Kapitel 29 + Nominierung

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Ich stopfte mir ein weiteren Teil des Brötchens in den Mund und kaute langsam darauf herum. Ein steter Menschenstrom glitt an mir vorbei, ohne dass ich ihnen viel Aufmerksamkeit widmete.

Meine Gedanken drehten sich nur um das eine. Morgen um Mitternacht sollte sich alles entscheiden.

Wenn ich Ben Glauben schenken konnte, dann würde mein Vater mich gerne an seine Seite wissen. Ich konnte nur das aufkommende Misstrauen nicht unterdrücken. Dad hatte mich erpresst und mir gedroht, dass er meinem Mate töten würde. Wieso sollte ich dann an seiner Seite kämpfen wollen und Shane noch mehr verletzten? Das sprach gegen all meine Grundsätze und ich hatte stark vor, meinen Vater nicht zu unterstützen.

Ich schluckte den Bissen Essen hinunter und strich mir die restlichen Krümmel von meinen Händen. Die leere Papiertüte knüllte ich zusammen und ballte sie in meiner Faust zusammen.

Jede vernünftige Faser in meinem Körper drängte danach, auf keinen Fall zurückzugehen und keinem der beiden Lagern zu unterstützen.
Mein Herz zog mich jedoch gerade zurück in den Wald zu Shane und wollte jede vernünftige Idee über Bord werfen.

Seufzend erhob ich mich von der Bank, auf der ich die letzte halbe Stunde verbracht hatte und die Begegnung mit Ben immer und immer wieder abgespielt hatte. Ich warf die zusammengeknüllte Papiertüte in den nächstgelegenen Mülleimer und dann ... dann macht ich nichts.

Verloren stand ich neben dem Mülleimer und wusste nicht, was mit mir anzufangen war. Ich kannte hier niemanden und dementsprechen konnte ich auch nirgendwo hin gehen. Zurückzugehen war jedoch auch keine akzeptable Idee.

Gerade als ich dabei war, zurück zu meiner neu gewonnen Freundin namens Bank zu gehen, stieg mir ein markanter Geruch in die Nase und ich rümpfte die Nase.

Werwolf.

Der unbekannte Geruch setzte sich in meiner Nase fest und ich verzog mein Gesicht.

Wie es schien war hier das Territorium eines fremden Rudels und ich war mitten hineingeplatzt. Das nenne ich mal gelungenes Timing.

Der Geruch verstärkte sich und ich wich angespannt zurück. Ich versuchte meine gesamte Umgebung im Auge zu behalten und achtet auf seltsames Verhalten, mit dem sich die Werwölfe verraten würden. Ich stelllte mich in den Schatten eines hohen Gebähdes und stellte sicher, dass sich niemand von hinten an mich heranschleichen konnte.

Jetzt konnte ich nur noch warten und hoffen, dass das fremde Rudel mich entweder übersah oder eine andere Richtung einschlug. Jede Faser meines Körpers wartete angespannt und ich sog jede Kleinigkeit um mich herum auf.

Ein junger Vater hatte seine kleine Tochter auf seiner Hüfte gehalten und hielt ihr ein Keks vor den Mund, den die Kleine begierig ergriff. Zwei Mädchen, die einige Jahre jünger schienen als ich, schlenderten mit einer Einkaufstüte an jedem Arm durch die Straße und kicherten dabei ununterbrochen. Das wandelnde Klischee eines Geschäftmannes eilte über die Straße. In der linken Hand hielt er einen dampfenden Pappbecher, aus dem er hin und wieder einen kleinen Schluck nahm. Unter dem anderen Arm hatte er eine Geschäftstasche geklemmt, die aus allen Nähten zu Platzen schien.

Und dann wurde mein Blick auf drei Männer gelenkt, während der Werwolfsgeruch sich noch mehr verstärkte. Alle drei hatten ihren Blick auf den Boden gesenkt und hetzten so durch die Menschen. Dabei rannte Nummer eins in den jungen Vater, der gerade noch so die Balance halten konnte. Nummer zwei raufte sich durch seine schulterlangen Haare und zerrte Nummer eins hinter sich her. Der letzte der drei Männer zog ein schwarzes Gerät, welches sich als ein uraltes Handy entpuppte, aus seiner zerschlissenen Hosentasche und hielt es sich an sein linkes Ohr. Er lauschte gebannt dem Anrufer und seine Züge entglitten. Er antwortete dem Anrufer und schob dann sein Handy wieder zurück in seine Hosentasche.

Haunting | #wattys2016 |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt