F I V E

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~ Ash ~

"...Cole?", hauchte ich mit weit aufgerissenen Augen und er schenkte mir ein erfreutes, schräges Lächeln. "Ja, ich bin's."

Mit einem lauten Knall schlug ich ihm die Tür vor der Nase wieder zu.

Schwer atmend starrte ich noch auf das blättrige, weiße Holz der Tür und konnte einfach nicht fassen, wer dahinter stand.
Das war nicht möglich.
Warum sollte er nach all der Zeit plötzlich hier aufkreuzen?
Lächerlich.
Nur eine weitere Halluzination. Ich sollte wirklich mal zum Arzt gehen- einem anderen wie Tyson, das hier war eine ziemlich ernste Angelegenheit. Erst bildete ich mir Jax' Gesicht ein, dann wieder Cole's Gesicht...
...Andererseits hatten sie noch nie mit mir geredet- jetzt schon.

Ich starrte auf die Tür. Entweder war ich vollkommen verrückt geworden oder er war es wirklich. Um 5 Uhr morgens. Vor meiner Haustür. In Utah.
Ich kaute auf meiner Unterlippe herum und dachte einen Moment nach. Ach Scheiß drauf!

Mit einem misstrauischen Blick öffnete ich die Tür wieder, und davor stand noch immer Cole. Er hatte seine Arme vor seiner Brust verschränkt und starrte ungeduldig in die Gegend.

Seine Haare waren etwas länger geworden und fielen ihm in die blasses Stirn. Sein Gesicht hatte nun viel reifere Züge, was seinen geschwungenen, vollen Lippen, der geraden Nase und den dichten Wimpern, die seine leuchtend blauen Augen umrahmten, erstaunlich gut stand.
Sein muskulöser Brustkorb steckte in einem engen, schwarzen Shirt und er trug eine zerrissene Jeans, die an den Knöcheln ein Stück hochgekrempelt war.

"Nochmal hallo.", er grinste.
Ich rieb mir über die Arme, da ich nur ein Top aus leichtem Polyester anhatte und es nachts immer ziemlich kalt war. "Cole, was...", setzte ich recht überfordert an, doch er unterbrach mich sofort, nachdem er mich von Kopf bis Fuß betrachtet hatte: "Du siehst gut aus."
Die Stille, die nun zwischen uns entstand, wurde durch mein lautes Schlucken unterbrochen.
Er war bestimmt nicht hier her gekommen, weil es ihn interessierte wie ich nun aussah.
Ich seufzte und konnte meinen eigenen Atem sehen, der sich wie Nebel durch die kalte Nachtluft schleierte.
"Ist dir nicht kalt?", fragte ich und ließ gleich noch eine weiße Atemwolke in die Luft.

-"Nein.", antwortete er sofort.

Ich würde mich am liebsten Ohrfeigen für diese dumme Frage.
"Aber dir.", stellte er fest, was für ihn wohl der Grund war, sich selbst in die Wohnung einzuladen. Er ging direkt an mir vorbei ins Esszimmer und warf sich dort auf die breite Couch, als hätte er die ganze Zeit danach Ausschau gehalten. "Ist das deine Wohnung?", fragte er und sah sich noch etwas um.

Cole benahm sich, als sei es völlig normal nach 5 Jahren hier aufzutauchen, wobei ich ihm als letztes meine Liebe gestanden hatte.
Ich war ihm vorsichtig gefolgt und lehnte mich nun mit einer Seite gegen den Türrahmen vom Esszimmer. "Cole, was...", ich konnte es noch immer nicht fassen und schloss für eine Sekunde die Augen, um mich zu sammeln: "Was willst du hier?", fragte ich endlich und fixierte ihn mit einem erwartungsvollen Blick.

"Von dir kam ja nie was, also bin ich jetzt hier.", meinte er kurz angebunden und lehnte sich entspannt auf dem Sofa zurück.
Das alles machte keinen Sinn. Ich befand mich noch immer in demselben Haus, dies war nach wie vor das Esszimmer von Amy und Layla, mit der großen Couch aus Wildleder und den bordeauxfarbenen Zierkissen. Aber das gesamte Bild hatte sich verändert, da Cole mitten auf der Couch saß und mich anstarrte.
Sein Gesicht wirkte nun ziemlich angespannt, als wäre das, was ich darauf erwidern würde, von sehr großer Bedeutung.

Das lässige Grinsen war von seinem Gesicht verschwunden. Er beugte sich nach vorn und stützte nun seine Ellenbogen auf die Knie, ohne den Blick von mir abzuwenden.
Ich wartete noch ein paar Sekunden, las die stille Verurteilung aus seinem Gesicht und fragte mich, was sie wohl zu bedeuten hatte.
-"Und deshalb kreuzt du nach fünf Jahren hier auf!?", hakte ich ungläubig nach und bemerkte dabei die Schärfe in meiner Stimme.

ENDGAME | BoyxBoy Où les histoires vivent. Découvrez maintenant