F O U R T Y - E I G H T

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~ Ryan ~

"Das ist jetzt genau das Richtige...", seufzte Jake, als Aidan ihm ein Glas Bourbon anbot.

Überrascht hob ich die Augenbrauen, bevor ich mich wieder den Bildern an der Wand widmete. Die anderen saßen noch vor dem Kamin, der fast eine ganze Wand der Jagdhütte einnahm, und machten sich über die Bleikristall-Karaffe mit Bourbon her.

Ich hatte das Gefühl, allein mit der Inneneinrichtung dieser Hütte könnten Cole und ich für die nächsten zehn Jahre unsere Miete zahlen.

"Mein Vater meinte immer, das sei der einzig wahre Drink für einen Mann."
Gravy schnaubte verärgert.
"Der hier ist in Eichenholzfässern gereift...", hörte ich Aidan verkünden, während ich eines der Bilder von der Wand nahm, um es genauer betrachten zu können. Darauf abgebildet war Maxwell Cheerwood, der stolz eine Hand auf die Schulter des kleinen Aidan legte. Damals stand sein rotes Haar in ungezähmten Kringellocken von seinem Kopf ab. Er grinste frecht und entblößte eine große Zahnlücke.

Sein Vater jedoch hatte einen etwas ermüdeten Gesichtsausdruck, der mir ziemlich vertraut vorkam. Ich warf einen Blick zur Seite; es war genau derselbe, den ich jetzt auch auf dem Gesicht von Aidan erkennen konnte.
Als dieser mich mit dem Bild in der Hand erblickte, nahm er einen auffällig großen Schluck aus seinem Bourbonglas.

"Auch was?", fragte er mich über das Gespräch von Jake und Ash hinweg.

Ich schüttelte mit dem Kopf und hängte das Bild zurück an seinen Platz, da bemerkte ich, dass Aidan zu mir rüber gekommen war. Mit einem nostalgischen Funkeln in den Augen begutachtete er das Bild, als hätte er es schon lange nicht mehr gesehen. "Dieses Portrait hab ich noch nie leiden können.", gestand er.

Mit einem fragenden Blick sah ich erst ihn an, dann wieder zu dem Bild. "Ich finde es wirklich nett.", antwortete ich wahrheitsgemäß. "Dein Vater muss immer sehr stolz auf dich gewesen sein."

Aidan wirkte, als versinke er gerade in Gedanken. "Ich denke schon.", gab er zurück und seine Augenbrauen verzogen sich nachdenklich.

Als seine Stirn immer tiefere Falten zogen, konnte ich seine tiefe Sorge förmlich spüren.

"Was ist?", fragte ich und die Iris seiner Augen flackerte wieder auf, als hätte jemand darin plötzlich das Licht angeknipst.

Aidan warf einen Blick auf seinen Drink. "Nichts, es ist nur...", seine Stirn glättete sich wieder und er stellte mit einer eleganten Handbewegung das Glas zur Seite, bevor er tief einatmete. Erst als das spärliche Licht des Kaminfeuers seine linke Gesichtshälfte erreichte, erkannte ich wie glasig seine Augen gewprden waren. "Ich frage mich nur, wenn wir das nicht schaffen sollten, wenn Coles Plan nicht aufgeht, aus welchem Grund auch immer... wofür er dann eigentlich gestorben ist."

Seine Worte trafen mich tiefer, als ich gedacht hätte und ich verzog betroffen das Gesicht. "Du musst nicht...-", setzte ich mit sanfter Stimme an, als Cole dazwischen rief: "Aidan!"
Er klopfte ihm im Vorbeigehen auf den Rücken.

Aidan schien sein Signal verstanden zu haben. Er schenkte mir noch ein schwaches Lächeln und folgte Cole nach draußen, ebenso wie Lucien.

"Was wird das?", fragte ich ihnen voller Verwirrung hinterher.

Es war Jake, der es sich in einem der Sessel bequem gemacht hatte und mir antwortete: "Das wird die erste Hälfte von Cole's Plan, soweit ich weiß."

"Mal sehen...", murmelte ich vor mich hin und folgte den dreien.

Die Luft roch nach Regen und nasser Erde, doch das Gewitter war mittlerweile vorbei gezogen. Die blasse Sonne lugte unter den schweren, dunklen Wolken hevor. 

ENDGAME | BoyxBoy Where stories live. Discover now