Kapitel 32

9K 525 56
                                    

Ich wusste ganz genau, wohin ich zu rennen hatte.

Ich machte mir keine Gedanken darüber, was Shane oder die anderen Blacks von mir denken würden. Es gab wichtigeres und es lag alleine an mir, ob die Blacks gewarnt wurden oder nicht vor der neugewonnen Kraft der Silvers.

Die Umgebung verschwam um mich herum und meine Pfoten flogen über den Boden. Geistesabwesend hatte ich noch daran gedacht, mir eine Jeans und ein Shirt zu schnappen, damit ich nicht nachher nakt vor einem beinahe fremden Rudel stand. 

Ich wusste nicht, wie lange ich schon gelaufen war, aber es konnte nicht mehr lange dauern, bis ich die Grenze des Black Territoriums überschritt und noch immer kochte ich vor Wut. 

Wie konnte sich Max nur weigern, mir beizustehen und den Blacks zu helfen. Er musste doch wissen, was Shane mir bedeutete ... er war mein Mate und trotz aller anfänglicher Bedenken konnte er jetzt auf meine volle Unterstützung bauen. 

Wäre ich in meiner sonstigen emotionalen Verfassung gewesen, hätte ich sofort gemerkt, dass etwas nicht stimmte. Ich hätte bemerkt, dass es ungewöhnlich still war und sich die gesamte Waldbevölkerung bedeckt hielt. Mir wäre der ungewöhnliche Geruch aufgefallen, der drohend in der Luft hing.

Aber ich war in Gedanken bei Shane und verfluchte Max innerlich, dass er mich nicht hatte helfen wollen.

Und so bemerkte ich die Gefahr erst, als ein dunkler Schatten aus den Büschen vor mir herausbrach und sich mir knurrend in den Weg stellte. Von rechts und links schlossen sich braune und graue Fellbüschel ihm an und umkreisten mich.

Ich stemmte meine Pfoten in den Boden, um eine direkte Konfrontation mit dem Wolf vor mir zu vermeiden. Schlitternd kam ich zum Halt und drehte mich knurrend um meine eigene Achse. Fünf Wölfe hatten sich  um mich versammelt und mir kam ihr Geruch nur allzu bekannt vor.

Ich knurrte und fletschte meine Zähne. Ich hatte nicht vor, mich erneut in die Hände meiner Entführer zu begeben, die gerade vor mir standen und mit mir um die Wette knurrten. 

Ein hellbrauner Wolf kam einige Schritte auf mich zu und seine Augen funkelten mich wütend an.
Ich erkannte, dass das der Typ war, der mich erst vor einigen Stunde von meinen Entführern entführt und mich mit einem Messer bedroht hatte.

Bedrohlich knurrte er mich an und schnappte nach mir.

Ich wich zurück und spannte knurrend alle Muskeln an.

Dieses Mal würden sie mich nicht so einfach zu fassen bekommen.

Doch bevor ich auch nur einen weiteren Muskel rühren konnte, schwabte ein weiterer Geruch in meine Nase und auch die anderen Wölfe mussten den Geruch gerochen haben. Sie sahen abwechselnd zwischen mir und dem immer dunkel werdendem Wald hin und her.

Ich sah die einzige Chance gekommen, um zu flüchten, denn sollten die Wölfe kommen, zu denen der Geruch gehörte, würde sicherlich alles kopfüber stehen.

Langsam ging ich in die Hocke, um im nächst günstigen Moment einen riesigen Sprung über einer der Wölfe zu machen, um zu entkommen.

Der mosige Geruch der kommenden Wölfe wurde immer stärker und Unruhe breitete sich in der kleinen Gruppe Wölfe aus. Der Anführer stieß ein Grollen aus und tänzelte unruhig hin und her.

Sie wussten anscheinend nicht, ob sie fliehen sollten oder weiterhin versuchen sollten, mich entführen zu wollen.

Ich war gerade dabei meinen Fluchtversuch zu wagen, als ich stockte.

Der Geruch kam mir bekannt vor! Ich hatte ihn schon einmal gerochen ... oder sogar mehr als einmal.

Es waren die Blacks!

Haunting | #wattys2016 |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt