E L E V E N

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~ Cole ~

"...Gesprächspartner ist derzeitig nicht erreichbar, bitte versuchen Sie es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal."

Ich steckte das Smartphone zurück in meine Hosentasche und konzentrierte mich wieder auf die Straße. "Fuck!", zischte ich und trommelte unruhig mit meinen Fingerspitzen auf dem Lenkrad herum.
Wieso war Ryan nicht erreichbar!? Ging er mir vielleicht absichtlich aus dem Weg?

Bald würde ich ihn endlich wiedersehen...
Seit zwei Tagen waren wir schon unterwegs, hatten Provo, Price und East Carbon City durchquert und fuhren nun auf der Route 70 nach Colorado.

Die große Sonne Utahs war dabei, uns zu verlassen. Unser Weg würde uns zu steilen Klippen, dunklen Wellen und vernebelten Wäldern führen- zurück nach Creycliff.
Ich warf einen Blick aus dem Autofenster: der Himmel wurde langsam dunkler und die Sonne schmiegte sich zunehmend an den Horizont.

Ash neben mir hatte sich im Beifahrersitz eine möglichst bequeme Sitzposition ausgesucht und war dann eingeschlafen. Seinen Kopf hatte er zum Fenster gedreht und das zersauste, hellblonde Haar verdeckte sein Gesicht.
Es war beruhigend, ihn wieder bei mir zu haben. Er gehörte nach Creycliff, zu meinem Clan und mir, selbst wenn er keiner von uns mehr war. Kein Untoter.

Als mir wenige Minuten später die nächste Raststätte ins Auge sprang fuhr ich von der Autobahn runter und hielt auf dem großen, leeren Parkplatz vor einer Tankstelle, um schnell etwas zu Essen für Ash zu holen. An alles hatte ich gedacht, nur nicht daran, dass Ash ja etwas essen musste. Daher war es ab und zu notwendig, irgendwo zu halten und wieder Vorräte zu besorgen.

Ich stieg aus dem Auto und lief ein paar Meter weiter zur Tankstelle, den schlafenden Ash noch immer im Auto.
Gedankenverloren streifte ich dort durch die Regale und nahm mir eine Tüte Chips, ein abgepacktes Sandwich, eine Dose Suppe, eine große Flasche Wasser und noch ein paar Müsliriegel.
Außer mir war keiner in dem Geschäft und ich ging direkt zur Kasse, was wirklich gut war. Ich war viel zu ungeduldig um mich irgendwo anzustellen.

Der dickere Kerl hinter der Kasse ließ die Zeitung sinken und legte den Donut beiseite, als er mich bemerkte.
Plötzlich verzog er das Gesicht. "Sie sehen ja nicht gut aus...Alles in Ordnung?", fragte er mich.
Etwas verwirrt starrte ich ihn an. "Alles gut.", antwortete ich und bezahlte.

Als ich die Tankstelle verließ und zurück zum Parkplatz lief, kramte ich wieder nach meinem Smartphone und rief noch einmal Ryan an.

Wieder nahm er meinen Anruf nicht entgegen.

"Verdammte scheiße!", rief ich und warf den Kopf in den Nacken. Ein Blick in den unendlichen Himmel hatte mich schon immer beruhigt, egal wie Verzweifelt ich war.
Was, wenn ihm etwas passiert war? Ich wollte gar nicht daran denken.
War meine Suche nach Ash so selbstsüchtig gewesen? Hatte ich ihn im Stich gelassen?

Ich verstaute die Einkäufe im Kofferraum und setzte mich vor dem Auto auf den Boden, wo ich begann, mein Smartphone anzustarren. Scheiß Teil! Ich konnte Ryan damit nicht erreichen also war es wirklich zu nichts zu gebrauchen!
Ein weiteres Mal versuchte ich Ryan anzurufen- und scheiterte.
Mit voller Wucht warf ich es auf den Boden und sah zu, wie es in seine Einzelteile zersprang.

Jetzt fühlte ich mich schon ein klein wenig besser und atmete tief durch.
Ich winkelte meine Beine an und legte meinen Kopf an mein linkes Knie, während ich an den Schnürsenkeln von meinem Turnschuh herumspielte. Wie sollte ich mich so konzentrieren?

Alles, was ich noch in meinem Kopf hatte, waren Ryans Lächeln uns seine intensiven grünen Augen.
Es wurde immer dunkler um mich herum, doch ich konnte weiterhin keinen klaren Gedanken fassen. Ich wollte Ryan Andrews und sonst nichts auf dieser gottverdammten Welt.

ENDGAME | BoyxBoy Where stories live. Discover now