Blicke

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Hermine lief aufgeregt durch die Küche. Schnell holte sie Milch und Cornflakes aus dem Kühlschrank und platzierte diese auf dem Küchentisch. Sie waren schon viel zu spät dran. Ungeduldig schaute die Brünette auf ihre Uhr.

»Mom, reg dich nicht so auf«, schlürfte ihr Sohn verschlafen in die Küche.
Mahnend sah sie ihn an. Er zuckte nur mit den Schultern.

»Dein Vater ist schon wieder viel zu spät dran. Wir werden wegen ihm garantiert nicht zu spät kommen. Nicht schon wieder«

Den letzten Satz murmelte sie jedoch eher nur vor sich hin. Xabi erwiderte, dass sie es letztes Jahr doch noch rechtzeitig zum Bahnsteig geschafft hatten. Das dies aber dennoch sehr knapp gewesen war und das er sich bewusst machen sollte, dass er deshalb fast sein 1. Schuljahr verpasst hatte, versuchte sie ihm erneut klar zu machen.

Als Antwort verdrehte er nur die Augen. Viel zu oft hatte er sich diese Geschichte schon anhören müssen. Passend klingelte es erlösend an der Tür. Hecktisch zog Hermine ihren Sohn an die Tür, welche sie dann öffnete.

»Schön, dass du es auch noch geschafft hast«, begrüßte sie ihn ironisch.
Er erwiderte, dass er sich auch freue sie zu sehen und umarmte freudig seinen Sohn. Seit der Scheidung sah er ihn nicht oft.

Zusammen machten sie sich auf dem Weg zum Bahnhof Kings Cross.
Dort liefen sie mit dem Gepäckwagen durch die Absperrung zum Gleis 9 3/4.
Hermine war auch noch nach all den Jahren aufgeregt wie am ersten Tag, als sie dies sah. Sie vermisste es in diesen Zug einzusteigen, davon zu fahren und Hogwarts zu betreten.

Dies hätte so sein können, doch sie hatte damals statt dem Lehrerjob, den Job im Ministerium angenommen. Und mit dieser Entscheidung war sie heute auch mehr als glücklich.

Xabi wollte schon davon rennen und in den Zug einsteigen, doch Hermine hielt ihn am Arm fest.

»Du wirst dich doch wohl noch von deinen Eltern verabschieden mein Lieber«, neckte sie ihn. Eric und Hermine schlossen ihn in eine feste Umarmung. Zum Abschied gab Hermine ihm noch einen Kuss auf die Wange.

Diese wischte Xabi sich schnell ab. »Bäh Mama. Sowas ist eklig«
Hermine lachte nur fies.

Traurig sah sie ihm nach, als er in den Zug einstieg. Es war immer wieder aufs neue erschreckend, wie schnell doch die Zeit verging. Er war doch eben noch so klein und unschuldig gewesen und jetzt würde er schon das 2. Schuljahr in Hogwarts antreten. Dennoch war sie auch furchtbar stolz auf ihn.

Er war garnicht so schlecht geraten, trotz der Scheidung. Es war nicht einfach für ihn gewesen, dass zu akzeptieren. Doch die Ehe mit Eric hatte sich einfach anders entwickelt, als es sein sollte. Es hatte nicht unbedingt daran gelegen, dass sie ihn nicht mehr geliebt hatte.

Ihr hatte einfach irgendwas gefehlt.
Es war nicht die wahre Liebe gewesen, dass hatte sie sich vor Monaten eingestehen müssen. Doch sie hoffte, dass sie diese Liebe eines Tages finden würde.

»Es ist jedes Mal aufs neue seltsam sie gehen zu lassen, nicht wahr?«, ertönte eine bekannte Stimme neben ihr.

Es waren Harry und Ron, die sie angrinsten. Die beiden hatten sich kein bisschen verändert. Sie waren immer noch unzertrennlich. Glücklich umarmten sie sich.

Das Trio tauschte sich eine Weile über die letzten Wochen und wichtige Neuigkeiten aus.
Bis Hermine etwas seltsames erblickte.

Es war Malfoy, der einen ihm wie aus dem Gesichts geschnitten Jungen umarmte. Sie betrachtete dieses Geschehen eine Weile. Es musste wohl sein Sohn sein. Außerdem entging ihr nicht wie attraktiv ihn das Alter gemacht hatte. Seine Gesichtszüge waren viel maskuliner und definierter.
Hermine erwischte sich, wie sie ihn anstarrte.

Was zum Teufel tat sie da?

Er hatte sie zu Schulzeiten gepeinigt und jetzt schmachtete sie ihn an. Das könnte einfach nicht richtig sein.

Ein anderes Detail entging ihr ebenfalls nicht. Er war allein. Ein so attraktiver Mann wie er hatte doch bestimmt eine Frau und eine glückliche Ehe.

»Sagt mal, warum ist Malfoy eigentlich allein?«, warf sie die Frage in den Raum.

Harry und Ron sahen sie an.
Harry hatte plötzlich diesen mitleidigen Blick und fragte, ob sie es denn garnicht wisse.
Hermine meinte, nicht zu wissen wovon er redete. 

»Seine Frau ist letztes Jahr gestorben«

Hermine schaute ihn geschockt an. Nun ergab das ganze Sinn.

Erneut richtete die Hexe ihren Blick in seine Richtung. Diesmal wurde sie dabei von ihn ertappt, denn auch er schaute nun in ihre Richtung.
Als sich ihre Blicke trafen, breitete sich ein ungewohntes, aber auch irgendwie bekanntes Gefühl in Hermine aus.

After All These YearsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt