Überraschung

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Erleichtert öffnete sie die Badezimmertür. Entspannt und gelassen atmete sie ein und wieder aus. All ihre vorherigen Gedanken waren wie weggespült. In ihrem Kopf herrschte nun ausgeglichene Leere. Als sie schließlich aus dem dampfenden Bad schlürfte, fühlte sie sich wie neu geboren.

Aufgrund dessen, tastete die Hexe nach ihrem Zauberstab und schwang diesen leicht. Daraufhin ertönte leise spanische Musik im Raum.

Wie sehr sie diese Art von Musik doch liebte. Sowie generell alles, was mit der spanischen Kultur verbunden wurde. Das Essen, die Musik, die Sprache, die Städte und natürlich die Männer.

Schmachtend seufzte sie auf, während sie sich zum Rhythmus der Musik bewegte. Schon oft hatte sie es bereut, kein Austauschjahr gemacht zu haben.
Dann würde sie jetzt vielleicht in der Sonne liegen, einen Cocktail schlürfen und ihren muskulösen Mann beim schwimmen beobachten. Doch das Schicksal hatte etwas ganz anderes für sie vorgesehen.

So war letztendlich nur ein Hauch von Spanien in ihr Leben getreten.
Der Name ihres Sohnes. Dieser war jedoch dennoch das Beste, was ihr je passiert war.

Bei dem Gedanken an ihren Sohn, wurde ihr warm ums Herz. Er war das Beste, was sie je geschaffen hatte. Keine schulischen Ergebnisse, bezwungene Abenteuer oder erreichte berufliche Ziele würden dies je übertreffen. Mit diesem Gefühl des Stolzes, kam auch plötzlich das Vermissen.

Er war nun schon eine Weile in Hogwarts, doch die nächsten Ferien standen bald vor der Tür. Dies erfüllte die junge Mutter mit Vorfreude.
Vor wenigen Tagen hatte sie ihm einen Brief mit der Frage zukommen lassen, ob er in den Ferien nach Hause kommen würde.

Ihr war bewusst, dass dies eventuell nicht geschehen würde, da Xabi sehr nach ihr kam, aber einen Versuch war es dennoch wert gewesen.

Auch sie hatte ihre Ferien lieber mit Harry und Ron in Hogwarts verbracht und Abenteuer erlebt, als Zuhause mit ihren Eltern zu sitzen.

Wehmütig dachte sie an diese Zeit zurück. Es waren so viele schöne Jahre gewesen und ihrem Sohn wünschte sie diese Erfahrungen ebenso.
Auch wenn sie ihm den Teil mit dem in Schwierigkeiten bringen, lieber ersparen würde. Sie war sich jedoch durchaus bewusst, dass er nunmal ein Granger war. Überdurchschnittlich intelligent, aber dennoch vom Ärger magisch angezogen.

Da kam Hermine plötzlich in den Sinn, dass seine Antwort eventuell bei den angekommen Briefe enthalten sein könnte. Hastig sprang sie auf das Sofa und durchsuchte die Briefe.

Erst blätterte sie durch lauter Rechnungen, bis sie schließlich zum letzten Brief kam. Dieser zierte ihre Adresse in seiner geschwungenen Handschrift. Behutsam ließ sie ihren Finger über das Pergament streichen.
Daraufhin begannen Hermines Augen zu strahlen. Sie musste zugeben, dass sie sich in der großen Wohnung oft etwas allein fühlte.

Voller Spannung riss sie den Brief auf und entnahm das Papier. Ihre Augen flogen nur so über die Zeilen.

Doch dann verflog die vorherrschende Euphorie schlagartig. Geschockt faltete sie den Brief wieder zusammen und legte ihn beiseite. Wie in Trance verweilte sie einige Minuten mit starrem Blick auf dem Sofa.

Doch dann hielt Hermine es nicht länger aus und explodierte einfach.
Mit wutverzerrtem Gesicht riss sie das Schriftstück aus dem Umschlag und überflog ihn. Sie musste sicher gehen, dass sie sich gerade wirklich nicht verlesen hatte. Erneut traf sie der Schlag.

Das könnte einfach nicht wahr sein. Was war bloß los? Warum passierte ihr das nur? Konnte er nicht einfach verschwinden?

Malfoy hatte sich soeben wieder in ihr verkorkstes Leben geschlichen.
Einfach so war er da. Schon wieder. Sie wurde ihn seit der Bewegung, nach all den Jahren am Bahnsteig einfach nicht mehr los.
Erst auf Arbeit, dann Zuhause in ihren Gedanken und jetzt war ihr Sohn auch noch in diese ganze Sache involviert. So langsam lief das Fass über.

Hermine würde ihn nämlich durchaus in den Ferien wieder sehen, doch diese Art des Wiedersehens erfreute sie keinesfalls.

Er hatte die Bombe platzen lassen und ihr mitgeteilt, dass sie in den Ferien nach Malfoy Manor eingeladen wurden. Die Vorstellung zwei Wochen mit Malfoy in einem Haus zu verbringen, löste einen Würgereiz in ihr aus.

Anscheinend seien ihr Sohn und sein Sprössling beste Freunde in Hogwarts geworden. Das hatte ihr ja gerade noch gefehlt.

Widerwillig begann die Brünette Pergament und eine Feder herauszusuchen und eine Antwort zu verfassen. Sie benötigte mehrere Anläufe, um dies in die Tat umzusetzen. Immer wieder rang sie mir sich.

Sollte sie es ihm verbieten oder einfach nachgeben?

Da es wahrscheinlich wenig Sinn ergeben würde, ihm diesen Aufenthalt zu untersagen, entschied sie sich widerwillig für zweites. Ihrem Sohn konnte sie nunmal einfach nichts abschlagen. Bei ihm bracht ihre taffe Fassade und sie wurde weich.
Außerdem wollte sie ihm nicht die Chance auf das Festigen sozialer Kontakte vereiteln. Sie wusste selbst wie wichtig gute Freunde waren. Dies hatte sie nicht nur einmal am eigenen Leib erfahren.

Die Hexe vollendete ihren letzten Satz und versiegelte zum Schluss den vor ihr liegenden Brief. Lange schaute sie diesen eindringlich an.

Vielleicht würden diese zwei Wochen möglicherweise auch keine Qual werden. Schließlich war Malfoy Manor riesig. Sie selbst war noch nie dort gewesen, doch die Erzählungen eilten seinem Ruf voraus.
Dies beruhigte die aufgelöste Hexe etwas. Jedoch schwang ein mulmiges Gefühl beim Gedanken an Malfoy und diese Wochen mit sich.

Das Zustimmen dieser Bitte würde bestimmt noch eine Konsequenzen mit sich ziehen.

After All These YearsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt