Ankunft

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Ungeduldig wurde von einem Fuß auf den anderen gewippt. Immer wieder strich die junge Hexe sich ihre langen brauen Haare nach hinten. Ihr Blick war starr auf die leeren Schienen gerichtet. Ihre Ungeduld wurde jedoch schnell gestillt, als mit lautem dampfen der Hogwartsexpress einfuhr.

Quitschend und den Dampf aus dem Schornstein stoßend, kam dieser zum Stehen. Türen wurden aufgerissen und man vernahm das erleichterte Seuftzen der wartenden Eltern.
Der leere Bahnsteig füllte sich mit einer Masse an Schülern, welche sich den Weg zu ihren Eltern bahnten und diesen dann in die Arme fielen. Es waren nach Hermines Empfinden mehr, als im vorherigen Jahr.

Mit scharfem Blick suchte sie die Schülermasse nach ihrem Schützling ab.

»Sie finden einen von ganz allein«, raunte eine tiefe Stimme neben ihr, aufgrund dessen sie kurz panisch zusammen zuckte.

Einige Eltern sahen sie irritiert an. Na toll. Jetzt war sie die seltsame Mutter, die zuckend am Bahnsteig herum hüpfte.

Ihre Augen sahen nun finster in seine grauen Augen. Was schlich er sich auch so an. Malfoy hatte jedoch nur ein breites Grinsen auf den Lippen. Hermine steckte ihm die Zunge raus, was Malfoy nur noch mehr zum Lachen brachte.

Oh Gott. Was war bloß in sie gefahren?

Sie war doch kein Kind mehr. Der Blondhaarige brachte sie einfach immer wieder aus dem Konzept. So langsam begann Hermine zu glauben, dass hier Magie im Spiel war. Das konnte nicht mit rechten Mitteln zu sich gehen und schon garnicht bei einem Malfoy.

Jedoch zwang Hermine sich zu beruhigen und ihre Vorurteile beiseite zu schieben. Vielleicht konnte er sich geändert haben, aber nur vielleicht.
Beschämt sah sie zu Boden.

»Papa, ärgerst du etwa Xabi's Mutter? Ich hab doch gesagt, dass du nett sein sollst«, hing nun ein Abziehbild, des neben ihr Stehenden an seinem Bein.

Mit ebenfalls großen grauen Augen sah dieser ihn an. Hermine brach in schallendes Gelächelt aus, was sie einen mahnenden  Blick von Malfoy ernten ließ. Auch seinen Sohn sah er mit dem bekannten Bring-mich-nicht-in- Schwierigkeiten Blick an.

Der Kleine gefiel ihr auf Anhieb. Hermine verstand, warum ihr Sohn ihn mochte und war zufrieden über seine Wahl.

Nur mit dem dazugehörigen Vater nicht so wirklich. Sie würde jedoch lernen müssen, damit umzugehen.

Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie von einigen Eltern mit misstrauischen Blicken gelöchert wurden. Unter einigen wurde getuschelt.

Da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Diese Konstellation musste sehr seltsam für Außenstehende wirken.
Sie holten zusammen ihre Kinder von Bahnhof ab und waren damals Erzfeinde gewesen. Sie hoffte das dies nicht falsch verstanden werden würde.
Auf die Tatsache, dass andere dachten die Beiden seien ein Paar, konnte sie gern verzichten. Dies würde nämlich garantiert nie geschehen.

Dafür war in der Schulzeit zu viel  schlechtes zwischen ihnen gewesen. Aber die Leute redeten schließlich gern.

Hermine erwischte sich wieder, wie sie ihn bei diesen Gedanken anstarrte. Schon allein, dass sie darüber nachdachte war ihr nicht ganz geheuer.
Ihre Wangen färbten sich in einem leichten Rotton und sie hoffte sehnlichst, dass er dies nicht mitbekam. Auf noch so ein dämliches  Grinsen konnte sie ebenfalls verzichten. Anscheinend konnte sie im Bezug auf ihn, auf ziemlich viel verzichten.

Zusammen steig das Quartett in eine schwarze Limousine, welche vor dem Bahnhofsgebäude geparkt worden war.
Vorher wurden die Koffer der Jungs von einem älteren Herren, der sich als Chauffeur herausstellte, in den Kofferraum geladen. Hermine war erstaunt, dass sie nicht mit Magie, sondern mit einem Muggelautomobil reisten. Die Malfoys waren schließlich für ihren Hang zur ständigen Magienutzung bekannt. Jedoch war sie über diese Veränderung erfreut und musste unwillkürlich lächeln.

Nach einigen Minuten Fahrt, kam das Auto zum Stehen und die Türe wurde geöffnet. Hermine verließ dieses als Letzte.
Als sie ihren Kopf hob, erblickten ihre Augen etwas unglaublich schönes.

Malfoy Manor.

Es war riesig und anders, als sie es sich vorgestellt hatte. Jedoch war es gut anders. Sie mochte es.
Vorfreude stieg in ihr auf, wenn sie an die Inneneinrichtung dachte.

Vielleicht würden die Wochen garnicht so schlecht werden, wie angenommen.

Als sie jedoch feststellte, dass ihr Zimmer direkt neben Malfoys lag, verflog die Vorfreude schlagartig. Zu allem Überfluss teilten die Beiden sich auch noch ein Bad. Dieses Haus verfügte vermutlich über 10 Badezimmer und gerade sie teilten sich eins. Ihr kam der Verdacht, dass er dies vorsätzlich so organisiert hatte.

Wünschte er sich etwa in ihre Nähe oder wollte er sie einfach nur zur Verzweiflung bringen?

Hermine war sich über die Antwort nicht sicher. Seitdem er wieder in ihrem Leben war, war es einziges auf und ab in ihren Gedankengängen.

After All These YearsWhere stories live. Discover now