T H R E E

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~ Ryan ~

Piep Piep.

Piep Piep.

Ich schlug die Augen auf.
Dies war mit Abstand der schlimmste Standard-Klingelton, der existierte. Dieses hohe Piepen in permanenten, nervtötenden Zeitabständen.

Schwungvoll setzte ich mich in meinem Bett auf, griff nach dem piependen Wecker und schleuderte ihn geradewegs aus dem offenen Fenster.

Ich wartete noch auf das zerschmetternde Geräusch des Aufpralls, welches auch nach wenigen Sekunden erfolgte- zusammen mit einem überraschten Aufschrei.
Oh scheiße!

Schnell streckte ich meinem Kopf aus dem Fenster und bemerkte, dass- nur Millimeter neben dem zerstörten Wecker- gerade jemand auf unser Haus zugelaufen war.
"Tut mir Leid!", rief ich der unbekannten Person in unserem Vorgarten zu und sie hob den Kopf.

Es war ein Kerl, der ungefähr in meinem Alter sein musste, mit abstehenden, dunklen Haaren und breiten Schultern trotz seiner schlanken Statur. "Dir auch einen schönen guten Morgen.", rief er zu mir hoch und lächelte mitleidig, als ahnte er schon dass ich eine schlechte Nacht gehabt haben musste.

"Ich komme sofort an die Tür.", meinte ich und schob den Kopf zurück in mein Zimmer, wo ich schnell in eine dunkle Jeans schlüpfte und mir ein graues Shirt von Cole überzog, ehe ich die Treppen hinunter sprang und ihm die Tür öffnete.

"Hallo.", er wirkte etwas verloren, wie er seine Hände in den Seiten seiner Hosentaschen vergrub und an mir vorbei ins Haus schielte, als erwarte er einen plötzlichen Angriff.

"Keine Sorge, das war mein einziger Wecker.", beruhigte ich ihn scherzhaft und er lächelte ein wenig entspannter.

"Oh- nein, ich suche jemanden. Wohnt hier Jake Andrews?", fragte er und sah mich nun wieder direkt an.

"Er ist mein Bruder. Kennt ihr euch?", wollte ich wissen und verschwieg fürs Erste, dass Jake gar nicht da war. Nicht oft fragten irgendwelche Fremden an unserer Haustür um 8 Uhr morgends nach meinem großen Bruder.

"Ich... wollte mit ihm allein reden. Ich brauche seine Hilfe.", er wirkte noch angespannter als zuvor und verschränkte seine Arme auf eine Art, die mir mitteilte, dass er nicht mit mir darüber reden wollte.

"Er ist nicht da.", teilte ich ihm dann teilnahmslos mit und wandte mich schon von ihm ab, da griff er nach meinem Arm.

Für einen Moment schien er ganz schön überrascht davon, wie muskulös und angespannt mein Oberarm war und ließ sofort wieder los. "Ich... ich hörte, dass er der Anführer des Rudels ist.", fügte er hinzu und richtete seinen Blick zu Boden.

Ich lehnte mich lässig gegen den Türrahmen und musterte ihn abschätzig. Langsam meinte ich mich daran zu erinnern, ihn irgendwo schon einmal gesehen zu haben.
"Du hörst ja ziemlich verrückt Dinge. Glaubst du auch daran?", fragte ich ihn misstrauisch.

"Nein.", er schüttelte den Kopf und sah wieder entschlossen zu mir auf. "Aber Misa hat daran geglaubt."

Meine Augen weiteten sich, als es mir klar wurde: "Du bist Logan Smith, Misa Smiths großer Bruder.", stellte ich fest und er nickte. Misa hatte ihn immer erwähnt, wenn er mal wieder zu Besuch war oder wenn sie ein paar amüsante Geschichten aus ihrer Kindheit erzählte.
Nach dem, was ich bis jetzt über ihn gehört hatte war er mir sehr sympathisch und seine Sorge schien aufrichtig zu sein.

Mit einer einladenden Kopfbewegung bat ich ihn in mein Haus, er folgte mir nur zögernd und steckte seine Hände zurück in die Hosentaschen.
Ich ging mit ihm in die Küche und füllte mir ein Glas mit Wasser, während er sich noch etwas umsah.
Früher war unser Haus immer voll von Rudelmitgliedern gewesen, die überall ihre leeren Bierdosen herumwarfen, sich auf dem Sofa breit machten oder den Kühlschrank plünderten - nun war alles Still, das blasse Sonnenlicht fiel träge auf den sauberen Holzboden und der Kühlschrank war seit Monaten nicht mehr leer gewesen.

ENDGAME | BoyxBoy Waar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu