> Part 32

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Nur noch eine Woche, Aria, dann sind Ferien. Das schaffst du schon noch, munterte meine innere Stimme mich auf, als ich erledigt am Freitagnachmittag von der Schule kam. In einer Woche waren endlich Sommerferien und das hieß - kein Lernen, kein frühes Aufstehen, aber vorallem kein Mike. Dieser hatte es heute nämlich mal wieder auf mich abgesehen. Ich kam gerade vom Französischunterricht, vollbepackt mit Büchern, Blöcken und Stiften, als er aufeinmal neben mir auftauchte und sein Fuß 'zufällig' den Weg zwischen meinen Beinen fand, ich strauchelte und dann lang und breit auf die Nase fiel; meine ganzen Sachen verteilten sich im hohen Bogen im ganzen Schulflur.

"Da unten ist doch der bessere Platz für dich, findest du nicht auch?", fragte er gehässig und sah zu mir herunter, als wäre ich nur eine besonders eklige, fette Spinne.

Mira, die alles schweigsam beobachtete, kam auf uns zu und legte Mike eine Hand auf die Schulter. Sie warf mir sowas wie einen entschuldigenden Blick zu und sagte dann zu Mike:

"Komm, lass sie in Ruhe." Sie versuchte also immer noch nett zu mir zu sein. Ich spürte wie eine gewisse Dankbarkeit ihr gegenüber in mir aufstieg. Während ich mich aufrappelte, warf Mike mir einen angewiderten Blick entgegen.

"Ja, lass uns gehen. Ich kann diesen Anblick auch nicht länger ertragen, sonst bekomme ich Augenkrebs." Mike spuckte diese Worte aus, schlang den Arm um Miras dünne Taille und verschwand mit ihr. Ein weiteres mal fragte ich mich, wieso er mich so hasste.

Es war Freitagabend und ich saß alleine auf der Couch vor dem Fernseher indem irgendein Familienfilm lief. Nur zu blöd, dass meine 'Familie' nicht hier war. Dad und Sally waren ausgegangen, wollten sich im Kino irgendein Liebesfilm anschauen und ich wusste, dass Dad das nur Sally zuliebe tat. Er hasste Liebesfilme, seiner Meinung nach waren sie einfach unrealistisch und zu weit her geholt. Und wo Damian war, wusste ich nicht. Vielleicht war er ja feiern, was man als Jugendlicher halt an einem Freitagabend auch tat. Die Werbung fing gerade an, als es an der Haustür klingelte. Überrascht, dass es so spät noch klingelte, stand ich auf und ging langsam zur Tür. Dad und Sally konnten es nicht sein, sie sind ja gerade erst gegangen. Vielleicht wars ja Damian, der den Haustürschlüssel vergessen hatte. Ich überlegte kurz, ob ich ihn einfach draußen stehen lassen sollte..

Doch als ich die Haustür aufriss, stand Leah vor mir, eine riesen Flasche Vanille-Cola in der einen und zwei Packungen Chips in der anderen Hand.

"Überraschung", rief Leah und trat an mir vorbei ins Haus.

"Allerdings", sagte ich überrascht und sah sie überrumpelt an.

"Ich hab mir gedacht, wir machen uns mal wieder einen Mädelsabend", sagte sie, ging ins Wohnzimmer, stellte die Cola und die Chips auf dem Tisch ab und knallte sich auf die Couch.

"Ehm - okaaay." Irgendwas stimmte ihr nicht. Sie sah irgendwie mitgenommen aus und ich war mir sicher, dass sie ihre Fröhlichkeit nur spielte, da ihre Mimik irgendwie verkniffen wirkte. Es schien auch, als hätte sie sich mehrfach die Haare gerauft, sie standen nämlich nach allen Seiten ein wenig ab. Außerdem kam sie an einem Freitagabend nur selten so spät vorbei und wenn, dann war es wegen etwas wirklich Wichtigem.

"Wir haben das schon lang nicht mehr gemacht, findest du nicht auch?", fragte sie mich und öffnete ihre Umhängetasche.

"Ich hab Sex and the City 2 mitgebracht", verkündetete sie, ohne meine Antwort abzuwarten.

"Ist alles okay bei dir, Leah?", fragte ich misstrauisch ohne auf die DVD einzugehen.

Sie sah mich einen Moment an, blinzelte und legte dann den Kopf schief. "Ja, alles bestens."

Sie wandte sich der DVD zu, ging zum DVD-Player und legte sie ein.

***

Zwei Stunden später lagen wir gemeinsam auf der Couch in einer warmen Decke gekuschelt und sahen uns das Ende von Sex and the City an. "Ich liebe diesen Film", sagte Leah zufrieden, drückte, als der Abspann kam, auf Pause und stopfte sich eine Handvoll Chips in den Mund.

Our Little SecretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt