> Part 97

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,,She would not show that she was afraid
but being and feeling alone was too much to face."


Ich bekam mit, dass sich irgendwas zwischen Sophie und Damian verändert hatte und auch das (kaum vorhandene) Verhältnis zwischen ihr und mir war irgendwie anders. Auch wenn ich wusste, dass Damian mich das nicht sehen lassen wollte, bekam ich trotzdem mit, dass Sophie am Dienstag bei uns zuhause war. Ich wollte gerade zum Boxen gehen, als ich sie unten im Flur sah. Hastig durchdachte ich die Möglichkeiten: Ignorieren und einfach rausgehen oder sie begrüßen und Damian dabei ignorieren, der gerade im Wohnzimmer war, um irgendwas zu holen. Ich entschied mich für die zweite Möglichkeit und begrüßte sie kurz.

Sie lächelte mich nicht so herzlich an wie sonst. Es war ein kurzes, höfliches Bewegen ihrer Mundwinkel. In dem Augenblick kam Damian dazu und ich sah, wie sich eine Falte zwischen seinen Augenbrauen bildete. Und so standen wir einen Moment da und ich bemerkte auch, dass Sophie keineswegs verwirrt über die Angespanntheit im Raum war. Sie wirkte eher beklommen und irgendwie kalt. Und irgendwie wusste ich da, dass Damian ihr das mit uns erzählt haben musste. Und trotzdem war sie da.

Ich dachte gerade darüber nach als ich durch den Schulflur lief. Es war Mittwoch und ich hatte nur noch zwei Stunden und eine Pause zu überstehen, bis ich endlich nachhause durfte. Als ich in mein Klassenraum gehen wollte, stieß ich hart gegen eine Person. Ich schaute hoch und entdeckte Mira, die vor Schreck ihre Bücher hatte fallen lassen.

,,S-sorry", sagte ich und bückte mich hastig, um sie wieder aufzuheben. Als ich mich wieder aufrichtete, fasste ich mir in die Seite, da ich wohl ihren Ellbogen abbekommen hatte.

,,Kein Problem", sagte sie und lächelte. Es war jedes mal erneut eine Überraschung, wenn sie mir gegenüber freundlich war. ,,Hast du dir wehgetan?"

,,Ich - nein. Alles gut", meinte ich und überreichte ihr zögernd die Bücher, bevor ich an ihr vorbei in den Klassenraum ging. Sie folgte mir. Noch immer in Gedanken setzte ich mich auf den Platz neben Joline, die eilig die Hausaufgaben zu dieser Stunde bei jemandem abschrieb. Wie immer waren die Schüler laut und nervig, doch ich ignorierte alle und holte meine Bücher aus meinem Rucksack. Ich bemerkte, dass Mike wieder da war. Die letzten Tage war er nicht zur Schule erschienen und ich war sehr froh darüber. Ihn jetzt wieder zu sehen, machte mich nervös und unruhig. Vielleicht hatte ich gespürt, dass heute etwas kommen würde, denn wenige Minuten später erhob sich Mikes Stimme in dem ganzen Stimmengewirr.

,,Na, Schweinchen Dick", rief er und ich blickte ihn an. Da er nur ein paar Plätze schräg gegenüber von mir saß, war ich ihm relativ nah. Ich verzog keine Miene, auch wenn mein Magen sich schmerzhaft zusammenzog. Das Veilchen in seinem Gesicht, welches ich ihm vor ein paar Wochen mit der Schließfachtür verpasst hatte, war inzwischen ganz verschwunden.

,,Dir muss es miserabel gehen", sagte er. ,,Jetzt, wo es offiziell ist, dass dein geliebter Stiefbruder dich hat abblitzen lassen."

In diesem Moment wurde mir mal wieder deutlich, dass ich ihn hasste wie keinen anderen. Mich so hier zu blamieren und zu demütigen, das war wirklich wieder die Spitze vom Eisberg. Ich wusste nichts zu Antworten, also presste ich mein Kiefer zusammen, doch es schien Mike nicht davon abzuhalten, weiterzusprechen.

,,Für mich war das ja von vorne rein klar", rief er. Inzwischen hatten wir die Aufmerksamkeit der Klasse; selbst Joline hatte ihren Stift weggelegt. ,,Wer will denn schon dich, wenn er jemand besseren haben kann?"

,,Wie meinst du das, Mike?", fragte ein Junge quer durch die Klasse. Ich hasste sie alle. Ich hasste, hasste, hasste sie.

,,Unsere Miss Piggy hat sich in ihren Bruder verknallt. Das wissen ein paar ja schon, wenn man mal an ihr Tagebuch zurückdenkt", erzählte er ganz nebensächlich. Während er vergnügt darüber war, musste ich mich deutlich zusammenreißen. ,,Aber Damian hat wohl kein Interesse an ihr. Dabei habe ich dir doch gesagt, dass er nur aus Mitleid nett zu dir ist. Nur weil er dich nicht abgewiesen hat, als du ihn geküsst hast, heißt das noch lange nichts, Süße."

Our Little SecretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt