Und nun?

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Mein Kopf ist wie leer gefegt. Ich möchte einfach nur weiterschlafen. War irgendwas? Als ich meine Hand auf meinem Bauch bemerke, fällt es mir wieder ein. Ach ja, da war ja ein Baby. Kann man überhaupt schon als Baby bezeichnen? Noch ist es doch nur ein kleiner Punkt, ein Pünktchen.
Werde ich jetzt wirklich schon Mutter? Oder entscheide ich anders? Adoption? Sogar Abtreibung?
Oh Gott, wie soll ich das denn bloß meinen Eltern erklären? Und was ist mit dem Vater? Dean. Wahrscheinlich macht es keinen Unterschied, ob er es weiß oder nicht. Er wird sich einen Dreck um das Kind kümmern. Ach ja? Kennst du ihn schon so gut? Vielleicht freut er sich sogar darüber, nachdem er es verarbeitet hat.
Ja, die hoffnungsvolle innere Stimme, die mir alles schönreden will.

"Du solltest so zeitig wie möglich mit deinen Eltern reden." , rät mir Marc, der am Nachmittag wieder in meinem sitzt. Ich bin ihm dankbar, dass er immer für mich da ist, aber hat er außer mir gar kein Leben?
"Wie soll ich es ihnen denn bitte sagen? Sie werden mir den Kopf abreißen."
"Werden sie nicht, das weißt du. Ich kann dabei sein und dir moralische Unterstützung leisten."
Ich lächle Marc an. Wenn ich ihn nicht hätte.
"Dann beichte ich es ihnen heute, damit ich es hinter mir habe."

Am Abend sitzt meine Familie im Wohnzimmer und sieht mich gespannt an. Vielleicht war es doch keine gute Idee. Ich sollte lieber einen Rucksack packen und abhauen. Ich suche mir einfach einen Job als Kellnerin und ziehe das Kind irgendwie groß. Mir wird schon was einfallen, nur meine Eltern sollen nichts davon wissen!
Mein Herz rast und Marc muss meine Angst spüren, denn er nimmt meine Hand und lächelt mir ermutigend zu.

"Also, es gibt da was, das ich euch sagen muss. Und bitte rastet nicht aus!" Jetzt oder nie, Stella! "Ich bin...schwanger."
Meine Eltern machen gar nichts. Schockstarre, wie bei mir. Dann folgt der Lachanfall.
"Das ist doch ein Scherz, oder?" , fragt meine Mutter hoffnungsvoll. Als ich aber den Kopf schüttle, fängt sie an zu weinen. Eigentlich dachte ich, ich sollte weinen.
Mein Vater schlägt die Hände vor dem Gesicht zusammen.
"So ein Mist!" , flucht er. Das kann er laut sagen!
"Und nun?" Hah, meine Schwester wird Tante.
"Ja, und nun? Wie hast du dir das vorgestellt? Du stehst kurz vor dem Abitur. Was ist denn dann mit dem Studium, einem Job? Glaub nicht, dass das einfach wird, wenn du dich nebenbei noch um ein Kind kümmern musst." , belehrt mich mein Vater.
"Denkst du, ich habe mir das gewünscht?" , frage ich verzweifelt.
"Dafür klärt man euch doch ausführlich auf! Damit sowas nicht passiert!" Mein Vater ist verzweifelt. Er steht auf und läuft hin und her.
"Und der Vater?" , schreit er schon fast.
"Er weiß noch nichts davon."
"Wer ist es?" , kommt es diesmal von meiner Mutter.
"Dean. Dean Black. Er ist neu an unserer Schule."
"Black? Der Oberarzt der Chirurgie heißt auch so und ist ebenfalls neu. Wenn sein Sohn auch so ein Macho ist..." Meine Mutter arbeitet als Krankenschwester. Na toll, sie kennt seinen Vater.
"Na super! Erhoff dir bloß keine Unterstützung von dem!"
"Schatz, beruhige dich." , versucht ihn meine Mutter zu besänftigen.
"Ich muss gehen." Mein Vater nimmt sich seine Jacke und verlässt das Haus. Geschockt sehen meine Mutter und ich ihm hinterher.
"Er braucht Zeit." Danke Mama, aber die habe ich jetzt nicht mehr.

Plötzlich Schwanger Where stories live. Discover now