Kapitel 4 *überarbeitet*

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Ein Gefühlschaos brannte in mir auf, Blitze durchzuckten meinen Körper. Es war, als sah ich durch seine Augen direkt in seine Seele. Ich konnte sein Innerstes sehen und wusste augenblicklich, was er fühlte.

Er freute sich riesig endlich seine Mate gefunden zu haben und dennoch war da auch eine gewisse Enttäuschung. Ich runzelte innerlich die Stirn. Wieso war mein Mate enttäuscht von mir? Hatte er gehofft, ich würde ihm gleich zulaufen und ihm wie ein Schoßhündchen folgen? Oder war es etwas anderes?

Ich konnte meinen Blick nicht von seinem lösen und wollte es zu diesem Augenblick auch nicht. Der Gedanke, dass einer meiner Feinde mein Mate war, hatte sich beinahe in Luft aufgelöst und ich konnte nur noch ihn vor mir sehen. Shane, meine Mate. Ich erfasste jedes Merkmal in seinem Gesicht, ohne sie direkt zu beachten.

Ich wusste augenblicklich, dass er es liebte zu lachen, immer kräuselte ein Grinsen seinen Mund. Auch jetzt waren seine Mundwinkel leicht angehoben. In seinen grauen Augen schien ein Sturm zu toben. Nicht ein angsteinflößender Sturm, nein, ein Sturm, der alles reinwaschen würde und für den einzigartigen Geruch kurz nach einem Regenguss sorgen würde. Eine kleine Narbe zog sich durch seine rechte Augenbraue, die ihn aber umso verruchter aussehen ließ. Seine braunen Haare standen in alle Richtungen ab und im Gegensatz zu jedem anderen Jungen in diesem Universum, stand im dieser Look ungemein.

Er war das perfekte Gegenstück zu mir, so schien es und ich war ihm, ohne es zu wollen, jetzt schon verfallen.

"Shane, kannst du mir bitte die Antwort auf meine Frage nennen?", riss uns der Lehrer plötzlich aus unseren kleinen Welt, wo nur Shane und ich waren.

Shane und ich zuckten im Einklang zusammen und ich löste schmerzhaft meinen Blick von seinem und sah auf meine ineinander verschlungenen Hände. Mein Herzschlag verlangsamte sich langsam wieder und ich holte zitternd tief Luft.

Ich riskierte einen kleinen Blick aus meinen Augenwinkeln auf Shane und beobachtete ihn, wie er verwirrt mehrmals blinzelte.

"Was?", fragte er auch schon verwirrt.

Der Lehrer, dessen Name ich noch immer nicht wusste, schnaubte laut auf und fuhr ihn gnadenlos an: "Mr. Black, dir täte es gut daran, wenn du im Unterricht aufpassen würdest und nicht grundlos irgendwelche Leute anstarrst."

Einige Schüler kicherten und sahen Shane neugierig an.

"Ruhe!", bellte der Lehrer und das Kichern verstummte augenblicklich. "Ich wiederhole die Frage noch ein letztes Mal Shane und ich warne dich, wenn ich nicht eine korrekte Antwort bekomme. Wieso beeinflusste die Tat des Widerstandskämpfers, den wir in der letzten Stunde behandelt haben, die gesamte Revolution?"

Shane lehnte sich entspannt zurück und sagte ihm ohne mit der Wimper zu zucken, die korrekte Antwort. Der Lehrer kniff die Augen zusammen und starrte ihn misstrauisch an.

"Das ist in der Tat richtig.", sagte er daraufhin missbilligend und wandte sich wieder der restlichen Klasse zu.

Er hatte anscheinend gehofft, Shane eine Strafe auf den Hals hetzten zu können. Da hatte er aber nicht mit dem Wissen meines Mates gerechnet, dachte ich genugtuend und biss mir daraufhin fest in die Unterlippe. Ich durfte so nicht denken, ich würde noch meine gesamte Planung über den Haufen werfen, wenn ich nicht aufpassen würde. Ich musste mich konzentrieren und durfte mich nicht von meinem Mate ablenken lassen. Ich hatte mir nur einen Moment der Schwäche erlaubt, aber das konnte mir nicht noch einmal geschehen.

Stur schrieb ich den Aufschrieb von der Tafel ab und versuchte mich voll und ganz auf den ermüdenden Unterricht zu fokussieren. Glücklicherweise dachte Shane dasselbe wie ich, denn ich hörte einen Stift über sein Papier kratzte.

Haunting | #wattys2016 |Where stories live. Discover now