Kapitel 3 *überarbeitet*

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Ich erstarrte und mein Inneres zog sich zusammen, als ich sah, wer dort hineinkam. Innerhalb einer Millisekunde erfasste ich die Situation und mein Herz setzte einen Schlag aus. Mitten in der Tür stand ein Gott von einem Junge, dessen sturmgrauen Augen fest auf der Lehrerin geheftet waren. Der Junge strömte einen genussvollen Duft aus, den ich noch nie gerochen hatte und der süchtig machen konnte. Als zudem mein innerer Wolf verrückt drehte, wusste ich ganz klar wer dieser Junge war.

Er war mein Seelenverwandter, mein Mate. Ich starrte ihn an und konnte meinen Blick nicht von ihm reissen. Mein Mate sah so aus, als wäre er hastig hier her gerannt, um nicht allzu viel Unterricht zu verpassen. Davon zeugten seine brauen, zerstrubbelten Haare, die er mit einer eleganten Bewegung wieder in Ordnung brachte.

"Entschuldigung, dass ich zu spät komme, aber mich hat etwas Wichtiges aufgehalten.",ertönte zum allerersten Mal seine tiefe Stimme und Gänsehaut überzog meine Arme. Ich konnte gerade noch so ein Seufzen verhindern. Was war denn nur mit mir los? Ich verhielt mich doch sonst auch nicht so...aber er war mein Mate...war es da normal?

"Kein Problem Mr. Black. Lass es nur nicht zur Gewohheit werden.", erwiderte Frau Bentler freundlich und wandte sich wieder der Klasse zu, um ihren Vortrag weiterzuführen.

Ich konnte mich jedoch nicht auf sie konzentrieren. Ich hatte meinen Mate gefunden! Und...moment mal, er hieß Black mit Nachnamen?!

Mit einem Schlag kehrte ich auf den Boden der Tatsachen zurück und roch noch einmal unauffällig in der Luft. Tatsächlich konnte ich unter dem süßen Duft, den unverkennbaren Geruch des Werwolfs riechen. Er gehörte zum Rudel der Blacks. Er war der Feind!

Ich erstarrte und durchbohrte weiterhin den Jungen mit meinen Blicken. Dieser blickte plötzlich verwirrt auf, während er zu seinem Platz zwei Reihen neben mir ging. Hastig senkte ich den Blick und tat so, als suche ich etwas in meinem Block.

Mein ganzer Körper kribbelte und ich wusste, dass dieser fremde Blackjunge mich entdeckt hatte. Ich wusste, dass er erkannt hatte, dass ich seine Mate war, denn sein Geruch verstärkte sich mit einem Schlag.

Ich durfte mir nicht anmerken lassen, was ich fühlte und wer ich war, so lautete die Anweisungen meines Alphas. Stur sah ich auf meinen Tisch und versuchte meine Gefühle zu verdrängen. Das war jedoch so gut wie unmöglich, denn es war, als würden meine Gefühle Achterbahn fahren. Ein stetiges Auf und Ab. Ich freute mich, das ich meinen Mate gefunden hatte, aber zugleich hatte ich die Erkenntnis, dass es für uns keine Zukunft geben würde. Meine Mission war schließlich seine Familie zu zerstören und ich musste allen weismachen, dass ich ein ganz normale Schülerin war.

Sein Blick bohrte sich stechend in meine Seite und mich überkam das unbändige Verlangen, einen Blick auf ihn zu werfen. Ich darf mir nichts anmerken lassen, wies ich mich zurecht und versuchte verkrampft ruhig sitzen zu bleiben. Es war die Hölle. Mein Mate so nah und doch gleichzeitg so unerreichbar.

Black, mein Mate war ein Black, wurde mir mehr und mehr bewusst. Sein Rudel hat meine Mutter getötet! Ich spürte die Wur in mir aufköcheln, ich musste sie dafür zur Rechenschaft ziehen. Mate hin oder her.

Aber er war doch nicht Schuld an dem Tod deiner Mutter, flüsterte eine kleine Stimme in meinem Inneren und ich schloss erschöpft die Augen. Ich trug doch genauso keine Schuld am Tod meiner Mutter, doch konnte ich es meinem Vater nie rechtmachen. Die Blacks mussten für die Ermordun meiner Mutter bezahlen, das wusste ich und dennoch...ein kleiner Teil von mir wollte nicht der Grund für die Zerstörung des Rudels meines Mates sein.

Ich schüttelte den Kopf, um wieder klar im Kopf zu werden. Ich war einfach nur verwirrt von der ganzen Situation. Ich konnte mir nicht erklären, wie sich mein Leben in diesen wenigen Tagen so geändert haben konnte.

Das Klingeln der Schulglocke riss mich aus meinen Gedanken und ich sah verdutzt auf. Ich hatte nicht ein einziges Wort vom Unterricht mitbekommen, wer konnte es mir schon verübeln.

Hastig stopfte ich meinen Block zurück in die Tasche und stürmte aus dem Zimmer. Wir hatten nun eine fünfminütige Pause, um die Zimmer zu wechseln und ich machte mich eilig daran, das nächste Zimmer auf meinem Stundenplan zu finden. Die Gedanken an diesen Jungen musste ich einfach verdrängen...
Am Ende half mir der Plan der Schule wieder und kurz darauf stand ich vor dem nächsten Raum. Die Ängste vor dem ersten Schultag waren verflogen und ich betrat eilig den Raum.

Nachdem ich auch diesem Lehrer meine Anmeldung gerreicht hatte, suchte ich mir wieder einen Plaz im hinteren Teil aus und beobachtete meine Klassenkameraden, die sich aufgeregt über ihr Wochenende unterhielten. Kurz schon hatte ich die Hoffnung, der Junge wäre nicht in diesem Kurs, als mir auch schon sein unverkennbarer Geruch in die Nase strömte. Ich schloss genussvoll die Augen und riss sie erschrocken wieder auf, als mir bewusst wurde, was ich getan hatte.

Mein Körper fing wieder an zu kribbeln und das Kribbeln verstärkte sich, als der Stuhl zu meiner Rechten geräuschvoll nach hinten gezogen wurde. Ich hörte, wie sich jemand darauf fallen ließ und ohne einen Blick auf den Platz zu werfen, wusste ich, dass es mein Mate war.

Schnell zog ich meine Hände unter dem Tisch, um ihm nicht meine verkrampfte Hände zu offenbaren. Das war alle viel zu viel für mich.
Ich starrte wieder einmal stur nach vorne auf den Lehrer, der gerade irgendetwas über eine Revolution erzählte und ein Schaubild an die Tafel aufzeichnete. Hastig kramte ich meine Sachen aus der Tasche und versuchte mich krampfhaft auf den Unterricht zu konzentrieren und das Schaubild abzuzeichnen.

"Hey."

Ich zuckte zusammen und umklammerte meinen Stift. Du musst dich wie jeder andere verhalten, rief ich mir ins Gedächtnis und konnte ihn zwischen zusammengebissenen Zähnen ein "Hey." antworten.
Ein Teil in mir frohlockte, ich hatte gerade das erste Mal mit meinem Mate gesprochen.

Ich atmete tief durch und setzte den Stift auf das Papier, um einen großen Kastn zu ziehen.

"Ich bin Shane."

Sofort stieg ein Schnurren in meiner Kehle auf und ich unterdrückte es erschrocken mit einem gekünstelten Husten.
Shane, ein schöner Name, er passt zu meinem Mate, dachte ich wehmütig und blinzelte träge.

"Arya, ich bin Arya.", brachte ich nach einigen Momenten raus und holte tief Luft.

"Ein schöner Name, Arya...", sagte er rau und kostete meinen Namen voll aus.

Mein Herz setzte einen Schlag aus, nur um dann mit doppelte Geschwindigkeit weiterzuschlagen. Mein Mate...Shane brachte mein Herz nur durch ein paar Worte zum Rasen und ein seltsames Gefühl erfüllte meinen Bauch.

Wie ferngesteuert drehte ich meinen Kopf zu Shane und blickte direkt in seine Augen, die mir tief in die Seele zu blicken schienen.

Eisblau traf auf Sturmgrau.

Und meine Welt kam zu einem Halt.

Haunting | #wattys2016 |Where stories live. Discover now