochen, als ich mit dem Löffel auf die Schüssel traf. Erschrocken starrte ich in die Schüssel - sie war leer. Hab ich das etwa alles aufgegessen? Wie zur Bestätigung machte mein Magen einen kleinen Ruck. Auch das noch. Die letzten Tage hat es eigentlich ganz gut geklappt, mit dem "So wenig wie möglich essen." Ich hatte sogar keine Fressattacken oder musste mich Übergeben. Und jetzt fängts wieder an?! Wieso konnte ich nicht einmal ein paar Tage ohne großartiges Essen auskommen?!

Wütend über mich selbst stellte ich die Schüssel beiseite und schmiss den Löffel rein. Jetzt bloß nicht heulen, Aria. Wieso sollte ich auch? Es gibt kein Grund zum Heulen. Wieso verstand mein Körper das nicht? Ich musste tief ein und aus atmen, damit ich gerade so die Tränen zurückhalten konnte. Ich war so eine Heulsuse.

Plötzlich hörte ich leise meinen Klingelton. Ich riss mich zusammen und fing an im Bett nach meinem Handy zusuchen, aber ich fand es nirgenwo. Wo hatte ich es denn das letzte Mal in der Hand? Ich öffnete die Zimmertür und es wurde lauter. Leise ging ich die Treppe runter und fand es schließlich in meiner Jackentasche, die im Flur hing.

Schnell nahm ich ab. "Hallo?"

"Guten ... Mittag, mein Schatz", begrüßte mich die Stimme meines Dads.

"Oh, hey, Dad."

"Hast du gut ausgeschlafen?", fragte er mich fröhlich. Anscheinend war er gut gelaunt.

"Ja." Nein.

"Und wie war's gestern Abend so?"

"Ganz gut, Dad. Gibts irgendwas Bestimmtes?" Er führte sonst nie Smalltalk.

"Nein, ich wollte dich nur etwas fragen."

Ich wartete ab und er fuhr fort:

"Könntest du bitte zum Bahnhof gehen und zwei Karten für eine Zugfahrt besorgen?"

"Hä, wieso?", fragte ich.

"Naja, Sally und ich fahren nächsten Mittwoch vier Tage weg. Zu ihrer Schwester." Irrte ich mich oder lag in seiner Stimme wirklich ein kleines Zögern?

"Sally und du ... und was ist mit mir?" Mir war natürlich klar, dass sie mich nicht mitnehmen wollten, aber ich wollte es trotzdem nochmal aus seinem Mund hören.

"Du und Damian habt Schule", sagte er, als würde das alles erklären.

"Du und Sally habt Arbeit", erwiderte ich.

"Wir haben Urlaub bekommen."

"Du kannst uns doch auch sicherlich vom Unterricht freistellen."

"Aria, bitte." Man konnte das ungeduldige Flehen in seiner Stimme hören.

Our Little SecretWhere stories live. Discover now