9 Monate

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Also erstmal: Um die Geschichte nun auch voranzubringen, werde ich hier keine unnötigen Kapitel schreiben, sonst geht die Geschichte noch ewig. Ich wollte eigentlich nicht über 35 Kapitel kommen. Ich fasse in diesem Kapitel einfach die wichtigsten Geschehnisse der nächsten Monate zusammen.

3. Monat

Als die Ferien vorbei sind, müssen wir wohl oder übel wieder zur Schule. Eine Aufmunterung ist es immerhin, dass ich nur noch ein halbes Jahr habe, bevor ich endlich meinen Schulabschluss in der Tasche habe.

Dean holt mich am ersten Schultag mit seinem Auto ab. Es sieht nicht unbedingt billig aus, aber was tut das bei ihm schon?

Er hält mir wie ein Gentleman die Autotür auf und nimmt meine Hand, als wir das Gebäude betreten. Er hat es tatsächlich getan. Er hat gerade unsere Beziehung offenbart. Ich könnte ihm um den Hals fallen, jedoch hindert mich die Menge an Augenpaaren, die uns ungläubig anstarrt. Diese Aufmerksamkeit bin ich absolut nicht gewohnt.

4. Monat

Schon sind wieder Ferien!
Mein Bauch ist schon ein Stück gewachsen. Dean liebt es, mit ihm zu reden und ihn anzufassen. Dabei wirkt er immer ganz anders. Überhaupt nicht wie der arrogante Macho, der er manchmal sein kann. Nein, wie ein freundlicher, aufmerksamer Junge, mit dem man sein ganzes Leben verbringen möchte.

Noch weiß keiner in der Schule Bescheid und das soll so lange wie möglich so bleiben. Ich esse immer sehr viel und trage sehr große Kleidung, damit sie denken, ich würde einfach nur fett werden. Schon jetzt werde ich von fast jedem Mädchen angezickt. Vor allem Misa scheint jetzt ein noch größeres Problem mit mir zu haben.

Wenn Dean und ich mal ausgehen, dann passiert es auch manchmal, dass sich irgendwelche Mädchen an ihn ranmachen, während ich nur kurz mal auf Toilette war. Jedoch hat Dean bisher immer zu mir gehalten. Ich liebe ihn. Das tue ich wirklich.

5. Monat

Ich kaufe meine Klamotten immer größer. Nun ja, eine Kugel ist es noch nicht, aber schon auffällig. Momentan bin ich so glücklich über meine Schwangerschaft. Eine Abtreibung hätte ich mir niemals verzeihen können.

Ich wurde nochmal zu Dean zum Essen eingeladen. Ich habe ziemliche Angst vor seinem Vater. Er ist mir gegenüber schließlich nicht gerade freundlich aufgetreten. Wenn ich mir vorstelle, dass ich auf sein Angebot eingegangen wäre...Nein, das hätte ich niemals tun können.

Der Abend verlief ganz in Ordnung. Seine Mutter hat mich wie immer mit offenen Armen empfangen. Sie sieht mich schon als ihre Schwiegertochter an. Ans heiraten habe ich noch nie gedacht, aber dafür ist es noch ein bisschen zu früh.
Sein Vater war zu mir kühl, aber nicht so unhöflich wie beim letzten Mal. Im Gegensatz zu meinem, hat er sich mit dem Kind noch nicht abgefunden.
Mein Vater hat eingesehen, dass es nicht mehr rückgängig zu machen geht, dass er mir damit nur wehtut. Nun spielt er den überfürsorglichen. Verstehe einer Väter.

"Warum nennst du deine Mutter eigentlich immer Clarissa?"
"Das ist ihr Name."
"Sehr witzig! Du weißt doch, was ich meine."
"Sie ist nicht meine leibliche Mutter."
"Echt?"
"Meine richtige Mutter ist abgehauen, als ich noch sehr klein war. Dann hat mein Vater Clarissa kennengelernt und geheiratet. Sie wollte aber nie von mir als 'Mama' oder sonstiges bezeichnet werden. Sie hatte wohl ein schlechtes Gewissen, obwohl sie ja nichts dafür konnte. Aber ich sehe sie trotzdem als meine Mutter an. Sie ist immer für mich da."

6. Monat

"Spielst du eigentlich noch?" ,fragt mich Dean, während er meine Akustikgitarre nimmt.
"Ab und zu." Gitarre habe ich schon eine ganze Weile nicht mit mehr gespielt, aber mein Piano ist nach wie vor in ständigem Benutz.
"Du hast mir nie erzählt, dass du auch Gitarre spielen kannst." ,tue ich beleidigt.
"Ich habe ja auch nicht gesagt, dass ich es kann." ,lacht er.

Oh doch und wie er das kann! Er spielt auf meinen Wunsch hin Wish you were here von Pink Floyd. Eines der schönsten Lieder, die es auf der Welt gibt. Das Intro spielt er fehlerfrei und scheint ganz in der Musik versunken zu sein. Sein Blick ist konzentriert, aber leidenschaftlich. Ich habe unsere gemeinsame Leidenschaft für Musik noch nie bemerkt.

So, so you think you can tell.
Heaven from hell, blue sky is from pain.

Ich singe den Text und beim Refrain fällt Dean mit ein. Ich muss breit grinsen. Solche Momente sind unbezahlbar. Diese Verbundenheit die gerade zwischen uns besteht. Ich beschließe, dieses Lied zu unserem zu machen, denn jetzt bin ich glücklich, mit ihm.

7. Monat

Endlich wissen wir es! Dean zerdrückt mir vor Aufregung fast die Hand, während ich relativ ruhig daliege. Ich dachte immer, dass Frauen die sind, die ihrem Mann die Hand abdrücken bei sowas. Dean strahlt das Bild auf dem Monitor an und sieht dabei unendlich stolz aus. Das kann er. Wir werden einen zuckersüßen Jungen bekommen. Ich wollte nie ein Mädchen. Die Stelle ich mir ziemlich anstrengend vor. Gut, das sind Jungs auch, aber auf eine andere Weise.

Allerdings habe ich keine einzige Idee für einen guten Namen. Eines ist schon mal klar: Justin oder Kevin wird er nicht heißen.
Als wir das Sprechzimmer verlassen, fällt mir Dean überglücklich um den Hals. Er freut sich wie ein kleines Kind. Hätte mir jemand vor ein paar Monaten gesagt, dass er sich mal so über dieses kleine Ding freuen würde, dann hätte ich denjenigen sofort in die Psychiatrie verwiesen.

8. Monat

Wir haben es geschafft! Wir müssen nie wieder einen Fuß in dieses Gebäude setzen! 12 Jahre Schule sind nun überstanden. Der Stress war schlimm, aber letztendlich hat es sich gelohnt mit meinem Abi-Durchschnitt von 1,4. Meine Eltern sind mächtig stolz auf mich. Dean hat es sogar mit 1,2 geschafft. Dafür habe ich ihn einen Monat fast gar nicht zu Gesicht bekommen, weil er Tag und Nacht gelernt hat. Er wird Medizin studieren, aber wohl eher von seinem Vater aus. Dean selbst hat noch nie mit sonderlich viel Begeisterung davon gesprochen.

Wir sind selbstverständlich auch zusammen zum Abiball gegangen. Es war nicht so einfach ein schönes Kleid für meinen riesigen Bauch zu finden. Die Reaktionen unserer Mitschüler sind gespalten ausgefallen. Die meisten haben mich natürlich verachtet, hauptsächlich Mädchen. Misa hat sogar das Gerücht verbreitet, ich würde Dean das Kind nur unterjubeln.

Alles war perfekt. Ich hätte wissen müssen, dass dies nur die Ruhe vor dem Sturm war. Oder war das ganze nur ein zu schöner Traum, aus dem ich nicht mehr aufwachen wollte?

Ein paar Tage später liegt ein Brief in meinem, der an mich adressiert ist. Ich bekomme sonst nie Briefe und diesen hätte ich auch niemals haben wollen. Es sind nicht viele Worte, doch innerhalb kürzester Zeit ist das Papier von meinen Tränen durchweicht.

Ich wurde auf einer Uni in den USA angenommen. Das ist meine Chance. Es tut mir so unendlich leid.

Wie kann er mir das antun? Wie kann er uns einfach so verlassen, ohne sich zu verabschieden? Warum hat er mir nie etwas von dieser Uni erzählt? Wie kann er sich das selbst antun, obwohl er sich doch schon so sehr gefreut hat? Ich zerfetze den Brief und schmeiße ihn weg. Er hat mir das Herz gebrochen und das werde ich ihm nie verzeihen.

How I wish, how I wish you were here...

Unser Lied. Was für eine Ironie, dass es ausgerechnet das erste auf meinem Handy ist, als ich die Zufallswiedergabe anschalte.

Badumtz! Wer hätte damit jetzt gerechnet? Aber das ist nicht das Ende. Keine Sorge, so gemein bin ich nicht!

Plötzlich Schwanger Where stories live. Discover now