Kapitel 24

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Tage vergingen in einem stetigen Strudel voller Farben und Töne. Der Strudel riss mich mit sich und löschte alles andere aus.

Wo war oben? Wo war unten? Ich wusste es nicht.

Die Welt zog an mir vorbei, geräuschlos und voller Verzerrungen.

Konturen verwischten und die Welt drehte sich kopfüber. Alles war falsch, so falsch...

Eines war jedoch immer deutlich zu sehen, zu hören, zu riechen, zu schmecken. Der Verrat an meinem Mate. Ich verriet Shane und seine Familie mit jedem meiner Atemzüge. Suchte ihre Schwachstellen, wie konnte man sie am besten zerstören.

Und was das Schlimmste ist?

Niemand ahnte etwas von ihrem nahenden Untergang. Ich war ein Teil der Black-Familie, sie hatten mich als Teil ihrer Familie akzeptiert und selbst Jay schenkte mir immer öfters ein kleines Lächeln.

Mein Herz war schon lange in tausende und abertausende Stückchen zersplittert und immer wieder dröhnte dieser eine Satz seine Runden in meinem Kopf.

Du verräts sie.

Ich wusste endlich, dass meine "Mission" von Anfang an ein Teufelswerk meines Vaters war. Wäre ich doch nur nicht so blind gewesen...

Shane hatte mein seltsames Verhalten natürlich bemerkt, nicht selten musterte er mich mit einem besorgten Blick und ich rechnete ihm hoch an, dass er mich nicht darüber auspresste.

Dennoch starb ich innerlich mehrere Tode. Hätte ich doch nur früher gehandelt ... Mein Lächeln starb und tiefe Augenringe waren meine ständigen Begleiter.

Tage wurden zu Wochen. Es hatte sich eine Routine eingearbeitet.

Nach der Schule verbrachte ich den gesamten Nachmittag mit Shane bei ihm zu Hause. Er versuchte mich mit aufzumuntern und konnte mir trotz seiner lieben Art nur selten ein Lächeln abgewinnen.
Ich hatte meine Augen immer nach Schwachstellen geöffnet, erkundigte mich über die Routine von Shanes Eltern.

Wenn mich auch nur ein Hauch von schlechtem Gewissen überkam, murmelte ich wie ein Mantra vor mich hin, dass ich das alles nur für Shane machte. Ich würde mir es nie verzeihen, sollte ich daran Schuld sein, wenn ihm etwas geschehen sollte.

Kurz vor der Dämmerung verließ ich Shane und ich wusste, er litt darunter. Unter meiner erkühlten Art, aber es war immer noch besser, als wenn er von meiner Familie ermordet werden würde.

Zu Hause in meinem ehemaligen Rudelhaus wurde ich stets daran erinnert, was ich war. Ein Verräter.

Meine Familie, die ich so geliebt hatte, schloss mich aus und erdolchten mich mit ihren Blicken. Täglich wurde ich zu meinem Vater gebracht und musste ihm Neuigkeiten erstatten.
Erbrachte ich keine zufriedenstellende Antworten, wurde mir immer wieder vorgeführt, was mit Shane geschehen würde sollte ich nicht bald etwas gutes herausfinden.

Nach zwei Wochen riss Shanes Gedultsfaden. Sanft aber bestimmt zerrte er mich in sein Zimmer hoch und schloss seine Türe mit einem lauten Knall.

"Was ist los?", fuhr er mich an "Und streite es nicht ab. Ich sehe es doch."

Ich fuhr zusammen, wagte jedoch nicht Shane anzusehen.
Ich konnte seinen verletzten Blick jetzt nicht ertragen.

"Ich weiß nicht, was du meinst.", flüsterte ich.

Selbst ich hörte wie gebrochen ich war. Zerissen zwischen Pflicht und Glück. Familie und Shane.

"Arya.", flehte Shane und ich spürte seine Gegenwart direkt vor mir.
"Bitte rede mit mir..."

Haunting | #wattys2016 |Where stories live. Discover now