> Part 119

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In der Sekunde, in der Sallys Knie den Marmorboden berührten war mein Kopf wie leergefegt und all meine Sorgen und Ängste über unser ursprünglich vorgehabtes Geständnis drängten sich in die hinterste Ecke meines Gehirns.

Erst als Damian meine Hand losließ und zu seiner Mutter eilte, wo sich bereits ein Kreis aus Menschen gesammelt hatte, besann ich mich und sah mich um. Irgendwie schienen alle Hotelgäste unter Schock zu stehen, selbst der Portier schaute etwas hilflos zu Sally, die immer wieder kurz aufschrie und sich in Dads Arm verkrallte. Damian kniete neben ihr und versuchte herauszufinden, was mit ihr los war, doch sie konnte nicht antworten, ihr Gesicht war schmerzverzerrt und kreidebleich.

Da anscheinend niemand auf die Idee kam, Hilfe zu holen, tastete ich meine Hosentaschen nach meinem Handy ab (wir waren vorhin noch in Leahs Zimmer gegangen, damit ich mich umziehen konnte) und wählte den Notruf. Noch nie hatte ich den Krankenwagen oder die Polizei rufen müssen, weshalb ich auch nicht genau wusste, was ich zu sagen hatte als schließlich jemand dranging und angesichts der Tatsache, dass ich vor Aufregung nicht mal meinen Namen richtig aussprechen konnte, machte ich es der Notruf-Lady wahrscheinlich etwas schwierig mich verständlich zu machen, doch am Ende klappte es doch, ich steckte mein Handy ein und eeilte zu meiner Familie, durch die Menschenmenge hindurch.

Nun strömten Tränen über Sallys Gesicht. Mein Herz schlug immer schneller und schneller. Was zum Teufel war passiert? Sie war aufeinmal zusammengebrochen, aber aus welchem Grund?

Erst jetzt bemerkte ich, dass alle wie wild durcheinander sprachen und irgendwer, ich glaube es war Greta, rief: ,,Hat jemand den Krankenwagen gerufen? Wir brauchen einen Krankenwagen! Ruft den Krankenwagen!"

,,Ich hab ihn gerufen", rief ich mit zittriger Stimme, aber laut genug, dass ich von allen verstanden wurde. ,,Er ist sofort hier."

,,Toby, Toby", murmelte Sally schmerzvezerrt, jedoch auch ein bisschen hysterisch.

,,Ich bin hier", entgegnete Dad und er drückte ihr einen Kuss aufs Haar, während er weiterhin ihre zitternde Hand hielt. Auch seine Hand bebte unübersehbar. ,,Gleich kommt Hilfe. Alles wird gut, hörst du? Alles wird gut."

Ich wollte fragen, was das zu bedeuten hatte, doch ich bekam keinen Laut heraus. Ich sah zu Damian, der in diesem Augenblick zu mir hochschaute und ich erkannte wahnsinnge Sorge und Angst in seinen Augen. Fragend schaute ich ihn an, doch alles was ich bekam war ein leichtes Nicken; wusste er, was hier vor sich ging? Oder wie sollte ich es verstehen?

Ich wollte irgendwas tun, Sally helfen, denn ihre Schmerzen scheinen sich mit Verzweiflung und Hysterie zu vermischen, aber genau wie der Rest hier wusste ich nicht, was ich tun sollte.

Nach gefühlten zehn Stunden hörten wir endlich die Sirenen des Krankenwagens und zwei der Portiers liefen heraus, um ihnen den Weg zu zeigen. Einen Moment später kamen zwei Sanitäter mit einer Trage hereingestürmt und ein weiterer mit einem Notfallkoffer und wir alle wurden nach hinten gedrängt. Damian ging ebenfalls ein Stück weit zur Seite, während Dad neben Sally knien blieb und ihr beruhigend übers Haar strich. Ich konnte nicht genau sehen, was vor sich ging, da die Sanitäter mir die Sicht versperrten, aber fünf Minuten später wurde Sally auf die Trage gehievt, gesichtert und aus der Lobby getragen, Dad weiterhin an ihrer Seite.

Der dritte Sanitäter, der mit dem Notfallkoffer, drehte sich zu uns, der ahnungslosen, besorgten Menschenmenge um, und sagte: ,,Wir bringen sie nun ins Krankenhaus. Ihr Mann wird mitfahren, aber genaueres über ihren Zustand können wir erst im Krankenhaus berichten." Damit verschwand er und es wurde ruhig in der Lobby. Ich sah, dass Sid, Cathy, Leah und Justin ein Stück weit von mir standen und Leah langsam zu mir blickte, doch ich schaute weg und überwand die paar Meter bis ich bei Damian war, der auf die kleine Blutlache vor ihm starrte und die ich erst jetzt bemerkt hatte. Ohne zu wissen, was ich sagen sollte, ließ ich meine Hand in seine sinken und drückte sie.

Our Little SecretWhere stories live. Discover now