Versöhnung oder doch nicht?

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Es geht mir nicht gut. Nein, das ist noch untertrieben, mir geht es richtig scheiße!
Mein Kopf tut weh vom Weinen. Einen Blick in den Spiegel und schon möchte sofort ich wieder mit meinem Bett verschmelzen.
In Pyjama und Bademantel zwinge ich mich nach unten in die Küche, wo mich meine Mutter sofort mit einer innigen Umarmung begrüßt.
"Fröhliche Weihnachten, mein Schatz!" Oh, stimmt ja. Dass heute schon Weihnachten ist, habe ich vollkommen vergessen. Eigentlich wollte ja Dean mit seiner Mutter vorbeikommen. Daraus wird wohl nun nichts mehr. Warum musste er auch so ein Idiot sein und mich anlügen? War ich ihm etwa doch total egal?

"Marie und ihre Familie sollten bald ankommen. Zieh dich lieber schon mal an.", bittet mich meine Mutter.
Marie ist ihre Schwester, also meine Tante. Wenn sie zu Besuch da ist, was recht selten vorkommt, da sie in den USA wohnen, ist immer Leben im Haus. Sie hat drei kleine, sehr lebhafte Kinder, aber verdammt niedlich sind sie.

Ich bekomme es erstaunlicherweise hin, mich wieder so herzurichten, dass einem nicht gleich die Augen bei meinem Anblick herausfallen. Dazu war unvorstellbar viel Concealer nötig.
Ich schiebe meinen Pullover ein Stück nach oben und berühre meinen noch relativ flachen Bauch. Eine kleine Rundung kann man aber schon sehen. Hach mein Kleines, was soll nur aus mir und deinem Papa werden?

Sobald die Tür geöffnet wird, überfallen mich die Kleinen auch schon stürmisch.
"Ihr seid aber groß und stark geworden!", rede ich ihnen mit kindlicher Stimme zu. Die Jüngste von ihnen ist Tanja und ist erst zwei Jahre alt. Sie ist so knuffig.
Ben dagegen ist seit dem letzten Mal ein ganzes Stück gewachsen. Er ist schon sieben Jahre alt. Die vierjährige Layla ist die wildeste und will mich gar nicht mehr loslasssen.

"Die haben sich wohl gefunden!" , lacht Marie.
Bei der Vorstellung, dass ich bald mein eigenes Kind so knuddeln kann, geht mir sofort das Herz auf. Ich bin wirklich froh darüber, mich nochmal unentschieden zu haben und doch nicht abgetrieben habe.

Zu um fünf kommt dann auch der letzte Rest unserer Familie. Wir sind 30 Leute, das ist bei uns was Feste betrifft allerdings Standard. Eigentlich ist unsere Familie noch größer, aber die anderen wohnen alle zu weit weg.
"Wir möchten euch nich etwas mitteilen.", ruft meine Mutter in die Runde. Jetzt kommt es.
"Wir bekommen Familienzuwachs!" Als meine Mom das sagt, strahlt sie bis über beide Ohren, während mein Vater nur ein Grummeln von sich gibt. Wird er sich jemals mit der Situation abfinden?

Alle starren Mom an.
"Kriegt ihr etwa jetzt noch ein Kind?" , fragt Marie überrascht.
"Nein, nicht sie, sondern Stella!" , stellt meine Schwester klar.
Nun sind alle Augen auf mich gerichtet. Ihre Blicke wechseln zwischen schockiert und ungläubig. Ja, ich das kleine liebe Mädchen, damit hätte wohl niemand gerechnet.

Das Klingeln der Tür durchbricht die entstandene Stille.
"Das müssen sie sein, endlich!" Mom hastet zur Tür und macht auf. Sofort fällt sie Clarissa in die Arme. Und hinter ihr erscheint Dean. Ich glaube, ich gucke nicht richtig! Was machen die beiden denn hier?
Clarissa kommt auf mich zu und umarmt mich, als würde ich zu ihrer Familie gehören.
"Es freut mich, dass wir kommen konnten."
Dean starrt mich nur an. Sein Gesichtsausdruck muss ungefähr meinem gleichen. Wir wollen uns beide nicht sehen.

"Warum sind sie hier?" Ich bin Mom in die Küche gefolgt, um sie zur Rede zu stellen.
"Du hast doch damals das Angebot gemacht, mit ihnen zu feiern."
"Da waren Dean und ich aber noch zusammen!"
"Dann ist das doch eine gute Gelegenheit, um die Sache zu klären."
"Da gibt es nichts mehr zu klären!"
"Schatz, denkst du nicht, dass du ein wenig überreagierst? Ihr solltet wenigstens reden und wieder miteinander auskommen, wenn ihr schon nicht mehr ein Paar seid. Du kannst ihm schließlich nicht den Kontakt zu seinem Kind verbieten."
"Noch ist es aber in mir!"
"Bitte regelt das, okay?" Sie gibt mir einen Kuss auf die Wange und geht wieder zurück. Ich hasse sie dafür, dass sie schon wieder Recht haben muss!

Ich lasse mich auf einen Stuhl plumpsen und betrachte mein Sektglas, gefüllt mit Orangensaft. Es ist ziemlich deprimierend, nicht einmal zu Weihnachten Alkohol trinken zu können.
"Oh, du bist hier." Ich drehe mich um und entdecke Dean.
"Deine Familie überfällt mich mit Fragen, da musste ich flüchten." Er kratzt sich unbeholfen im Nacken.

"Meine Mutter meinte, wir sollten reden.", beginne ich das Gespräch. Jetzt wäre ein guter Moment.
"Meine auch."
"Dann fang an." , fordere ich ihn auf, da ich absolut keine Ahnung habe, was ich sagen soll.
"Ich denke noch nach, wie ich anfangen soll." Ha, zwei Dumme, ein Gedanke. Moment mal, ich bin nicht dumm!
"Wie kommst du auf die Idee, dass ich dich angelogen hätte?" Auf so einen Satz war ich nun nicht unbedingt vorbereitet.

"Nun, ich...Also Misa hat..." ,stottere ich vor mich hin.
"Was hat Misa?"
"Sie hat gesagt, dass du nur mit mir ins Bett willst und nebenbei auch noch andere Mädchen hast. Zumindest so in der Art."
"Du glaubst ernsthaft die Geschichten, die Misa dir erzählt? Ausgerechnet ihr? Sie ist eine falsche Schlange. Lügen gehört für sie zum Leben wie atmen! Ich dachte, du wärst schlauer." Aufeinmal komme ich mir so unfassbar dumm vor. Aber noch ist nichts bewiesen!

"Außerdem habe ich doch schon mit dir geschlafen." , schiebt er noch hinterher.
Das war jetzt absolut unnötig, aber ich verkneife mir einen Kommentar.
"Und was hast du ihnen sonst gesagt?"
"Dass wir zusammen sind, so wie ich es dir erzählt habe."
"Ach ja? Und warum hast du dann danach so komisch getan?"
"Weil es verdammt nochmal was komplett neues für mich ist!" , sagt er in einem lauten Ton. "Du bist meine erste Freundin. Du weißt doch, wie das sonst bei mir ablief. Ich muss mich erstmal daran gewöhnen." Er redet in der Gegenwart, als wären wir noch zusammen. Hat er etwa noch Hoffnungen?

"Das hättest du mir einfach sagen können."
"Ja, vermutlich hätte ich das letztens tun sollen, anstatt dich anzuschreien. Ich bin mit der ganzen Sache wohl ein bisschen überfordert gewesen." , entschuldigt Dean sich. Innerlich habe ich ihm schon längst vergeben. Ich kann ihn ja verstehen.
"Weißt du, mir fällt es nun mal ziemlich schwer zu glauben, dass ausgerechnet jemand wie du etwas von einer wie mir will. Da kommen einem schon mal Zweifel auf."
"Mir fällt es auch schwer, mit dieser Sache umzugehen." Irgendwas an diesem Satz beleidigt mich.
"Weil ich dich liebe."

Haha! Ich habe es doch noch wesentlich früher geschafft! Und sogar über 1000 Wörter. Ich schreibe meine Kapitel immer viel zu kurz, darum habe ich mir jetzt ein Ziel von mindestens 1000 Wörtern pro Kapitel gesetzt.

Und, wie fandet ihr das Ende des Kapitels? Ich habe versucht, einen kleinen Cliffhanger einzubauen. Das ist mehr oder weniger passiert. Muahahaha!

Plötzlich Schwanger Where stories live. Discover now