Kapitel 34

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Ich wachte auf von dem Geschrei eines sterbenden Wolfes.

Manche würden jetzt sagen, dass ich übertrieb, aber ich kann versichern, dass er sich genauso anhörte. Der Wolf klagte laut und trieb mir eine Gänsehaut über meinen gesamten Körper. Der Schrei brach ab und ich wusste, er hatte den Kampf verloren.

Ihr könnt bestimmt nachvollziehen, dass es nicht das tollste Gefühl der Welt war, bei dem Schrei eines sterbenden Wolfs aufzuwachen.

Erschrocken riss ich meine Augen und versuchte mich in der Dunkelheit zu orientieren. Ich lag in einem nach Lavendel duftendem Bett und die flauschige Decke verlockte mich geradezu danach einfach liegen zu bleiben und meine Augen wieder zu schließen.

Ich zwang mich aufzustehen und ein scharfer Schmerz fuhr mir in meine Schulter. Ich versuchte so gut es ging den Schmerz zu ignorieren und verdrängte die Bilder des Kampfes, der für meine Verletzungen verantwortlich war. Anscheinend waren meine Verletzungen überhaupt nicht so schlimm gewesen und meine Werwolfskräfte beschleunigten nur den Heilungsprozess.

Ich hielt mir meine Schulter und schlurfte langsam zur Tür. Alles roch hier nach Black und deswegen war es glasklar, dass ich mich in ihrem Rudelhaus befinden musste. Jemand hatte mir eine Jogginghose und ein Shirt angezogen, welche mehr schlecht als recht passten. Locker fielen sie an mir herab und das Shirt ging mir bis zur Hälfte meines Oberschenkels.

Benommen registrierte ich einen weiteren Schrei und es schien als bräche erst dann der Damm, der bisher alle Geräusche von mir abgeschirmt hätten.

Kampfgeräusche drangen an mein Ohr und das Knurren und Bellen vieler Wölfe durchdrang die Dunkelheit. Verwirrt versuchte ich meine Gedanken zu ordnen. Was hatte das wohl zu bedeuten?

Ich stützte mich mit der einen Hand an der Wand ab und versuchte dabei meine andere Schulter zu schonen. Langsam näherte ich mich der Geräuschquelle und versuchte meine Muskeln zu lockern.

Ich durchquerte das Black Rudelhaus. Niemand begegnete mir und versuchte mich aufzuhalten. Die Kampfgeräusche wurden immer näher, je mehr ich den Abstand zu der Haustür verringerte.

Schweis ronn mir in Bächen die Stirn herab, mein Mund war jedoch staubtrocken und durstig befeuchtete ich mir meine Lippen, indem ich einmal kurz mit meiner Zunge darüberfuhr.

Zitternd legte ich meine Hand auf den Türknauf der Tür, dem einzigen Gegenstand, der mich scheinbar von dem grenzenlosen Chaos abschirmte. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, was jetzt geschehen würde, aber ich würde nicht einfach untätig herumsitzen und warten, bis der Kampf aufhörte. Ich wusste ja noch nicht einmal, wieso hier gekämpft wurde oder wer gegen wen kämpfte.

Mit einem kurzen Drehen meines Handgelenkes öffnete ich die Tür und pures Chaos stürzte mir entgegen.

Die Wiese vor dem Rudel glich einem gigantischem Kampfplatz. Wölfe kämpften gegen Wölfe und Menschen gegen Menschen. Überall konnte ich tote Körper sehen, die teilweise zerfetzt oder unkenntlich zerstört herumlagen. Abgerissene Gliedmaßen lagen überall verstreut und der kupferne Geruch von Blut stieg mir in die Nase. Ich unterdrückte den Brechreiz und hielt mir sicherheitshalber eine Hand vor den Mund.

"Aaaaaargh.", schrie ein Mann und ging unter einem Haufen Wölfe zu Boden. Seine Hand zuckte einmal, bevor sie endgültig erschlaffte.

Ich zuckte zurück und versuchte eine Übersicht über den Kampf zu gewinnen.

Ein Wolf sprang auf den Rücken eines anderen Wolfes, welcher daraufhin zu Boden ging. Ein junger Mann hielt eine Frau im Schwitzkasten, aber sie rammte ihm einen Ellenbogen in den Bauch und die beiden tauschten die Plätze. Das und noch vieles andere nahm ich in nur dem Bruchteil einer Sekunde wahr und ich wich entsetzt einen Schritt zurück.

Haunting | #wattys2016 |Where stories live. Discover now