> Part 43

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Ist alles okay bei dir? Sorry, dass ich einfach so abgehauen bin. Wenn du willst, kannst du trotzdem bei mir schlafen? Ich drückte auf Senden und wartete auf Lilys Antwort. Es war halb eins, ich war totmüde, aber ich wollte mich nicht hinlegen. Denn dann müsste ich darüber nachdenken, was heute passiert war - und das wollte ich nicht. Ich wollte nicht über die Konsequenzen nachdenken; zum Beispiel, dass Mike und seine Kumpels mich mit der Sache jetzt wochenlang aufziehen werden. Oder Damian - insgeheim machte er sich bestimmt auch über mich lustig und würde sich ab jetzt anders verhalten, wenn ich in der Nähe war.

Jetzt denkst du ja doch darüber nach. Ich schüttelte kurz meinen Kopf und legte mein Handy weg. Eigentlich war diese SMS ja üerflüssig gewesen. Lily war bestimmt schon zuhause und schlief.

Heute war ein schrecklicher Tag gewesen. Ich stand auf, nahm das Tagebuch von meinem Schreibtisch und riss die beschriebenen Blätter raus, dann in einzelne Stückchen und schließlich schmiss ich die Schnipsel und das Buch in die Mülltonne.

Das ist nur wegen einem kleinen Büchlein passiert!

Mein Handy piepste leise.

Lily: Ich bin schon zuhause, aber ja, mir gehts gut. Aber wie gehts dir? Mike ist echt bäh, widerlich! Aber du hättest sehen sollen, wie entsetzt er war, als ich ihm eine gepfeffert habe! Hätte dich sicherlich aufgeheitert...

Ich antwortete nicht, da ich nicht wusste, was ich schreiben sollte. Aufeinmal meldete sich mein Magen mit einem lauten Knurren. Ich hatte um 01.36 Uhr Hunger. Na super. Andererseits hatte ich fast den ganzen Tag nichts gegessen. Ich zog mir eine Strickjacke über und schlich leise die Treppe runter. Wir hatten nicht mehr viel zu Essen da, nur ein paar Karotten, Aufschnitt und Kekse.

"Fette Kuh", spukte Mikes Stimme in meinem Kopf herum, als ich mir einen Keks nahm und reinbiss.

"Denkst du wirklich dieser Fummel, den du da anhast, macht dich hübscher?" Hätte er das auch gesagt, wenn ich dünner gewesen wäre?

Ich nahm mir noch einen Keks, weil das Knurren in meinem Magen einfach nicht aufhören wollte. Vielleicht hätte ich ja die Karotten nehmen sollen, aber im Moment war es mir scheißegal, wie viel Kalorien ich zu mir nahm. Ich brauchte es jetzt einfach. Und ehe ich mich versah, waren nur noch zwei Kekse da - und mein Hunger weg. Aber ich fühlte mich schlecht; noch schlechter.

Mein Unterbewusstsein erinnerte mich an Bournemouth, wo wir am Montag hinfahren würden.. der Strand, die Strandfigur, die ich nicht hatte.

Es gibt einen ganz einfachen Weg, deinen Fehler rückgängig zu machen, Aria, sagte der verzweifelte Teil von mir. Aber ich wollte mich nicht wieder übergeben! Ich wollte mir das nicht angewöhnen. Andererseits wollte ich auch nicht immer fetter werden.

Ich beförderte die restlichen Kekse in den Mülleimer, ohne einen Blick daraufzuwerfen, lief schnell die Treppe hoch und sprang ins Bett, bevor ich noch weiter darüber nachdenken konnte, kniff die Augen fest zusammen und zwang mich einzuschlafen.

***

"Das wird viel zu warm", sagte Leah, die am Sonntagvormittag auf meinem Bett hockte und meinen offenen Koffer begutachtete. Sie hob einen blauen Kaputzenpulli hoch und warf ihn in die Ecke.

"Was soll das denn?", fragte ich sie empört, da sie sich einfach an meinem Koffer zuschaffen machte.

Sie ignorierte mich. "Das ist doch nicht dein Ernst, oder?" Sie deutete auf einen erneuten dicken Pulli, nur diesmal war es ein grauer.

Ich zuckte bloß die Schultern.

"Hast du irgendwas mit kurzen Ärmeln eingepackt?", fragte sie mich stirnrunzelnd.

Our Little SecretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt