Kapitel 13

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Ich ließ mich in das weiche Gras fallen und schloss die Augen. Entspannt seufzte ich und spürte Shanes Wärme, die meine ganze linke Hälfte erhitzte.

Wir hatten uns entschieden in den Wald zu gehen und Shane hatte mich zu einer kleinen Lichtung geführt, auf der wir uns jetzt entspannt hingelegt hatten.

"Wie findest du es bis jetzt in unserer Stadt?", riss mich Shane aus meinen Überlegungen und ich drehte meinen Kopf nach links, um ihn anzusehen.

"Bis jetzt scheint es ziemlich schön.", antwortete ich nach kurzem Zögern und vermeid ihn anzusehen. Ich konnte ihm ja schlecht sagen, dass ich in der Stadt geboren worden war.
"In der Schule sind auch alle bisher ziemlich nett, aber ich kenne ja kaum jemanden."

"Du kennst doch uns drei.", protestierte Shane lautstark und ich lachte.

"Ja.", flüsterte ich.

 "Dein Vater ist ziemlich nett.", meinte ich und fuhr mit den Händen durch das weiche Gras.

Shane schnaubte und ich spürte, wie sich sein Körper bewegte. Er rollte sich auf die Seite und stützte seinen Kopf auf seinen Arm, um mich zu mustern.

"Dad kann wirklich nett sein, aber wenn es um seine Familie geht, dann kann er sehr beschützerisch werden."

Ich lächelte in die Sonne. "Ja, das kenne ich. Wenn es um die Familie geht, macht man alles, was einem in der Macht steht." In meinem Fall ging ich sogar so weit, dass ich meinen Mate über seine Familie ausfragte, um den Tod meiner Mutter zu rächen.

"Unser Vater ist unser...'Familienoberhaupt' und hat dementsprechend viele Aufgaben zu erfüllen. Trotzdem versucht er ein guter Vater zu sein und sich um die ganze Familie zu kümmern." Shane schien in Gedanken versunken.

Ich musste erst einmal das Gesagte verdauen. So wie es sich angehört hatte, war Shanes Vater der Alpha des Rudels, was bedeuten würde, dass Shane sein Nachfolger werden würde. Ich war die Mate des zukünftigen Alphas. Das konnte nur Ärger bedeuten...

"Erzähl mir etwas über deine Familie.", sagte Shane und strich mir unbewusst über die Seite.

Wo er mich berührte, schossen Blitze durch meinen Körper und ich musste einen genießerischen Seufzer unterdrücken.

"Hmm.", sagte ich und räusperte mich peinlich berührt über meine Reaktion. "Meine Familie...ich hab eine ziemlich große Familie und ein großer Teil davon lebt hier, deswegen sind wir auch hierher gezogen." Nicht die ganze Aussage war gelogen, ein großer Teil meiner Familie lebte hier.

"Ich lebe mit meinem Vater und meinem Bruder Max zusammen." Ich riss einen Grashalm aus der Erde und drehte ihn unbeholfen zwischen den Fingern. Ich wusste nichts mehr, was ich erzählen konnte, dass nicht zu viel preisgab. Und im Lügen war ich auch nicht gerade ein Profi, ich konnte nicht einmal jemanden in sein Gesicht schauen, wenn ich ihn anlog.

"Wie sind dein Bruder und Vater so?", hackte Shane neugierig nach und sein Blick bohrte sich angenehm in meine Seite.

"Max ist ein paar Jahre älter als ich, aber er lässt nie den typisch großen Bruder raushängen. Er ist anders als andere, aber Max ist dennoch ziemlich fürsorglich und hilft mir immer wenn ich Probleme hab. Aber er respektiert es, wenn ich Freiraum brauche." 

Ich zögerte für einen Moment und dachte nach. 

"Mein Vater ist schwierig. Er hat sich stark verändert, aber ich weiß, dass er mich liebt..." Gegen Ende des Satzes verstummte meine Stimme und ich scholt mich innerlich, dass ich die Sache mit meinem Vater jemanden anvertraut hatte. Ich war mir ziemlich sicher, dass Dad das alles nur zu meinem Besten tat...dennoch gab er mir die Schuld am Tod meiner Mutter...aber er liebte mich doch...sicher!

Ich drückte meine Augenlider fest aufeinander und pplötzlich kam alles auf. Mein Vater hatte sich seit dem Tod meiner Mutter stark verändert. Max hatte mir erzählt, dass Dad früher der beste Vater der Welt war. Er kümmerte sich um uns Kinder und war liebevoll zu uns. Dann kam meine Mutter nicht mehr nach Hause und in meinem Vater brach alles zusammen. Max sagte, dass Dad sich immer weiter zurückzog und sich nur noch in seinem Büro verschanzte.

Ich kannte meinen Vater kaum anders. Selten hatte ich ihn außerhalb seines Büros gesehen und wusste es nicht besser. Dad war mein Vater und mein Alpha und auch wenn er mich manchmal anders behandelte, so war er doch noch immer mein Vater und Väter liebten ihre Töchter doch...

Ich trauerte um den Tod meiner Mum und um meinen Vater, dass er seine Seelenverwandte verloren hatte. Dass ich nie wirklich meine Mutter kennenlernen konnte und so selten die Wärme einer väterlichen Umarmung spüren konnte.

Von einem Moment auf den anderen schlossen sich plötzlich Arme um mich und ohne meine Augen zu öffnen, erkannte ich Shanes Geruch und fühlte mich augenblicklich geborgen. Ohne das Shane fragen musste, wusste er wie es mir ging und was ich brauchte. Und jetzt gerade brauchte ich nur Zuneigung und jemand, der mich hielt.

"Du kannst immer zu mir kommen, wenn du etwas brauchst.", flüsterte Shane in mein Ohr und strich mir sanft über mein Haar.

Ich nickte in seiner Umarmung und legte meine Arme um ihn.

"Danke.", hauchte ich und sah hoch in seine sturmgrauen Augen.

Shane sah mich liebevoll an und lächelte leicht.

"Glaubst du an Übernatürliches?", platzte es aus Shane heraus und er sah mich überrascht an. Ich richtete mich ruckartig auf und mein Herzschlag beschleunigte sich.

"Was?", fragte ich leise und starrte ihn an.

Shane fuhr sich unsicher durch seine Haare. "Glaubst du an Übernatürliches? Ich mein Geister, Vampire...Werwölfe?"

Ich lachte verkrampft auf und versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Natürlich wusste ich, dass es Werwölfe gab, aber bei der Existens bei anderen übernatürlichen Wesen war ich mir nicht sicher. Ich hatte noch nie von anderen Wesen gehört, aber wenn es Werwölfe gab, wieso sollte es dann nicht auch Vampire und ähnliches geben?

"Ich weiß nicht.", sagte ich langsam und wusste nicht, was ich noch sagen sollte. "Ich glaube, dass es Aliens gibt, aber Vampire und so sind doch eigentlich nur eine Erfindung von Filmemachern, die damit nur Geld machen wollen."

"Du glaubst an Aliens?", lachte Shane und sah mich überrascht an. 

"Natürlich.", verteidigte ich mich. Ich glaubte sogar mehr an Aliens als an Vampire. "Warum sollte es sonst Area 51 geben oder etliche Sichtungen von übernatürlichen Dingen?" Ich sah Shane herausfordernd an.

Shane grinste, bevor er wieder schlagartig ernst wurde. "Aber Werwölfe sind auch übernatürliche Wesen und es gibt auch Menschen, die behaupten Werwölfe gesehen zu haben."

Ich erstarrte. Shane hatte mich in die Ecke getrieben. "Glaubst du an Werwölfe?", fragte ich ihn scharf und versuchte, von mir abzulenken. Die Ironie der ganzen Situation kam mir in den Sinn und ich musste beinahe schmunzeln, ich diskutierte mit einem Werwolf, der dachte, ich wäre ein Mensch, über die Existens von übernatürlichen Wesen.

"Ja.", antwortete Shane ohne zu zögern.

Ich lachte nervös aus und fragte verunsichert: "Und...mit was willst du das begründen?"

Wenn Shane jetzt wirklich zugab, dass es Werwölfe gab, wusste ich beim besten Willen nicht, wie ich reagieren sollte. 

Shane stupste mir auf meine Nase und beugte sich zu mir runter. 

Er grinste schief und antwortete: "Manches kann man einfach nicht beweisen, man weiß es einfach."

Haunting | #wattys2016 |Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ