69 - Schule

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Die letzten Tage hatten sich endlos in die Länge gezogen. Ich hatte die letzten Tage bevor die Schule wieder los ging,im Bett verbracht.
Luisa und ihre Mutter würden erst ein Tag nach Schulbeginn zurück kommen,dass hieß für mich alleine zurück in die Schule,alleine durch die Gänge laufen und mich alleine gegen Zander und Alexander stellen.

Am liebsten hätte ich den ersten Tag blau gemacht und wäre einfach im Bett liegen geblieben,doch Georg hatte mir da einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Ich stand gerade im Badezimmer,starrte mein Spiegelbild an,das kaum wieder zu erkennen war. Mein Gesicht war bleich,so hell wie ein weißes Bettlaken. Ich hatte dunkle und tiefe Augenringe,meine Augen waren rot und geädert vom endlos langem weinen.

Ich sah einfach nur scheiße aus,wie der Tod auf zwei Beinen. Ich machte mir erst gar nicht die Mühe etwas aus meinem Aussehen zu machen oder es zu retten.

Ich band mir einen Zopf,zog mir einen schwarzen Pullover an,der mein Gesicht noch bleicher wirken ließ,als es schon war.

Ich verließ das Badezimmer und lief langsam die Treppen hinunter. Seit einer Woche hatte ich kein Fuß aus dem Zimmer,geschweige denn aus dem Bett gemacht und jetzt musste ich in die Schule.

Ich lief in die Küche und ließ mich auf den Stuhl gegenüber von Georg sinken. Er sah zu mir auf,schenkte mir ein Lächeln.
Würde es mir nicht so schlecht gehen,hätte mich diese Geste gerührt. Er versuchte wirklich ein guter Vater zu sein,tat einfach alles,was ein normaler Vater auch tun würde.

,,Freust du dich?"

Ich seufzte.

,,Juli,versuch es einfach,ich weiß wie schwer es ist,doch du schaffst es"

,,Danke",ich schenkte ihm ein schwaches Lächeln.

,,Was willst du essen?,ich mach es dir"

,,Ich habe kein Hunger"

,,Du musst was essen"

Ich sprang vom Stuhl auf.
,,Ich muss jetzt los"

Ich legte ihm beim vorbeigehen kurz meine Hand auf die Schulter und verließ dann das Haus.

Jeder Schritt der mich näher zur Schule brachte,fiel mir schwer. Meine Beine fühlten sich wie Blei an,ich wollte ihn nicht sehen.
Wenn ich an ihn dachte,könnte ich gleich wieder los heulen.

Ich starrte auf den Boden,wie ich es schon so oft getan hatte. Wie konnte ich ihm am besten aus dem Weg gehen? Vielleicht würde ich die ersten zwei Stunden Mathe schwänzen?
Vielleicht würde ich den Feueralarm auslösen? Oder gleich die Schule mit samt Zander anzünden.

Ich stand vor dem Schultor,hörte das Gelächter,die Stimmen,Gespräche.
Ich sah mich um,sah Sandy aus der 11,sah Tommy aus dem Algebra Kurs und dann sah ich Zoe.

Vielleicht hatte sie mich noch nicht gesehen,vielleicht sah sie nur zufällig in meine Richtung. Mit schnellen Schritten überquerte ich den Schulhof,fast hätte ich es geschafft,aber doch nur fast.

,,Juli",hörte ich ihre quietschende Stimme.
Ich blieb stehen und drehte mich langsam zu ihr um.

,,Zoe",antwortete ich ausdruckslos.

,,Wie waren deine Ferien?"

Ich rollte mit den Augen,ich wusste, dass sie etwas von mir wollte.

,,Bist du krank? Du siehst ja gar nicht gut aus"

Ich zwang mich zu einem Lächeln.
,,Nein,alles bestens"

,,Wo ist denn Zander?" Ihr Grinsen wurde breiter und meins verschwand.

Between usWhere stories live. Discover now