Kapitel 20

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"Du riechst nach Wolf."

Seine kalte Stimme durchschnitt die Stille, als gerade die Tür hinter mir mit einem lauten Knall ins Schloss fiel. Ich wusste, ohne dass ich mich umdrehen musste, dass er nur wenige Schritte hinter mit stand und mich musterte. Sein Blick bohrte sich in meinen Rücken.

Mein innerer Wolf winselte und zog seinen Schwanz ein. 

Ich würde aber nicht so klein beigeben, denn ich war stark. Trotz seines Tons, der jeden Wolf unterordnen konnte, hob ich entschlossen meinen Kopf und drückte meine Schultern durch.

"Ich weiß.", sagte ich schlicht und drehte mich schlussendlich um.

Mein Vater stand breitbeinig in der Mitte des Ganges und hatte seine Arme vor der Brust verschränkt. Durch diese Geste betonte sein Holzfällerhemd seine mit Muskeln bepackten Arm. Sein Gesicht verriet keine einzige Regung und zeigte mir nicht, ob er wütend, frustriert oder sonst was war.

Der Alpha runzelte seine Stirn und fragte mich: "Wieso?"

Ich atmete tief durch, um mir genügend Zeit für eine passende Antwort zu schaffen. 

Ich konnte ihm schlecht sagen, dass ich sozusagen eine Beziehung mit den Feind am laufen hatte. Das würde mehr als ungemütlich für mich werden. Sollte ich jedoch alles abstreiten, würde mein Alpha mir auf alle Falle nicht vertrauen und mich der Lüge bezichtigen.
Mein vor kurzem erworbenes Selbsbewusstsein verschwand so schnell wie es auch gekommen war.

"Ich...", setzte ich an und versuchte mein Stottern zu unterdrücken. "Ich gehe auf eine Schule mit Werwölfen. Da kommt es vor, dass ich nach ihnen rieche."

Selbst in meinen Ohren klang meine Ausrede nicht allzu überzeugend und so sah auch mein Vater aus.

"Aha.", meinte er und unter seinem stechendem Blick schien ich einige Zentimeter zu schrumpfen.
"Hab ich das richtig verstanden ... du gehst auf eine  Schule mit Werwölfen und nur deswegen riechst du auch nach ihnen."

Ich schluckte. Aus seinem Mund hörte es sich noch unwillkürlicher und unrealistischer an.

"Genau.", hielt ich an meiner Lüge fest. 

Zu wissen, dass ich Shane nicht verdient hatte, reichte mir für einen Tag vollkommen. Ich konnte mich nicht noch mit einem wütenden Alpha rumschlagen.

"Aha." Erneut sah er mich musternd und kalt an. 

Ich nickte und schob mich langsam an meinem Alpha vorbei. Zuerst setzte ich langsam einen Fuß vor den anderen, aber schnell steigerte sich mein Tempo. 

Als ich mich an meinem Vater vorbeischob, roch ich den typischen Alphageruch und ich beeilte mich, an ihm vorbeizukommen.

"Ach und Arya", ertönte seine Stimme und ließ mich sofort innehalten.

Mein Kopf zuckte zurück und ich sah ihn fragend an.

"Es haben sich einige..." Seine Mundwinkel zuckten nach oben und bildeten ein kaltes Lächeln. Das würde nicht gut enden. "... nun ja ... Probleme ereignet. Das heißt wir müssen in drei Wochen vorbereitet sein, um die Blacks anzugreifen."

"Was?", entfuhr mir entgeistert, ehe ich es mir verkneifen konnte.

Mein Vater nickte abgehackt und ging an mir vorbei. Erstarrt verfolgte ich ihn mit meinen Augen. Drei Wochen? Ich hatte nur noch drei Wochen mit Shane? Waren es am Anfang zwei Monate gewesen?

"Also besorg mir die restlichen Informationen."

Er bedachte mich eines letzten Blicks und öffnete die Tür zu seinem Büro. Als er sie mit einem lauten Knall schloss, zuckte ich schreckhaft zusammen.

Haunting | #wattys2016 |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt