T E N

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~ Ryan ~

Das Handy auf dem kleinen Nachttisch vibrierte.

Ich drehte mich in dem Bett auf die andere Seite und streckte gerade die Hand nach meinem Handy aus, als ein heftiger Schmerz in meinem Kopf explodierte und durch all meine Gliedmaßen zuckte.

Stöhnend biss ich die Zähne zusammen und presste beide Hände gegen meine glühende Stirn. Die Erinnerungen kamen wieder auf, wie ich im Rathaus einfach umgekippt war und in völliger Schwärze versank. Nun, wo ich wieder bei Bewusstsein war, waren die Schmerzen unerträglich.
Wann hörte das wieder auf?

Ich lag in meinem Bett und fühlte mich, als würde mein ganzer Körper in Flammen stehen.

Ich kniff fest die Augen zusammen und versuchte einfach wieder einzuschlafen, damit diese elenden Schmerzen wenigstens für ein paar Stunden aufhörten.

Aber so sehr ich es auch versuchte und mich unruhig hin und her wälzte, ich fühlte mich so wach wie nie zuvor.
Mein Atem ging nur noch stoßweise und meine verschwitzte Haut klebte an der Bettwäsche.

Am schlimmsten war das Feuer in meiner Kehle, dass meinen Hals von innen heraus zu verbrennen schien.
Ganz vorsichtig richtete ich mich auf, setzte meine nackten Füße auf dem Holzboden ab und wartete auf das gewohnt kalte Gefühl- doch ich spürte den kalten Boden nicht. Langsam bewegte ich mich in das kleine Badezimmer, drehte den Wasserhahn auf und trank literweise Wasser, um das Brennen in meiner Kehle zu lindern.
Es machte jedoch nicht den geringsten Unterschied.

Mit gesenktem Kopf klammerte ich mich an die Enden des Waschbeckens und dachte nach. Jake hatte mir gesagt, dass ich mitten in einem unaufhaltsamen Entwicklungsprozess war, wie die Inkubationszeit einer Krankheit wurde das Gift des Hybriden durch meine Blutbahnen transportiert und gelangte in meine Körperzellen, um alles zu verändern.
Mir wurde klar, dass es nur eine Person gab, die mir womöglich sagen konnte, wie ich das alles stoppen konnte.

Ich hob wieder den Kopf und begegnete meinem entschlossenen Blick im Spiegel.

Es war wohl an der Zeit, mit ihr zu reden.

In schnellen Schritten lief ich wieder in mein Zimmer und zog mir andere Sachen an. Dabei warf ich noch einen flüchtigen Blick auf mein Handy um festzustellen, dass Cole mich mehrmals angerufen hatte.
Cole.
Er hatte noch immer nicht die geringste Ahnung davon, was hier in Creycliff vor sich ging- doch das war seine Entscheidung gewesen. Ich war mir dennoch sicher, dass es mir viel besser gehen würde, wenn er nur bei mir wäre. Mit einem sehnsüchtigen Blick aus dem Fenster stellte ich fest, dass es mitten in der Nacht war.
Sobald ich meine Schuhe und eine Jacke anhatte, sprang ich die Treppen hinunter zur Haustür.

"Ry!", Jake saß mit einem Kaffee und seinem Notebook am Esstisch und sprang auf, sobald er mich die Treppen hinunter kommen sah. "Was hast du vor!?"
Anstelle ihm in sein irritiertes Gesicht zu sehen, linste ich auf den Bildschirm seines neuen Notebooks. Darauf war eine Seite mit den aktuellen Lokalnachrichten geöffnet.

"Was ist passiert?", fragte ich ihn völlig unvermittelt.
Seine Miene verhärtete sich. Aber er antwortete nicht, sondern stellte eine Gegenfrage: "Wie fühlt du dich?"
Ich verdrehte die Augen und ging an ihm vorbei, um selbst zu lesen, was geschehen war.
Irgendwie schienen auch meine Sinne völlig überempfindlich zu sein, denn der grell leuchtende Bildschirm blendete mich und ich brauchte ein paar Minuten, um mich daran zu gewöhnen. Als ich den Text überflog, wurde mir übel und ich stützte mich mit beiden Armen gegen die Tischfläche.

"Eine ganze Familie.", hauchte ich und schloss für einen Moment die Augen, noch immer gegen die Übelkeit ankämpfend. Es war dieses gewisse Maß an Schock, Trauer und Wut, das sich in einer seltsamen und schwindelerregenden Form der Übelkeit äußerte, die ich noch unangenehmer fand als die Übelkeit, die mit Krankheit verbunden war.

ENDGAME | BoyxBoy Where stories live. Discover now