Es wird kein Fehler sein

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„Wie fühlt sich das für dich an?", frage ich Dean, nachdem wir Leo ins Bett gebracht haben. Wir gemeinsam. Wie seltsam das ist, dabei hätte es Normalität werden sollen.

Wir haben den ganzen Tag zu dritt verbracht. Wir haben mit Leo gespielt, Dean ist schon richtig verliebt in ihn. Er wird ein guter Vater für ihn sein. Dean hat mir von seinem Studium erzählt. Es muss ziemlich anstrengend sein und so ganz sein Interesse hat es nicht geweckt. Er hat mir gesagt, dass er meinen Job wirklich cool findet und am liebsten etwas mit Musik machen würde. Wenn das so einfach wäre.

„Es fühlt sich unglaublich an! Mein eigen Fleisch und Blut zu sehen, das ist einfach so erstaunlich. Ich bin wirklich glücklich." Das bestätigt auch das Strahlen in seinen Augen. Es war wohl doch eine ganz gute Entscheidung.

„Wissen deine Eltern denn schon, dass du wieder hier bist?"

„Clarissa wusste es jedes Mal. Meinem Vater habe ich es aber nur selten gesagt. Den Kontakt zu ihm habe ich in den vergangenen Jahren sowieso sehr klein gehalten." Das tut mir schon leid, aber sein Vater ist schließlich auch schuld und ich kann Deans voll und ganz verstehen.

Wir gehen wieder ins Wohnzimmer.

„Hast du noch etwas vor?", fragt er mich nach einer Weile.

„Nein, wieso?"

„Ich auch nicht. Ich habe mich nur gefragt, ob wir vielleicht noch wohin gehen könnten." Kurz stockt mir der Atem. Hat er mich gerade gefragt, ob ich mit ihm ausgehe?

„Ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist."

„Also ich meine nicht wie...Naja, du weißt schon. Ganz normal, als Freunde, dachte ich mir."

Ich weiß nicht, ob wir uns schon wieder als Freunde bezeichnen können. Bis jetzt waren wir in meinen Augen einfach nur die Eltern des selben Kindes.

„Ist dieser Typ von neulich dein Freund gewesen?"

„Was? Nein, wie kommst du denn darauf.", streite ich schnell ab. Luce habe ich total vergessen. Ich sollte ihn bald mal anrufen.

„War nur so eine Frage." Ich merke, dass Dean kurz rot wird. Das habe ich bei ihm noch nie gesehen. Das ist ja schon fast wieder zu niedlich. „Also kommst du nicht mit?"

Einerseits will ich es verhindern, wieder mehr für Dean zu empfinden und wollte lieber auf Abstand bleiben, andererseits habe ich mich schon ewig nicht mehr auf diese Art amüsiert. Ich werde doch wohl meine Hormone unter Kontrolle halten können, oder?

„Vielleicht ist das ja tatsächlich keine schlechte Idee.", gebe ich letztendlich nach.

„Wirklich? Schön. Was machst du mit Leo?"

„Ich rufe einfach Mom an." Sie wird bald hier sein, bevor wir uns losmachen. Ich verschwinde schnell in meinem, um mir ein passenderes Outfit anzuziehen. Ich entscheide mich für ein kurzes, allerdings nicht zu kurzes, schwarzes Kleid. Es ist relativ gemacht, dennoch ziemlich hübsch. Leider bekomme ich den Reißverschluss hinten nicht richtig zu. Ausgerechnet muss er klemmen, aber ich möchte unbedingt dieses hier anziehen. Das ist ein Premiere.

„Dean!", rufe ich in meiner Not.

„Was ist?" Er stockt etwas, als er einen Teil meines nackten Rückens sieht.

„Komm schon rein, du musst mir nur mal den Reißverschluss zumachen.", bitte ich ihn. Als seine angenehm warmen Finger meine Haut streifen, zieht sich etwas in mir zusammen. Wie kann diese winzige Berührung noch immer etwas in mir auslösen? Ich drehe mich zu ihm um, als er fertig ist. Er starrt mich an, räuspert sich und meint, dass mir dieses Kleid wirklich gut steht. Ich schminke mich noch ein wenig, wobei ich es lieber nur bei Mascara und Lippenstift belasse, da ich in sowas nicht sehr geschickt bin. Meine Haare flechte ich zu einem seitlichen Fischgretenzopf, so dass er mir locker über die rechte Schulter fällt.

Als ich fertig zu ihm trete, sieht er mich staunend an. Sogar ich bin ziemlich zufrieden mit mir. Ich kann aber nicht anders, als ebenfalls zu starren und versinke schon fast in seinen grünen Augen, als es klingelt. Ich mache Mom auf und begrüße sie mit einer festen Umarmung.

„Danke, dass du auf ihn aufpasst."

„Das ist doch selbstverständlich! Du siehst aber wunderschön aus heute!", lächelt sie mich an. Dann jedoch fällt ihr Blick auf meine Begleitung.

„Dean?", fragt sie ungläubig. Ich habe ihr erzählt, dass er wieder da ist und auch alles andere erklärt, aber sie hätte wohl nicht damit gerechnet, dass ich mich mit ihm verabrede. Das hätte ich auch nicht gedacht.

„Schatz, kommst du mal kurz mit und erklärst mir diese eine Sache da?" Sie ist so eine schlechte Schauspielerin, aber ich folge ihr in die Küche.

„Bist du dir auch sicher, mit dem, was du da tust?", fragt sie mich im typischen besorgten Mütterton.

„Es ist ja nicht so, dass wir ausgehen. Wir brauchen einfach beide mal wieder etwas Spaß.", verteidige ich dich.

„Hach, Kind. So naiv waren wir doch alle mal. Du glaubst zwar, du willst nichts mehr von ihm, aber in deinem Kopf geht etwas ganz anderes vor sich."

„Versuchst du mir gerade einzureden, dass ich ihn immer noch mag?"

„Quatsch! Ich will nur, dass du weißt, dass es nicht deine Pflicht ist, den Vater deines Kindes zu lieben und, dass du vorsichtig sein sollst."

„Ich bin kein Kind mehr. Ich weiß schon, was ich tue und kann gut auf mich selber aufpassen."

„Ich weiß doch! Aber passt mir ja auf, dass ihr mir kein zweites Enkelkind anschleppt!"

„Mutter!", rufe ich empört. Das hatte ich ja auf keinen Fall vor!

„Nun geht schon!" Das machen wir.

Wir sind in irgendeinem Club, dessen Namen ich nicht einmal kenne. Mein Sozialleben ist wirklich für die Tonne. Jedenfalls ist die Musik sehr laut und unglaublich bescheuert. Wie kann man denn bei diesem Technogedudel tanzen? Kein Wunder, wenn die alle vorher erstmal Ecstasy brauchen. Mir reicht allerdings auch Alkohol, dennoch wird es auch nach dem dritten Glas Tequila Sunrise nicht erträglicher. So stürzen wir leicht angetrunken in die kühle Nacht und setzen und aus eine Bank am Straßenrand. Die Abendluft hier draußen ist so befreiend und angenehm, im Gegensatz zu der nach Schweiß stinkenden Hitze im Club. Das ist so gar nicht mein Stil, wie ich nun feststellen musste.

„Ist dir kalt?", fragt mich Dean aufmerksam.

„Ein wenig.", gebe ich zu und zittere ein bisschen. Er zieht seine Jacke aus und legt sie mir über, nimmt seine Hände allerdings nicht wieder weg. Stattdessen sieht er mich eine Weile an, bevor er seine Lippen auf meine presst.

Mein erster Gedanke ist, wie gut sich das anfühlt, wie sehr ich seine Lippen vermisst habe, wie sehr ich sie begehre. Mein zweiter Gedanke gilt der Vernunft, dass das ein Fehler sei. Mein dritter ist dann wieder, dass es doch gerade total egal ist, solange es mir gefällt. Doch schon wird dieser schöne Moment unterbrochen von einem Handyklingeln. Genervt stöhnend geht Dean ran.

"Clarissa?...Ganz langsam...Was ist passiert?...Okay, ich komme sofort." Er legt auf und starrt fassungslos zu Boden.

„Was ist los?", frage ich zaghaft.

„Mein Dad, er hatte einen Autounfall."

Oh man, auf diesen Moment habe ich schon von Anfang an gewartet xD
Ich habe gestern vergessen zu updaten. Habt ihr auch Ferien?
Und danke für 3k Reads.

Plötzlich Schwanger Where stories live. Discover now