10-Kino

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Ich stand vor meinem Spiegel,strich meine rote Bluse glatt,ging mir durch mein geglättetes Haar,überprüfte nochmal mein Gesicht. Die Wange hatte ich so gut es ging überschminkt.

Heute als ich nach Hause kam war mein Vater immer noch nicht da gewesen und jetzt um 20 Uhr war ich immer noch alleine zu Hause. Ich hörte es an der Haustür klingeln.

Ich nahm meine Tasche zur Hand,rannte die Treppen hinunter und zog mir Jacke und Schuhe an.

Sofort umarmte mich Lu und dann Alexnader,wir stiegen in den Wagen von Alex und fuhren los.

,,Musstest du deine Eltern überreden jetzt noch raus zu dürfen?"

Ich hatte Angst,dass sie mir was anmerken würden,ich hatte Angst mit meinen lügen aufzufliegen.

,,Nein und außerdem sind beide auf einer Geschäftsreise"

Vom Rückspiegel aus sah ich Alexanders Blick der meinen traf.
,,Seit wann gehen beide deine Eltern zu solchen Reisen?"

Desinteressiert zuckte ich mit den Schultern. Seit wann war Alex so misstrauisch geworden?

,,Reich mir das Popcorn",sagte Lu.
Wir hatten uns für einen Horrorfilm entschieden,was nicht meine Idee war,denn ich hasste solche Filme.

Ich saß zwischen Lu und Alex und starrte die meiste Zeit auf meine Hände,während jemand abgeschlachtet wurde.

,,Alles gut",flüsterte mir Alex ins Ohr und legte für einen Moment seine Hand auf meinen Oberschenkel.
Als er sie wieder wegnahm,starrte ich auf die Stelle,auf der sie bis eben noch gelegen hatte.

Seit wann waren wir uns so nahe? Seit wann ist dieser Funke zwischen uns entstanden.
Ich war mir meinen Gefühlen zu Alexander zu hundert Prozent sicher. Er war für mich nur ein Freund und mehr als eine Freundschaft würde es nie zwischen uns geben,doch seit wann sah er mich so an und seit wann berührte er mich so intim?

Ich wusste nicht ob er etwas für mich Empfand und um ehrlich zu sein,wollte ich es auch gar nicht wissen,denn das würde nur Probleme auf sich ziehen.

,,Aufwachen",Sanft rüttelte Alex mich wach. Ich schlug meine Augen auf und wusste zuerst nicht wo ich war,ich brauchte einige Sekunden um meine Orientierung wieder zu finden.

,,Schlafmütze,der Film ist vorbei",flüsterte er.

,,Du hast alles verschlafen",schmollte Lu.

,,Hmmm"

,,Na komm"

Die kühle Luft war deutlich zu spüren,es war stockdunkel draußen und ich war unglaublich müde.

,,Wollen wir noch etwas trinken gehen?"

,,Nein Lu,ich bin müde und sollte wirklich nach Hause"

,,Deine Eltern sind doch eh nicht zuhause",hackte Alexander nach.

,,Ja,aber sie rufen an um zu sehen ob ich schon zu Hause bin"

,,Na gut"

Die kurze Strecke die wir hingefahren sind,fuhren wir wieder zurück.
Alexander setzte uns beide ab und verabschiedete sich,als ich mich von Lu verabschiedete,schaute ich kurz zu dem Haus von Zander,indem noch Licht brannte.

Langsam und leise schloss ich die Haustür auf,wir hatten jetzt kurz vor Mitternacht und ich hatte die Befürchtung,dass mein Vater zu Hause war.

Leise betrat ich den Flur und zog Schuhe und Jacke aus. Ich wollte gerade die erste Stufe hoch laufen,als mich jemand nach hinten riss.

Mir entwisch ein Aufschrei,meine Kopfhaut schmerzte. Jemand zog mich an den Haaren,die erste Treppenstufe wieder hinunter. Ich wurde gegen die Wand geschubst,mein Kopf prallte mit voller Wucht dagegen.

Für einen Augenblicke sah ich nur noch schwarz,mir war kotzübel,mir war schwindelig,meine Hände zitterten,meine Atmung ging zu schnell.

Ich hatte erst gar nicht die Zeit mich zu sammeln,denn der erste schlag traf mich auch schon mitten in den Magen.

Ich krümmte mich zusammen,ich hielt mir den Bauch fest und hustete. Mir entwisch die Luft,mir stockte der Atem,ich verschluckte mich beim Atmen.

Ich richtete mich langsam auf und sah in das Gesicht meines Vaters. Er war stockbesoffen und zeigte keine Gefühlsregung. Bevor ich rechtzeitig reagieren konnte,packte er mich so fest am Handgelenk,dass ich anfing zu schreien und mir die Tränen kamen,ich wusste,dass da ein blauer Abdruck entstehen würde.

,,Halt den Mund",zischte er und gab mir eine Ohrfeige. Ein weiteres Mal schrie ich auf,er kam noch einen Schritt auf mich zu und schlug mir mit voller Wucht ins Gesicht. Ein weiteres mal sah ich für einen kurzen Augenblick nur noch Sterne,ich sah ein grelles Licht und spürte nur noch diesen unerträglichen Schmerz.
Ich hasste meine Mutter dafür,dass sie mich in diese Situation gebracht hatte.

,,Nur wegen dir hat sie mich verlassen",brüllte er. Ich zuckte zusammen.

Ich brachte es nicht über mich auch nur einen Ton zu sagen. Wäre ich erst gar nicht nach Hause gekommen,ich hätte einfach bei Lu übernachten sollen. Mein Vater brüllte herum,ich hatte Angst,dass jeden Moment die Polizei vor der Tür stehen würde,so laut schrie er.

Ich versuchte mich aus seinem Griff zu winden,ich versuchte mich zu währen,doch er war stärker. Er drückte mich gegen die Wand.

Sein Arm drückte sich in meinen Hals,mir blieb die Luft weg. Ich versuchte zu atmen,doch es ging nicht. Ich versuchte ihn von mir zu schieben,doch er löste sich nicht.

Mir wurde schlecht,mir wurde schwindelig,ich konnte mich nicht mehr richtig auf den Beinen halten. Jeden Moment würde ich das Bewusstsein verlieren.

Ich schrie so laut ich konnte,ich schrie und schrie. Er ließ einfach nicht los. Plötzlich klingelte es an unserer Haustür und dann war ein hämmern zu hören.

Sofort löste sich mein Vater von mir und hielt mir den Mund zu. Es klingelte ein weiteres Mal und dann noch mal,als keiner öffnete hörte das klingeln auf. Ich nutze den Moment indem mein Vater abgelenkt war und rannte blitzschnell die Treppen hinauf.

Hinter mir schloss ich ab. Ich rang nach atmen. Ich hörte Schritte,dann ein klopfen gegen meine Tür und dann ein hämmern. Ich wimmerte,ich hatte Angst.

Ich schob meine Kommode vor die Tür,da ich Angst hatte,er würde die Tür aufbrechen. Ich hatte Angst in meinen eigenen vier Wänden zu wohnen.

Mein Magen schmerzte,mein Kopf pochte wie wild und meine Handgelenke brannten.
Ich hatte geschworen ihnen keine Träne mehr hinterher zu weinen,doch ich konnte nicht anders. Ich fing an zu weinen.

Ich sank an der Wand hinunter. Ich vergrub mein Gesicht zwischen meine Hände. Wieso habe ich nur gedacht,dass ich einfach hinein spazieren könnte ohne auf ihn anzutreffen?

Wie blöd musste ich gewesen sein nachhause zu kommen? Mein Handy piepte. Ich griff in meine Jeanshose und zog es hervor. Es war eine Nachricht von Zander.

Von Zander
,,Gehts dir gut?"

Von Juli
,,Ja,alles bestens"

Von Zander
,,Bist du zuhause?"

Von Juli
,,Nein,bin bei Lu"

Von Zander
,,Okay,dann gute Nacht"

Von Juli
,,Gute Nacht"

War er derjenige gewesen der geklopft hatte? Ich hoffte nicht,ich wusste nicht wie ich das erklären würde.

Ich versuchte mich zu sammeln. Ich wusste nicht wie es weiter gehen sollte. Würde es jetzt jeden Abend so sein? Würde er mich jetzt jeden Abend schlagen? Bei dem Gedanken überzog mich eine Gänsehaut. Ich legte mich ins Bett und fiel in einen unruhigen Schlaf.

Between usWhere stories live. Discover now